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Test: Oberheim OB-X8 Desktop-Synthesizer, Tischversion

Oberheims Flaggschiff in der Desktop-Version

24. April 2024
Oberheim OB-X8 Desktop im Studiotest

Oberheim OB-X8 Desktop im Studiotest

Womit hängt es eigentlich zusammen, wenn mich ein Instrument komplett in Bann zieht und ein „ich-muss-nur-kurz-etwas-ausprobieren“ in einer mehrstündigen Session endet? Der OB-X8 (als Desktop-Version) ist eines dieser raren Instrumente, die für mich nicht nur gut klingen, sondern das „gewisse Extra“ haben und von denen ich mich nicht mehr losreißen kann. Weshalb das so ist, versuche ich im folgenden Test ergründen.

Oberheim OB-X8 Desktop Nahaufnahme

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Es gibt diese besonderen Momente im Leben eines AMAZONA.de Autors, auf die man sich wochenlang freut: ein OB-X8 Desktop. Ein echter Oberheim, kein besser oder schlechter geglückter Klon, sondern der offizielle Nachfolger der großen Oberheim OB-X, Oberheim OB-Xa, Oberheim OB-SX und Oberheim OB-8. Entwickelt von teilweise denselben Personen in Zusammenarbeit mit Sequential Circuits. Ein Synthesizer, dessen Ankündigung bei vielen Musikern und Synthesizer-Enthusiasten zu Schnappatmung führte und bereits eine Legende war, ehe das erste Modell ausgeliefert wurde. Wie kann man da als Tester objektiv bleiben?

Der Oberheim OB-X8 wurde auf AMAZONA.de schon ausgiebig getestet, wozu also noch ein Test der Desktop-Variante mit der gleichen Klangerzeugung? Erstens lassen wir uns in der Redaktion bei solchen Anfragen nicht zweimal bitten, denn schließlich haben wir es mit einem der schillerndsten Namen der Synthesizer-Geschichte zu tun. Und zweitens hat jeder Tester sein eigenes Vorgehen. Meinen Bericht sehe ich als Zweitmeinung aus der Sicht eines Live- und Session-Musikers, der Synthesizer weniger als Objekte der Begierde oder Kunstgegenstände betrachtet, sondern als Instrumente oder nüchterner: als Werkzeuge. Und drittens – nicht ganz zu verachten – unterscheidet sich die Desktop-Variante eben doch in einigen Punkten vom Keyboard-Modell, etwa durch kleinere Potiknöpfe.

Oberheim OB-X8 Desktop von vorne

Ich werde versuchen, meine Ehrfurcht und Respekt  beiseite zu legen und den OB-X8 danach zu beurteilen, wie er mich inspiriert, wie schnell ich mit ihm musikalische Ideen umsetzen und welches andere Equipment dadurch ersetzt werden kann. Dabei möchte ich eines vorausschicken: Finanzielle Aspekte interessieren mich nur am Rande. Ich werde nicht in die Diskussion einsteigen, ob dieser Synthesizer “sein Geld wert sei” oder nicht, da dies eine persönliche Entscheidung ist. Im Vergleich zu Vintage-Oberheims ist der Preis des OB-X8 Desktop als durchaus moderat zu bezeichnen, von akustischen Instrumenten wie Saxophonen, Bassklarinetten, Celli, Geigen oder Flügeln ganz zu schweigen. Zudem denke ich, dass wer sich gezielt einschränkt und nicht dem gedanklichen Zwang erliegt, jeden interessanten Synthesizer besitzen zu wollen, sich auch einen OB-X8 leisten kann. Mein Fokus liegt auf der Frage, worin sich der OB-X8 von anderen aktuellen Synthesizern und Software unterscheidet. Gibt es ein objektives Alleinstellungsmerkmal, abgesehen vom klangvollen Namen?

Steckbrief OB-X8 Desktop

  • analoger Synthesizer mit 8 Stimmen
  • zweifach multitimbral (Split und Layer-Sounds)
  • 2 Oszillatoren basierend auf OB-X respektive Oberheim SEM
  • Schwingungsformen: Sägezahn, Rechteck, Dreieck
  • Hard-Sync, Crossmodulation, Steuerung der Frequenz von VCO2 durch die Filterhüllkurve
  • Rauschgenerator
  • 3 Filtertypen: SEM (2-Pol-Pilter mit Tiefpass, Bandpass, Hochpass und Bandsperre), OB-Xa 2-Pol und OB-Xa 4-Pol
  • Modulation: 2 digitale ADSR-Hüllkurvengeneratoren für Filter und Lautstärke mit unterschiedlichen Charakteristiken (OB-X, OB-Xa/OB-8)
  • LFO: digital erzeugt, 5 Schwingungsformen, 6 Ziele. Frequenzbereich: 15 Sekunden pro Zyklus bis 50 Hz, über eine eigene Hüllkurve steuerbar
  • LFO 2: digital erzeugt, 6 Schwingungsformen, nur für Vibrato.
  • Arpeggiator: 4 Modi (Up, Down, Up&Down, Zufall); Tonumfang: 1 – 5 Oktaven, zu externer Clock synchronisierbar.
  • Velocity über MIDI zur Steuerung der Filter-Cutoff-Frequenz und/oder der Lautstärke
  • (polyphoner) Aftertouch: Filter-Cutoff-Frequenz und/oder LFO-Modulation
  • Abmessungen : 55,8 x 21,59 x 10,16 cm
  • Gewicht: ca. 4,3 kg

Anschlüsse des Desktop-Synthesizers

Der OB-X8 bietet mehr Anschlüsse, als ich erwartet hätte: Audioausgang als Stereopaar und dedizierte Mono-Buchse, analoge Eingänge für Clock, Tonhöhe, Filtereckfrequenz und Lautstärke sowie – für ein Modul keine Selbstverständlichkeit – eine Buchse zum Anschluss eines Sustainpedals. Die digitale Seite ist durch ein vollständiges MIDI-Trio und USB ausreichend abgedeckt, während die Stromversorgung  über ein Kaltgerätekabel erfolgt und dank Universalnetzteil auch bei 110 V und 60 Hz funktioniert. Einziger Wermutstropfen ist wie so oft die Kopfhörerbuchse auf der Rückseite, wo sie definitiv nicht hingehört.

Oberheim OB-X8 Desktop von oben.

Vom SEM bis OB-8: Die Klangerzeugung des OB-X8

Vollmundig wird der OB-X8 als neue Version des OB-X, OB-Xa und OB-8 angepriesen, deren Klangcharakteristiken alle im neuen Modell vereint seien. Dies ist nicht ganz korrekt, da zwar verschiedene Filter und Hüllkurvengeneratoren vorhanden sind, die Oszillatoren sich hingegen am diskreten Design des OB-X und somit am SEM orientieren, im Gegensatz zu den Curtis CEM3340 Chips der späteren Modelle.
Leicht irritiert war ich von der Anwahl der Schwingungsformen: Beide Oszillatoren bieten je einen Schalter für die Schwingungsformen Sägezahn und Rechteck, die somit auch gleichzeitig aktiviert werden können. Wenn beide LEDs aus sind, bleibt der VCO indes nicht stumm, sondern aktiviert die Schwingungsform Dreieck.
Die Pulsbreite lässt sich für beide Oszillatoren gemeinsam oder – bei gehaltenem Schalter der Rechteckschwingung von VCO 1 oder 2 – auch individuell regeln. Gestimmt wird in Halbtonschritten und ausschließlich nach Gehör, da die Werte der Bedienpotis nicht im Display angezeigt werden. Zur Feinstimmung findet sich das Poti „Osc2 Detune“ mit einem eingeschränkten Wertebereich von maximal einem Halbton in beide Richtungen, was sehr feine Verstimmungen und Schwebungen ermöglicht.
Die beiden VCOs lassen sich hart synchronisieren und crossmodulieren, wobei die Tonhöhe von VCO 2 auch über den Hüllkurvengenerator gesteuert werden kann.

Oberheim OB-X8 Desktop Oszillatoren

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3 Oberheim-Filter stecken im OB-X8 Desktop

Über den legendären Klang von Oberheim Filtern braucht man nicht lange zu diskutieren. Der OB-X8 wird diesem Erbe mit drei Filtertypen gerecht:
– SEM Filter, 2-polig (aus dem OB-X)
– Curtis Filter, 2-polig (OB-Xa)
– Curtis Filter, 4-polig (OB-Xa und OB-8)
Zudem stehen beim SEM Filter über das Menü auch die Hochpass-, Bandpass- und Bandsperrenvarianten zur Verfügung. Alle Filtertypen besitzen ihren eigenen Charakter und klingen durchwegs voll und im besten Sinne des Wortes analog. Die Resonanz reicht übrigens in keinem Modus bis zur Selbstoszillation. Etwas schade ist, dass das SEM Filter nicht morphbar ist wie beim OB6. Auffallend sind die Pegelunterschiede, die ich beim folgenden Klangbeispiel bewusst nicht angeglichn habe. Besonders gefiel mir der seidige Charakter des SEM Filters.

Oberheim OB-X8 Desktop Filter

Die Modulationen des OB-X8 Desktop

Trotz aller historischer Genauigkeit des OBX8 gehen die Entwickler bei den Modulationen neue Wege und nutzen für die LFOs und Hüllkurvengeneratoren digitale Algorithmen. Der Vorteil davon ist – nebst den wahrscheinlich geringeren Kosten – dass die unterschiedlichen Charakteristiken der Hüllkurvengeneratoren nachgeahmt werden können. Im Page 2 Menü kann zwischen „OB-X/Xa“ und „OB-8“ ausgewählt werden. In den folgenden Klangbeispielen ist jeweils zuerst die OB-X- und danach die OB-8 Hüllkurve zu hören.

Oberheim OB-X8 Desktop Envelopes

Die unterschiedlichen Hüllkurven des OB-X8 (Darstellung aus der Bedienungsanleitung)

Der LFO bietet fünf Schwingungsformen (Sinus, Rechteck, Sägezahn steigend und fallend sowie Sample/Hold) und kann über zwei Busse auf sechs Ziele geleitet werden. Die Wirkungsweise des LFOs kann für beide Busse getrennt über eine Mini-Hüllkurve gesteuert und verzögert werden; auch eine Triggerung über die Tastatur ist möglich. Zusätzlich verfügt der OB-X8 über einen dedizierten Vibrato-LFO, dessen Schwingungsform über das Menü gewählt wird. Die Anschlagdynamik steuert Filtercutoff und die Lautstärke, der polyphone Aftertouch den LFO und das Filter, wobei jeweils auch beide Ziele gleichzeitig modulierbar sind. Dies ist vergleichsweise mager – PolyBrute, Prophet 8 und auch der Moog One bieten hier viel mehr – unterstreicht aber den klassischen Ansatz des OB-X8. Typische Oberheim-Sounds brauchen nicht mehr.

Volle Breite: Der Oberheim Panorama-Effekt

Typisch Oberheim ist die Panning-Funktion, die mit verschiedenen Modi die Stimmen im Stereobild verteilt:
– 4L4R: Stimmen Nr. 1-4 links, Stimmen Nr. 5- 8 rechts
– PingPong: abwechselnd links und rechts
– Splayed: Die Stimmen werden graduell von links (Stimme Nr. 1) bis rechts (8) verteilt
– Spread: Kombination aus PingPong und Splayed (Die Stimmen erklingen abwechselnd links und rechts mit immer extremeren Panorama-Werten).

Die Stärke des Stereo-Effekts ist in drei Stufen (Full, Half, Quarter) einstellbar, eine manuelle Verteilung der Stimmen im Panorama ist hingegen nicht möglich. Musikalisch macht der Panorama-Effekt viel aus; gerade Flächensounds gewinnen an Breite (wer hätte das gedacht?), so dass man es etwas bedauert, dass das Panning nicht auch über den LFO oder die Hüllkurve gesteuert werden kann. Aus meiner Sicht ein ungenutztes Potential.

Im folgenden Klangbeispiel beginne ich mit einem Oszillator in Mono. Schrittweise kommt ein zweiter VCO dazu, der langsam verstimmt wird, gefolgt vom Vintage-Parameter. Zum Schluss aktiviere ich das Splayed-Panning.

Der OB-X8 Desktop in der Praxis

Der OB-X8 ist solide verarbeitet und fühlt sich vom ersten Moment vertraut an. Schon nach kurzer Zeit konnte ich ihn defacto blind bedienen, was auch mit der aufgeräumten Bedienoberfläche zusammenhängt. Hier klickt man kaum je auf den falschen Knopf oder verstellt aus Versehen ein Poti, was auf der Bühne nicht zu verachten ist. Dabei bleibt das Instrument angenehm kompakt und leicht und lässt sich problemlos unter den Arm klemmen.
Im Vergleich zur Tastenversion sind die Master-, Control- und Arpeggiator-Sektionen am oberen Rand zusammengefasst, während das Master-Tune-Poti weggefallen ist und über das Global-Menü eingestellt wird. Nicht ganz glücklich bin ich mit den Beschriftungen, die oberhalb der Potis angebracht sind und somit häufig durch diese verdeckt werden. Aber auch dies ist eine Reminiszenz an die historischen Vorbilder.

Oberheim OB-X8 Desktop Filter 2

Positiv ist hingegen die Anordnung des Displays am unteren Rand, das trotz der geringen Ausmaße gut ablesbar ist. Die Potis kennen die heute üblichen drei Modi: Jump (Parameter springt sofort auf den neuen Wert), Pass Through („Abholmodus“) und Relative, bei dem der Parameter auf den verbliebenen Reglerweg verteilt wird. Jeder Modus hat seine Vor- und Nachteile; im Studio ist der Jump-Modus praktisch, auf der Bühne würde ich Pass Through oder Relative wählen.

Die einzelnen Sounds werden durch das klickende Drehrad und die acht Programmer-Taster angewählt. Für Split- und Dualsounds stehen eigene Speicherplätze zur Verfügung, die lediglich auf die Ursprungsklänge verweisen, diese aber nicht gesondert speichern. Werden diese editiert, verändern sich somit auch die entsprechenden Dual- und Splitsounds. Außerdem ist es nicht möglich, beim Sounddesign einen Klang zu einem Dual- oder Splitsound zu erweitern, wie man es von anderen Instrumenten gewohnt ist. Stattdessen müsste man den Klang erst speichern, um ihn anschließend in ein neues Dual- oder Splitpgramm zu importieren.

Der OB-X8 war in der gesamten Testphase stets sauber kalibriert und gestimmt, selbst direkt nach dem Einschalten. Wem dies zu „sauber“ ist, wird Gefallen am Vintage-Parameter finden, der die Feinstimmung der Oszillatoren einem gewissen Zufall unterzieht.

Oberheim OB-X8 Desktop Vintage Knob

Als Eingabe-Keyboard nutzte ich das Osmose von Expressive E, dessen feinfühlige Klaviatur polyphonen Aftertouch sendet und problemlos mit dem OB-X8 funktionierte.

Trotz aller Sympathie bleiben auch beim OB-X8 ein paar objektive Kritikpunkte bestehen: Dass das Display zwar die Werte der Page-2-Parameter anzeigt, aber nicht diejenigen des Bedienpanels, ist weder logisch noch praktisch, während die Frequenz der LFOs auch gerne alternativ in BPM dargestellt werden könnten. Überhaupt ist es etwas schade, dass die LFOs nicht zu einer externen Quelle synchronisierbar sind – über MIDI-Clock oder Triggerimpulse –, da dies bei digitalen LFOs technisch möglich wäre. Außerdem wünschte ich mir eine freie Zuweisung der drei Audioausgänge bei Split- und Dualsounds, um diese getrennt mit externen Effekten zu bearbeiten. Und zu guter Letzt soll nicht unerwähnt bleiben, dass aktuell nur die Bedienungsanleitung der Tastaturversion des OB-X8 erhältlich ist, in der die Besonderheiten des Desktop-Modells keine Beachtung finden.

Der Klang des Analogsynthesizers

Der OB-X8 ist einer derjenigen Synthesizer, über dessen Klang man nicht viele Worte verlieren muss. Er klingt voll, warm, lebendig und druckvoll, bei Bedarf aber auch schillernd und filigran. Beim OB-X8 stellt sich bei mir ein ähnliches Gefühl ein, wie wenn ich an einem guten Flügel, Rhodes oder einem Original-Minimoog sitze: Er fühlt sich wie ein echtes Instrument an.

Die musikalische Qualität von Oberheim zeigt sich auch in der Parameterskalierung, die sich für alle Regler passend anfühlt. Feinstimmung, Filtercutoff und Hüllkurvenzeiten lassen sich ohne jegliche Lernphase auf Anhieb sinnvoll einstellen. Etwas, das mir bei anderen (vor allem virtuell analogen Synthesizern) nicht immer gelang. Die Stärken des OB-X8 liegen – wie nicht anders zu erwarten – bei tonal-spielbaren Klängen wie Flächen, Streicher, Synth-Bläser, Bässe und Leads und weniger bei experimentellen Sounds. Ein Synthesizer für schöngeistige Klänge.

Bei aller Begeisterung für den OB X8 haben sich um das Page 2-Menü kontroverse Diskussionen entspannt. Im Test fiel mir dies nur punktuell negativ auf, im Gegenzug genoss ich die Vorteile einer aufgeräumten Oberfläche. Auch bei bei den Lautstärken der Oszillatoren und des Rauschgenerators konnte ich mich mit Oberheims Konzept anfreunden. Was mich hingegen störte, war das gerasterte Endlospoti für die Page 2 Parameter, das fünfeinhalb Umdrehungen braucht, um einen Oszillator langsam von Null bis Maximum einzublenden.

Oberheim OB-X8 Desktop seitlich

Interessante Kombination: Expressive E Osmose steuert einen OB-X8

Der OB-X8 ist nicht der kompromisslose „Übersynthesizer“ wie ein Moog One, kein Modulationsmonster wie der Polybrute; auch andere zeitgenössische Dinge wie Integration in eine DAW sind bei manchen Konkurrenten besser gelöst. Der Oberheim wirkt vergleichsweise bescheiden und konzentriert sich auf zwei Aspekte, die für Live-Musiker relevant sind: Klang und einfache Bedienung. Dazu gehört auch, dass das Bedienfeld so aufgeräumt wie möglich gestaltet ist und einige wichtige Funktionen ins Page 2-Menü verlegt wurden.

Ich denke, dass das größte Problem bei der Entwicklung einer Neuauflage legendärer Synthesizer die unterschiedlichen Erwartungen sind: Auf der einen Seite Musiker, die mit den Originalen vertraut sind und auf eine haargenaue Kopie des Klanges achten und auf der anderen Seite solche, die den Klang und Ruhm zwar kennen, aber in erster Linie einen gutklingenden Synthesizer suchen, der auch aktuellen Standards und Bedürfnissen entspricht. Selbst zähle ich mich zur zweiten Gruppe und schätze am OBX8 zwei Dinge: Klang und intuitive Bedienung. Vom ersten Moment an fühlte er sich vertraut an, obwohl ich noch nie einen polyphonen Oberheim besessen habe.
Oberheim OB-X8 Desktop mit weiterem Studioequipment

Ausgehend vom ersten Preset entwickelte ich eigene Klänge, die immer auf ihre Weise gut klangen. Alle Parameter scheinen mir perfekt skaliert mit riesigen Sweetspots, so dass eigene Klänge ohne Anstrengung gelingen.

Interview mit Tom Oberheim

An dieser Stelle noch ein Hinweis auf ein Interview, das ich fast genau vor einem Jahr mit ihm führen durfte – HIER KLICKEN.

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Fazit

Mit seinem letzten Synthesizer legt Tom Oberheim den Fokus auf das Wesentliche und befreit das Konzept Polyphoner Analog-Synthesizer von allem unnötigen Balast, wozu man ihm und seinem Entwicklerteam nur gratulieren kann. Nach Funktionen betrachtet ist der OB-X8 jedem seiner Konkurrenten unterlegen, selbst der günstigere OB6 bietet mehr Modulationsziele und zudem Effekte. Auch klanglich mag es Alternativen geben: Den virtuellen Eight Voice von G-Force könnte ich im Blindtest nicht vom OB X8 unterscheiden. Der OB X8 bietet hingegen ein besonderes Klang-Spiel-Erlebnis, das mit keiner Software simuliert werden kann. Dieser Synthesizer will angefasst werden; es ist Teil des Spiels, den Klang laufend anzupassen mit einer durchdachten Auswahl an Parametern. Der OB X8 besticht durch seine Liebe zu klanglichen Details. Die Oszillatoen haben genau das richtige Maß an Variationen und Ungenauigkeiten, um lebendig aber nicht verstimmt zu klingen. Zusätzlich kann man die Oszillatoren mit dem sehr fein justierbaren bipolaren Detune-Regler noch weiter auseinander ziehen, was angenehm breit und flächig klingt. Analoges Feeling vom Feinsten.

Im Gegensatz zu anderen Neuauflagen klassischer Synthesizer ist der OB-X8 eine Weiterentwicklung, basierend auf vier Modellen, die bei allen Ähnlichkeiten teils wichtige Unterschiede aufwiesen. Dass all dies in einem Instrument zusammengefasst wird, öffnet neue Möglichkeiten. Der OB-X8 ist kein Klon, sondern überträgt das Vermächtnis Oberheims in die heutige Zeit. Dass keine Effekte integriert sind, irritierte mich nur auf dem Papier; beim Spielen vermisste ich sie kaum. Der Grundklang ist derart voll, lebendig und warm, dass Effekte diesen eher verwässern würden. Hingegen wären Einzelausgänge für die Lower- und Upper-Sounds sinnvoll.

Dass auch ein OB-X8 nicht perfekt ist, versteht sich von selbst, wobei ich persönlich nicht in die allgemeine Kritik der Page-2 Parameter einstimmen möchte, da ich den übersichtlichen Aufbau sehr schätze. Mit den fehlenden Lautstärkereglern der Oszillatoren könnte ich mich noch eher arrangieren als mit der Tatsache, dass der LFO nicht zum Arpeggiator oder über MIDI synchronisiert werden kann. Die Modulationswege sind übersichtlich – um nicht zu sagen bescheiden –, außerdem störte es mich ein wenig, dass Parameterwerte nicht im Display angezeigt werden. Persönlich wünschte ich mir einen zusätzlichen Parameter: die Filtermorphing-Funktion des SEM Moduls, wie sie beim OB-6 zu finden ist. Doch sind dies Details und für die Endbewertung irrelevant. Der OB-X8 bietet weit mehr als nur guten Klang und fühlt sich wie ein echtes Instrument an, mit Ecken und Kanten und einem eigenen Charakter. Dabei ist der OB-X8 – ob mit oder ohne Tasten – seinen historischen Brüdern in vielen Aspekten überlegen. Und günstiger ist er ohnehin.

Plus

  • Klang
  • drei Filtertypen
  • Panning-Effekt
  • polyphoner Aftertouch
  • kompakte Maße

Minus

  • LFO nicht synchronisierbar
  • keine stufenlose Überblendung zwischen den Modi des SEM-Filters
  • keine Einzelausgänge für Split- und Layersounds

Preis

  • 3.898,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Schneum 1

    Der einzige Oberheim ohne Tasten, dessen Kauf ich überhaupt in Betracht ziehen würde, wäre eine Neuauflage des Oberheim Xpander.

  2. Profilbild
    MichBeck

    Hallo Martin,

    Danke für den Test.

    Du schreibst, dass der einzige Wermutstropfen bei den Anschlüssen ist, dass sich wie so oft, die Kopfhörerbuchse auf der Rückseite des OB-X8 befindet, wo sie definitiv nicht hingehört.

    Das sehe ich nicht so.

    Grad, wenn ich mir die Bilder 3 & 4 betrachte, bei denen, wie bestimmt nicht selten, der Desktop-Synthesizer über der MIDI-Tastatur positioniert wird, macht es für mich immer mehr Sinn, wenn das Kopfhörer-Kabel nicht, durch den vorderseitigen Anschluss, störend in meinem Spielbereich hängt
    und bin dankbar, wenn alles sauber hinter der Keyboard-Burg verschwindet.

  3. Profilbild
    Filterpad AHU 1

    An alle die bei Amazona Mitglieder und Redakteure sind. Tut mir bitte einen Gefallen: Denkt’s mir auch bitte an die kleinen Leuť da draußen! Geht explizit um das sich leisten können eines vernünftigen Synthesizers.

    Ansonsten ist tatsächlich an mir vorbeigegangen, daß es da noch keine Desktopversion gab. Las ich doch erst gestern noch die Daten der Keyboardversion durch, auf der Suche nach einem polyphonen Synthesizer. Hat doch gefühlt jeder Sequential sein Desktopgerät. Daher auch verständlich das der Bericht sehr in’s liebäuglerische abdriftet, anstatt zum wiederholten male das technische zu erläutern, was mit Sicherheit schon im Test der Keyboardversion steht. Spannend auch die Tatsache, dass man dafür extra nochmal kleinere Potis anfertigt – Komisch! Das organische im Klang was hochwertige analoge Synthesizer ausmacht, ist unüberhörbar. Hoffen wir in Zukunft noch auf weitere Oberheims.

    • Profilbild
      Lapin

      @Filterpad punkto leistbarkeit steht eh der entscheidende Satz im Fazit: Den virtuellen Eight Voice von G-Force könnte ich im Blindtest nicht vom OB X8 unterscheiden.

      ps: der eight voice Plugin ist glaube ich von 🍒 audio, der von ob GeForce heißt anders

      • Profilbild
        Uwe Lepark

        @Lapin Interessant, was Du schreibst, denn ich konnte ihn auch nicht von meinem Sonic Projects OP-X unterscheiden und hab die HW nach 2 Tagen mit einem weinenden Auge zurückgehen lassen.
        Zwar vermeide ich Plugins , wo es nur geht, aber klanglich muss es schon noch einen Benefit geben, wenn auch das haptische Vergnügen nicht zu ersetzen ist.

    • Profilbild
      dabazz

      @Filterpad Ich verstehe nicht ganz, was Du mit dem leisten können sagen willst. Es gab noch nie so viele bezahlbare Synths. Und große sollen doch genau so getestet werden, oder?

      • Profilbild
        Filterpad AHU 1

        @dabazz Absolut! Mir ging es speziell um einen Satz in der Einleitung des Artikels, was meiner persönlichen Ansicht nach nicht der Realität entspricht. Ich gehe sogar so weit das ich einen Unterschied sehe zwischen den anwesenden Personen in der Kommentarfunktion bei günstigen und teuren Geräten, was ihren Geldbeutel angeht. 🤷‍♂️

        • Profilbild
          Round Robin AHU

          @Filterpad Seit wann bist Du so empfindlich geworden? Ich sehe da nichts verwerfliches oder anstößiges an Martin’s Testbericht bzw. Aussagen. Ich finde auch, dass er ohne weiteres seine Begeisterung zum Ausdruck bringen kann.

          Grundsätzlich finde ich es sehr gut, dass Amazona viele Bereiche von groß bis klein, von teuer bis billig testet. Ich verschlinge solche Tests und höre mir mit Freude die beigefügten Klangbeispiele an. Das hab ich in den 80er/90er bei Keyboards/Keys so gemacht und jetzt versorgt mich Amazona mit interessanten Testberichten.

          Im übrigen finde ich den Testbericht von Martin echt top. Vielen Dank dafür 😀

          • Profilbild
            Filterpad AHU 1

            @Round Robin Ach den Martin meinst du weil ich heiße zufällig auch so. ;) Gute Frage 😲 Aber emphatisch war ich schon immer irgendwie.

    • Profilbild
      digital-synthologie AHU

      @Filterpad >Denkt’s mir auch bitte an die kleinen Leuť da draußen!

      Einfach den Keyboardständer weiter runterstellen. Sollte ja kein Problem sein.

  4. Profilbild
    dabazz

    Es gibt Leute, die haben gern 20 günstige Synthesizer und es gibt Leute, die haben 2 oder 3.
    Erfahrungsgemäß haben die Tracks von letzteren mehr Wiedererkennungswert. Der UB-XA klingt auch gut und kann sogar teils noch mehr – Klangmagie hat für mich der OB-X8. Ich habe den nicht, aber die wenigen Synths, die ich habe, sind für mich wie Therapie, wie Waldspaziergang, sinnliche Erlebnisse. Sie haben ihren Preis gekostet, wobei ich sicher nicht reich bin, aber da mussten eben Prioritäten gesetzt werden;)

    Der Test und die Klangbeispiele machen deutlich, warum auch in Zeiten von guter Software und Behringer solche Top Instrumente ihre Berechtigung haben.

    • Profilbild
      Flowwater AHU

      @dabazz
      > […] und es gibt Leute, die haben 2 oder 3. […]

      So ist es. Mich begrenzen viele Synthesizer um mich herum mentale eher, denn sie mich beflügeln würden. Das erschlägt mich irgendwie. Die Begrenzung auf Wenige bedeutet dagegen ein Boost für die Kreativität.

    • Profilbild
      whitebaracuda

      @dabazz Hallo dabazz

      „Wie Waldspaziergang“: Dem kann ich nur zustimmen. Ich würde sogar soweit gehen und es „Shinrin-Yoku“, oder zu Deutsch Waldbaden nennen.

      Auch deine Aussage, lieber wenig, und beschränktes Zeugs, als 1248 Plugins mit Millionen von Presets, kann ich vorbehaltlos unterschreiben!

      Cheers, ‚cuda

  5. Profilbild
    Flowwater AHU

    Erst einmal vielen Dank für den Test. Mein Interesse an Synthesizern fokussiert sich im Falle »meiner« Musik zwar nicht sonderlich auf analoge Vertreter der Zunft. Trotzdem ist mir der Oberheim sehr sympathisch. Da hatte ich mir vor diesem Test tatsächlich vorstellen können, den irgend wann einmal zu besitzen (oder den »OB-6« von Sequential).

    Dann kam die Erwähnung der Modulationsziele bzw. der äußerst spärlich vorhandenen und die der nicht vorhandenen klanglichen Unterscheidbarkeit zu den Emulationen von G-Force (»Oberheim OB-E« und der »OB-X«, der »Eight Voice« ist von denen mit der Kirsche im Logo) … und damit hat es sich dann für mich. Schade. Ich hatte gehofft, dass der »OB-X8« ähnlich umfangreiche Modulationen besitzt wie seinerzeit der »Marion MSR-2/ProSynth«. Das scheint genau nicht der Fall zu sein.

    Na gut. Dann träume ich weiterhin von einem modernen »Xpander« und nutze den »Matrix-12« von Arturia.

    PS (ganz vergessen): GEILE Soundbeispiele! 😍

  6. Profilbild
    MadMac

    Danke für den Test und die tollen Klangbeispiele. Mich haben auch die Impros sehr angesprochen, es sind schon Reminiszenzen zu den Originalen zu hören. Zumal ich zwei Vintage OBˋs als Referenz hier stehen habe.

    Ich freue mich heutzutage über die riesige Auswahl an monophonen und polyphonen Analogsynths. Sei es bei den vielen Neuauflagen von Traditionsunternehmen oder von sogenannten Klonen. Bei mir z.B. stehen gleichberechtigt ein Moog Matriarch neben einem Behringer Model D. Oder ein Vintage Korg MS-20 neben einem Behringer Wasp und Cat. All diese Synths klingen unterschiedlich und jeder hat seine besonderen Stärken, aber keiner klingt besser oder schlechter. Das gilt z.B auch für einen OB-X8 und ein UB-XA. Man muß sich halt entscheiden. Am Ende des Tages hat man trotzdem einen gut klingenden Synth da stehen. Das war früher nicht selbstverständlich.

  7. Profilbild
    SlapBummPop

    Moin zusammen.
    Vielleicht der letzte „Große“ Oberheim Synthesizer, der noch neu zu erwerben ist.
    Einzig die Panel „Lösung“ (Page 2) stört mich ein wenig.
    Es gibt aber inzwischen auch ein „Overlay“ für das Panel.

    Gruß
    SlapBummPop

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