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Guitar Vintage: Hughes & Kettner Tubeman Gitarren Preamp

Old School Preamp

15. Dezember 2015

Zu Beginn der 90er Jahre schlug ein neues Effektpedal aus Deutschland auf dem Markt ein wie eine Bombe. Die saarländische Firma Hughes & Kettner präsentierte im Frühjahr 1991 einen Röhren-Preamp in Fußtreterform, der sich aufgrund seiner mit drei unterschiedlichen Signalen belegten Ausgangsbuchsen nicht nur als Vorschaltgerät vor dem Gitarrenverstärker, sondern auch als reiner Preamp zusammen mit einer Endstufe und Boxen oder aber als Recording-Preamp in einem Mixer empfahl. Das gab es bis dato in dieser Form nicht oder nur sehr selten, daher wurde die schwarzblaue Metallbox nicht nur für Gitarristen schnell zu einem gefragten Werkzeug. Auch Keyboarder bzw. Organisten schätzten den Röhrensound des Hughes & Kettner Tubeman – und tun dies bis heute.

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Sogar vom gelegentlichen Einsatz des Pedals als „Stimmenoptimierungstool“ im Studio wurde schon berichtet, so auch vom Besitzer unseres Oldies, der das Gerät seit dem Kaufdatum im Jahre 1991 im Dauerbetrieb für alle möglichen Aufgaben bei der Musikproduktion einsetzt. Kann ein Vierteljahrhundert altes Röhrenpedal auch heute noch im Sound funktionieren? Lohnt sich ein eventueller Gebrauchtkauf? Und vor allem: Wie klingt der Hughes & Kettner Tubeman in unseren Ohren heute?

BB

— Und es war 1991: Hughes & Kettner Tubeman —

Antworten auf diese Fragen liefert der nachfolgende Artikel aus unserer neuen Reihe Zeitmaschine, in der wir ein Wiedersehen mit Klassikern der Saitenwelt erleben. Drehen wir das Rad also nun zurück in die Zeit, als die Scorpions „Wind of Change“ aus dem Radio pfiffen und im saarländischen St. Wendel eine legendäre, schwarzblaue Metallbox das Fließband verließ.

Inspektion!

Auch nach 25 Jahren Dauereinsatz wirkt das Äußere unseres Probanden noch recht frisch, das drei Millimeter dicke Stahlblechgehäuse wird vermutlich auch locker noch weitere 25 Jahre durchstehen. Anders sieht das bei den Potis aus, die an unserem Tubeman wohl nur deshalb noch funktionstüchtig anzutreffen sind, da das Gerät überwiegend im Studio eingesetzt wurde und daher nur selten dem rauen Alltag zwischen Proberaum und Bühne ausgesetzt war. Denn die Lage der sechs Regler ist mehr als exponiert – hier ist nahezu jeder Tritt ein Treffer! Dafür sind die Potis mit griffigen Knöpfen ausgestattet und laufen auch heute noch butterweich auf ihren Achsen. Zumindest bei unserem Modell.

Hughes & Kettner spendierten dem ersten Tubeman damals eine vollwertige Dreiband-Klangregelung mit Bass, Middle und Treble. Ein zusätzlicher MID BOOST Schalter sorgte für die Prise mehr an Durchsetzungskraft und das Gainpoti in unmittelbarer Nähe für das Andicken des Eingangssignals. Herzstück ist aber der vierstufige Wahlschalter für die Anwahl der Presets Jazz, Funk, Blues und Rock, der sich dem entsprechend auch zentral auf dem Bedienpanel befindet.

Zum Lieferumfang des Tubeman gehörte seiner Zeit auch ein „Sound Manual“, das ähnlich wie eine Schablone auf die Oberseite des Pedals aufgelegt wurde und verschiedene Soundbeispiele enthält. Und das nicht nur für Gitarre, sondern auch für Keyboards und Bass.

Manual

— Tubeman Sound Manual Front —

Manual open

— Tubeman Sound Manual geöffnet —

Das letzte Poti auf der Oberseite ist der Volumeregler, der alle drei Ausgangsbuchsen an der Stirnseite gleichermaßen versorgt. Und damit ab zu den Anschlüssen des Tubeman.

Rein & Raus

Sämtliche Anschlüsse des Tubeman befinden sich auf der Vorderseite, somit kann das Gerät platzsparend auf dem Pedalboard festgenagelt werden. Neben der Eingangsbuchse stehen gleich drei Ausgänge zur Verfügung: Einer zum Andocken vor dem Gitarrenamp, einer für den Anschluss an einen Mixer (Line) und ein Dritter zum Betrieb mit einer Gitarrenendstufe samt Box.

Diese frequenzoptimierte Schaltung wurde der Hughes & Kettner Red Box entnommen – einem Speaker Cabinet Simulator, den die Saarländer 1989 als ersten seiner Art präsentierten und der mittlerweile in der fünften Generation angekommen ist.

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Output Section

— Ausgangstrio —

Durch den Betrieb einer 12AX7 Röhre im Innern des Tubeman bedarf es mehr als nur die üblichen 9 Volt, aus diesem Grund ist auch kein Batteriebetrieb möglich. Der zugehörige Netzadapter versorgt das Pedal mit 12 Volt und 400 mA und ist auch zugleich ein sehr spezielles (und daher gesuchtes) Teil auf dem Gebrauchtmarkt. Besitzer eines Original Tubeman sollten also gut auf ihren achtgeben!

Auch wenn externe Netzteile in aller Regel nerven, so hat man dem Adapter mit drei Metern zumindest eine ordentliche Kabellänge spendiert – somit muss nicht die erstbeste Steckerleiste dran glauben. Durch Einstecken in die Netzteilbuchse wird der Tubeman aktiviert. Und das hören wir uns nun an!

Styles

— Welcher von den Vieren darf es heute sein? —

Wie klingt der Oldie?

Die Signalqualität wurde an allen drei Ausgängen getestet. Den mit Abstand besten Eindruck hinterlässt dabei die Kombination Tubeman und Endstufe über den Power Amp Ausgang, für dessen Verstärkung eine Marshall Valvestate Endstufe sowie eine Marshall 2×12″ Box mit Celestion Vintage 30 Speakern benutzt wurde. Denkbar wäre aber auch, den Tubeman in den Effect-Return eines Gitarrenamps zu stecken, um so nur die Endstufe des Verstärkers und die angeschlossene Box zu nutzen. So oder so, der Sound ist in diesem Setup ungemein dynamisch spielbar und druckvoll, selbst in den cleanen Modi „Funk“ und „Jazz“ merkt man stets die feurige Präsenz der 12AX7A Röhre im Sound.

Die beiden härteren Gangarten „Blues“ und „Rock“ liefern hingegen einen nahtlosen Übergang von nur leicht crunchigen Sounds bis hin zum absoluten Highgain-Brett, wobei der Klang gegen Ende der Skala des Gainregelers dann doch zum Matschen neigt.

Sounds mit der Kombination: Tubeman-Gitarrenamp

Preset Rock

 

Preset Blues

 

Preset Funk

Der EQ reißt in seinem Wirkungsgrad zwar keine Bäume aus, ist aber dennoch effektiv genug, um den vier angebotenen Stilistiken gerecht zu werden. Auffällig ist der insgesamt verblüffend niedrige Rauschpegel des vollanalogen Tubeman, von denen sich selbst Geräte der heutigen Zeit noch etwas abschauen könnten!

Sounds der Kombination Tubeman-Marshall Endstufe-Marshall 2×12″Box

Preset Rock

Preset Blues

Preset Jazz

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    harrymudd AHU

    fürchterlich dieser Sound – traumatische Erinnerungen werden wieder wach:(
    Meiner Meinung nach das einzige ernst zu nehmende Produkt der damaligen 9,5″ bzw. Bodentreterpedale von H&K war der Bass Master und vielleicht noch der Crunch Master.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @harrymudd … mh, die hier zu hörenden Audiobeispiele sind nach meinem Eindruck nicht alle wirklich repräsentativ für die Möglichkeiten, die der Kleine so bietet, die etwas sehr kratzigen Höhen lassen sich prima mit der Klangregelung eliminieren, die recht hoch angesetze Mitten- und die Höhenregelung kriegen das locker in den Griff, und in den matschigen Bereich muss man das Teil ja nun auch nicht unbedingt fahren (ich habe häufiger single coils Strat bis P90 am Start, da passiert das schon mal gar nicht erst …) Ich habe selbst dieses Schablonen-Preset-Teil (was ich je von der Idee her sehr charmant finde) bisher nur auf Bildern gesehen, wenn das hier gehörte darauf basieren sollte, tut mir das nicht so unbedingt Leid :D

      • Profilbild
        harrymudd AHU

        ich bezog mich in meinem harten Urteil auf den DI Sound. Als Preamp habe ich den H&K nie benutzt.
        PS ein P90 hat soviel Output wie ein PAF und ist auch klanglich dichter beim Humbucker als beim Single Coil. Nur beim Brummen ist er durch seine vielen Wicklungen leider fast der Spitzenreiter:(

  2. Profilbild
    mhagen1

    Der Tubeman ist bei mir seit vielen Jahren als Orgel-Preamp im Einsatz. Zuerst mit einer Korg CX-3 (erste Generation mit analoger Klangerzeugung) und jetzt mit einer Roland VK-7. Auf den Sound möchte ich nicht verzichten. Der Tubeman ist eine ideale Ergänzung zum Neo Instruments Ventilator Leslie-Simulator. Er macht das etwas sterile Signal des Hammond-Clones „schmutziger“ und erlaubt von leichtem Crunch bis Deep Purple High Gain alles, was man so braucht für einen authentischen Drawbar-Sound.
    Die Röhre lässt sich übrigens völlig problemlos tauschen, was man nach vielen Jahren Einsatz auch mal tun sollte.

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