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Workshop: Song Deconstruction Daft Punk One More Time (2000)

French Disco Klassiker

1. Juli 2024
Workshop Song Deconstruction daft punk one more time

Workshop: Song Deconstruction Daft Punk One More Time (2000)

Unser heutiger Workshop Song Deconstruction zum Song Daft Punk One More Time nimmt sich den Daft Punk Klassiker vor, beinahe exakt 25 Jahre nach dem folgenschweren Tag des 9.9.1999. Denn am 9. September 1999 wurden Daft Punk zu Robotern.

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Das Datum – 9.9.99 – ist laut Thomas Bangalter von Bedeutung, da es sich um den Tag handelte, an dem der wenig bekannte „9999-Bug“ die Hardware des französischen Duos beschädigte. „Wir machten einen Track und unser Sampler stürzte ab und explodierte und es gab Funken“, erklärte er. „Wir waren ein wenig verletzt, also mussten wir uns einer kleinen Operation unterziehen und dann wurden wir zu Robotern.“ Das wurde so auch von Guy-Manuel de Homem-Christo, der anderen Hälfte des Duos, bestätigt.

One More Time war die erste Auskopplung des zweiten Albums Discovery von 2001 und somit die „Lead Single“ – denn der Hit erschien bereits am 13. November 2000. Er erreichte Platz 1 der französischen Singles-Charts sowie Platz 2 der UK Singles-Charts. Aber auch in Irland, Portugal und Kanada erreichte der Song in verschiedenen Charts Platz 1. Grund genug, den Klassiker in der LP-Version genau unter die Lupe zu nehmen.

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Songstruktur des Songs: Daft Punk One More Time

Beim Songs One More Time von Daft Punk haben wir es mit einer Struktur zu tun, die sich nicht wirklich in Strophe und Refrain aufteilen lässt. Am auffälligsten ist der sehr lange Drop-Teil, in dem hauptsächlich die Akkordfolge mit den Vocals von Romanthony (Anthony Wayne Moore, 1967 – 2013) zu hören ist.

Song Deconstruction Daft Punk One More Time - Song Struktur

Der kreative Einsatz des Vocoders brachte dem französischen Duo eine Menge Schelte ein, die jedoch diese Technik einfach als musikalisches Mittel verstanden wissen wollten. Heutzutage ist aus den meisten Charts-Produktion eine Autotune-Bearbeitung, die im weitesten Sinne als die Weiterentwicklung des Vocoder-Effektes angesehen werden kann, nicht mehr wegzudenken.

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So beginnt One More Time mit 16 Takten der Samples aus dem Song von Eddie Johns „More Spell On You“ von 1979. Danach folgt die erste Einführung der Vocals so wie der Bass-Drum in den nächsten 16 Takten. Dann folgt 16 Takte quasi das ganze Ensemble des Songs. Ein kurzer Break von 2 Takten leitet in den 16-taktigen Teil ein, in dem ebenfalls alle Instrumente spielen, die Vocals jedoch (zum einzigen Mal im Song übrigens) eine Pause machen.

Eine gefilterte Version des Samples zusammen mit der Stimme dauert 8 Takte an, um dann in den überlangen Drop von 44 Takten überzuleiten. An dessen Ende werden dann wieder die More Spell on You Samples eingeblendet, die sich mit der vorhandenen Fläche überlagern.

Kurz bevor alles wieder loslegt, kommt ein kleiner Break von 1 Takt Länge, nachdem dann nochmal 32 Takte alle Elemente des Songs spielen. Unterbrochen wird das nur von einem kleinen 2 Takte-Break.

Grundlegende Harmonik des Tracks One More Time

Unser Workshop zum Song One More Time ist vollständig in D-Dur gehalten, denn das ist eben auch die Tonart, die sich nach dem Herunterpitchen des Samples ergibt – denn die Original-Samples lagen bei ca. 131 bpm. Durch das Zusammensetzen aus den Versatzstücken ergibt sich die Kadenz: IV7 (G maj7) – V (A dur) – IV7 (G maj7) – V (A dur) – IV7 (G maj7) – V (A dur) – III7 (F#m7) – V (A Dur).

Im Vergleich zum Original spielt das Sample also auf 91,5493 % des Originaltempos. One More Time ist übrigens überall mit 123 bpm angegeben – um eine perfekte Einordnung ins Raster zu gewährleisten, musste ich allerdings eine Geschwindigkeit von 122,88 bpm einstellen.

Auch der Drop-Teil mit dem Synthesizer-Pad ist in D-Dur und folgt der Kadenz: IV (G dur) – I6 (D/F#) – II7 (E moll7) – V11 (G/A).

Grundlegende Bestandteile, Instrumente, Klänge des Songs

Unsere Song Deconstruction ist diesmal anders als die bisherigen Decontructions, denn der Hauptteil des Songs besteht eben nicht aus eingespielten MIDI-Tracks, sondern aus den Samples aus dem Song Eddie Johns – More Spell On You von 1979.

In der Abbildung und dem Beispiel habe ich diese Stellen verdeutlicht. Diese Abfolge kommt übrigens mehrmals im originalen Song vor und gerade der letzte Teil ist wohl aus einem der späteren Variationen; dabei halten sich die Variationen untereinander sehr in Grenzen und sind wirklich nur im Detail unterschiedlich.

Song Deconstruction Daft Punk One More Time - Samples - Eddie Johns - More Spell On You

Nach dem Ausschneiden und Aneinanderreihen der Versatzstücke wird der Pitch solange angepasst, bis er perfekt auf die 122,88 bpm passt. Das ist unsere Grundlage für den ganzen Song, der übrigens ohne Bass auskommt.

Song Deconstruction Daft Punk One More Time - Chopped Sample In Time 0,915493

Song Deconstruction Daft Punk – One More Time: Intro

Das ist aber nur die halbe Geschichte, denn in dieser Song Deconstruction kommt es mehr auf den Klang an als bei den vorherigen. Deutlich ist im Intro zu hören, dass das zusammengesetzte Sample durch ein Hochpassfilter geschickt wird. Noch deutlicher zu hören ist die Bit- und Sample-Rate-Reduktion. Daher kommt dieser raue Charakter (Sample-Rate-Reduktion) und dieses lautstärkeabhängige Rauschen (Quantisierungsrauschen der Bit-Reduktion) zustande.

Für diesen Effekt habe ich das Freeware Plug-in „Krush“ der Firma „Tritik“ genutzt. Hier muss sehr genau auf die Sample-Rate-Frequenz geachtet werden, um die richtige Tonalität zu treffen.

Was aber definitiv hinzukommt, ist der Beat. Daft Punk berichteten selbst darüber, zu dieser Zeit auch LinnDrum oder den Oberheim DMX eingesetzt zu haben – also mal keine 808 oder 909. Da ich gerade den Test zum GForce Oberheim DMX gemacht habe, habe ich diesen auch ausprobiert und mit einigen Anpassungen auch für gut befunden. Außerdem habe ich noch den freien OTT-Kompressor von Xfer eingesetzt sowie einen Stereofield-Manipulator, um die Stereobreite etwas einzuengen.

Song Deconstruction Daft Punk One More Time - Sample Bitcrush Chain Intro

Song Deconstruction Daft Punk One More Time: Hauptteil

Im Hauptteil unserer Song Deconstruction zu Daft Punks One More Time kommt dann das Sample voll zur Geltung. Nach einigem Hören bin ich zum Schluss gekommen, dass hier das Sample zweimal übereinandergelegt wurde, um das Top- und das Low-End getrennt voneinander einstellen zu können. Denn auf dem E-Bass im Sample ist kein deutlicher Sample-Rate-Reduktion-Effekt wahrzunehmen. Deswegen habe ich den Bassanteil in der einen Spur komplett weggenommen und nur den Mitten und Höhen die Effekte zukommen lassen.

Der Bass wurde dann ohne Effekte stark betont und die Höhen weggefiltert.

Zum Abschluss darf hier auch nicht das Side-Chain-Ducking vergessen werden: Immer wenn die Bassdrum spielt, wird die Lautstärke des Samples nach unten gedrückt. Das kann hier recht plakativ zum Einsatz kommen. Übertreiben sollte es man aber nicht.

Drums im Hauptteil

Im Hauptteil kommen dann auch die Drums voll zum Tragen, die ein sehr einfaches Disco-Pattern spielen. Zu beachten galt, dass die Snare extrem kurz und trocken zum Einsatz kommt. Um der Bassdrum mehr Bauch zu geben, habe ich einfach das High-Pass-Filter des Drum-Plug-ins genutzt. Mit einer tiefen Frequenz und ordentlich Resonanz, bekommt die Kick den nötigen „Oomph“.

Song Deconstruction Daft Punk One More Time - DMX Pattern Drums

Die Tambourine-Figur wird wohl eingespielt sein – ich habe sie jedoch aus verschiedenen Stücken zusammengesetzt.

Song Deconstruction Daft Punk One More Time - Bandpass Tmbr Free Pitch -1 Glued

Dabei ist eine Software, die alle Samples der Festplatte katalogisiert, sehr hilfreich. Ich nutze „Explorer“ der portugiesischen Firma „Sound Particles“.

Im Song-Teil vor dem Drop kommt dann doch noch deutlich wahrnehmbar eine TR-909 HiHat „auf-die-Und“ zum Einsatz. Obwohl jede DAW mindestens einen einfachen Sample-Player besitzt, habe ich hier den kostenlosen AASamplePlayer von GAS-Therapy eingesetzt.

Die Drum-Spur wird ordentlich komprimiert und auf dem Bus wurde auch noch eine Instanz des OTT-Kompressors zum Einsatz gebracht.

Im selben Teil vor dem Drop kommt auch noch mal eine weitere Variation des Samples zum Tragen; diesmal wird sie durch ein resonantes Low-Pass-Filter geschickt, dessen Cutoff-Frequenz leicht moduliert wird.

Song Deconstruction Daft Punk One More Time - Sample LP Filter Modulation

Drop von One More Time – Daft Punk

Das Pad im Hauptteil klingt doch sehr nach Jupiter oder Juno. Trotzdem habe ich wieder die Freeware Alpha3 Free von LinPlug genutzt. Aber statt den internen Chorus zu nehmen, wurde Arturias freie Version des Juno-Chorus „Chorus-Jun6“ eingesetzt.

Song Deconstruction Daft Punk One More Time - PAD Einstellungen

Das Pad hat keine lange Attack-Zeit und wirkt so etwas direkter im Anklang. Ansonsten bestehen die Schwingungsform aus einer Reihe verschiedener Sägezahn-Varianten, die z. T. nach unten oktaviert und mit einem recht geschlossenen 24 dB Low-Pass-Filter mit mittlerer Resonanz versehen sind. Zudem sind sie auch leicht gegeneinander verstimmt, um eine Schwebung zu erzeugen.

Allgemeines zur Song Deconstruction Daft Punk One More Time

Damit sind alle Grundkomponenten vorhanden und nun geht es darum, hier und da kleine Variationen herauszuhören und nachzubauen. Z. B. der kurze Break in Takt 31, bei dem noch einmal der Klang des Intro-Samples genutzt wird. Zudem habe ich an solchen Stellen auch das Tamburin wie ein Sample behandelt und mit den Einsetzen des Hauptsampels auch neu gestartet. Auch kommen an der ein oder anderen Stellen in der Drum-Spur kurz der hochgepitchte Shaker zum Einsatz.

Das fertige Arrangement

Song Deconstruction Daft Punk One More Time - Song Complete Arrangement

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Klangbeispiele
Forum
    • Profilbild
      Filterpad AHU

      @akira2 It’s a good question! It’s Romanthony (Anthony Wayne Moore, 1967 – 2013). Wusste ich auch nicht. Dachte immer das sei von denen selber. Sehr interessant! Ich frage mich: Wie konnten die dann den Talkboxeffekt darauf bringen? Von der Box in’s Mikro?

  1. Profilbild
    arnimhandschlag

    Wieder ein cooles deconstructed tutorial, danke!
    Sample, vocal sample und pad hast du sehr gut hinbekommen, drums finde ich nicht so.
    Ich produziere selbst auch in die Richtung french House und habe lange gebraucht die drums anständig im Stile von daft punk, oizo oder Justice hinzubekommen. Ich schätze mal, dass da der ein oder andere happy accident eine rolle gespielt haben. Mein Workflow: Ich haue auf die drums einen FET kompressor und lass den gut zupacken mit 5db Gain Reduction. Daft punk haben anscheinend den Alesia 3630 benutzt, gabs früher auch mal als free Plugin, es tut aber auch der ableton glue comp. FET gibts einen von analog obsession für umme. Die attack Phase des kick samples muss für den charakteristischen Klick verzögert werden, so mit 5ms einschwingzeit (ja, wirklich, bei der Kick. Happy accident?) Danach geht das ganze in einen OTTkompressor und dann auf dem Master mit allem zusammen ebenfalls nochmal ein OTT in welchen man hineinmixt (happy accident, kein Toningenieur bei Verstand macht wohl so etwas absichtlich). Für den entsprechenden Pump hebt man dann die kick im sub bass Bereich an.
    Am besten eignen sich samples von linn, dmx und sequential drumtrax.
    Grüße

    • Profilbild
      t.goldschmitz RED

      @arnimhandschlag Ja, mit den Drums war ich auch am wenigsten zufrieden. Vielen Dank, dass Du hier mit uns Deine detaillierten Erfahrungen teilst. 👍

  2. Profilbild
    SlapBummPop

    Guten Morgen zusammen.

    Und an die RED „t.goldschmitz“, gut gemacht, danke dafür!

    Gruß
    SlapBummPop

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