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Workshop: Aufwärmübungen an der Gitarre

Fünf Übungen, die uns Gitarristen helfen, warm zu werden

17. September 2024

Aufwärmübungen für die Gitarre

Wie bereitet man sich als Gitarrist auf eine Probe oder einen Auftritt vor? Hier 5 Tipps zum Aufwärmen auf der Gitarre – in diesem Workshop möchte ich euch das leidige und bei vielen unbeliebte Thema etwas näherbringen.

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Aufwärmübungen? Echt jetzt? Das ist doch dermaßen langweilig. Und überhaupt, warum soll ich mich aufwärmen auf der Gitarre? Der erste Song des Abends ist doch ohnehin nur ein 08/15 Schlager, dann bin ich doch danach warm und kann später so richtig den Steve Vai raushängen lassen. Oder etwa nicht? Nun, dazu sollte es eigentlich keine zwei Meinungen geben. Aufwärmen auf der Gitarre ist Pflicht. Warum das so ist und welche Übungen sinnvoll sind, versuche ich euch hier etwas schmackhaft zu machen.

Wichtige Übungen zum Aufwärmen an der Gitarre

Wir schreiben das Jahr 1984, die Olympischen Spiele in Los Angeles sind in vollem Gange. Der Typ mit der Rucksackrakete kam gestern ins Stadion geflogen, ist tatsächlich sicher gelandet und heute startet die erste Disziplin im Zehnkampf, der 100-Meter-Lauf. Der im internationalen Spitzensport noch unerfahrene Gregor Wildhuber kommt direkt aus dem Pool seines Hotels ins Stadion, platziert seine Füße in den Startblöcken. Der Starter zückt seine Pistole und beginnt den Countdown zum Startschuss. Auf die Plätze… fertig…. auaaaaaa! Das Reißen im Oberschenkel zieht Gregor fast die Schuhe aus, er fällt um wie ein nasser Sack und das war’s dann auch mit der Karriere. Beim Weitsprung braucht er gar nicht mehr anzutreten, der Muskel ist hin.

Okay, da wird sich jetzt der abgeschreckte Leser denken: „Ach du Himmel, was redet dieser komische Mann da im Internet?“ Aber die Antwort ist doch eigentlich so klar wie frischer E7/#9 im Sommerwind. Kein Sportler wird ohne Aufwärmtraining die Tartan-Bahn, das frische Grün, den Asphalt oder sogar das Schwimmbecken betreten. Nur Günter Gitarrenmann stolziert selbstsicher auf die Bühne und vergeigt im 12°C kalten Festzelt seinen Einsatz, weil die Finger steif sind wie die Tiefkühlfritten im Aldi. Warme, geschmeidige Finger sind die beste Voraussetzung für flüssiges, exaktes und lockeres Spiel.

Warum Aufwärmen an der Gitarre wichtig ist

Warme Hände sind das A und O bei der Vorbereitung auf Live- oder Studio-Jobs

Kleine Anekdote noch am Rande: Mein Pink Floyd Tribute Projekt sollte am Nikolaustag auf einem Weihnachtsmarkt spielen. Das war unser erster Gig mit dieser Formation und schon deshalb haben wir ihn angenommen, weil da ohnehin keiner zuhört und wir schön alles unter Live-Bedingungen testen können. Um bei vorhergesagten -4 °C und feuchter, die Beine hoch-kriechender Luft nicht zu frieren, hatte ich nicht nur eine Thermostrumpfhose meiner damaligen Frau unter der Jeans, sondern mir noch aus einer Baumwollleggins meiner Tochter Armstulpen gebastelt, unter die ich Wärmepflaster auf die Unterarme geklebt hatte. Das war zwar muckelig, aber die Finger waren trotzdem kalt und erst beim dritten Song war sie wirklich so warm, dass ich mich komplett gehen lassen konnte. Was lehrt uns das? Richtig:

Aufwärmübungen auf der Gitarre sind Pflicht!

Um das ganze Aufwärmprogramm etwas interessanter zu gestalten, habe ich ein paar Übungen zusammengestellt, die gleichzeitig schrittweise die Muskulatur lockern, aufwärmen und später sogar etwas fordern. Und so kann man ein solches Programm, das man sich selbstverständlich auch ähnlich selbst zusammenstellen kann, einfach in die tägliche Routine einfließen lassen und damit starten. Als positiven Nebeneffekt könnt ihr dabei sogar eure Fortschritte messen, denn auch Fingerübungen könnt und solltet ihr mit Metronom durchführen.

Ein transportables Metronom sollte immer in eurer Nähe sein, für Smartphones gibt’s da hervorragende Apps, die auch deutlich mehr können, als nur klopfen. Mit einem Interface und einem Kopfhörer könnt ihr dann sogar mit einem netten Gitarrensound üben und die lauten, Bier trinkenden Kollegen in der Garderobe ausblenden. Wichtig hierbei sind ein paar grundlegende Dinge:

  • Bluetooth-Kopfhörer haben oft merkliche Latenzen, deshalb immer mit Kabel spielen.
  • Keinen Higain-Sound mit Delay und Hall verwenden, das verwischt die Details.
  • Locker bleiben und ggf. das Tempo so reduzieren, dass ihr unverkrampft spielen könnt.
  • Die rechte Hand ist genauso wichtig wie die linke. Das gilt auch umgekehrt für Linkshänder.

So wärmst du dich an der Gitarre auf

Offene Akkorde mit Barréakkorden kombinieren

Eine einfache, effektive Möglichkeit des Aufwärmens auf der Gitarre ist das Schrengeln von Akkorden. Hierzu bieten sich Gassenhauer an, die aus drei oder vier Akkorden bestehen und uns einfach zunächst einen ersten Kontakt mit den Saiten ermöglichen. Idealerweise kombiniert ihr dabei offene Akkorde mit Barréakkorden, denn der gerade der Barré-Finger will gekräftigt und gewärmt werden. Schnarrende Saiten und unsaubere Intonation wollen wir beim Gig nicht hören!

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Gehasst und geliebt: Die Spinne

Ich bin sicher, ihr alle kennt die Spinne als Aufwärmübung. Leider hat dieses Krabbeltier keinen musikalischen Kontext und wird deshalb gern ignoriert. Dabei hat das Spinnentierchen enormes Potenzial und kann tatsächlich auch musikalisch sinnvolle Ergebnisse liefern, wenn man vom ursprünglichen Schema etwas abweicht. Zunächst mal gilt es, einen beliebten Fehler zu vermeiden. Dazu gibt’s hier ein schönes Video:

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Musikalisch interessant wird diese Übung, wenn man sie, statt auf chromatische Töne zu beschränken, diatonisch einsetzt. Das bedeutet, dass man sich eine Tonleiter vornimmt, die auf drei Noten pro Saite basiert. Der Ablauf bleibt aber grundsätzlich gleich, jeweils der erste und dritte Ton je Saite werden mit Zeige- und kleinem Finger gegriffen, der dazwischen liegende Ton mit Mittel- oder Ringfinger, je nachdem, welcher Ton näher liegt. Und bitte unbedingt auf korrekten Wechselschlag achten, das ist bei drei Noten pro Saite nämlich tricky. Die Dur-Skala mit drei Noten pro Saite sieht so aus, hier handelt es sich um A-Dur.

Aufwärmen auf der Gitarre

A-Dur mit drei Noten pro Saite

Der fünfte Bund ist ein schöner Einstieg, denn hier sind die Bünde nicht zu eng zusammen und auch nicht zu weit auseinander. Fortgeschrittene können das natürlich auch im ersten Bund beginnen, dann sind wir in F-Dur. Aber Vorsicht: Wenn es weh tut, aufhören und andere Lage probieren! Natürlich könnt ihr diese Übungen auch variieren, indem ihr die Reihenfolge der Noten tauscht oder Saiten überspringt. Diese Übung darf euch wirklich auch ein wenig abverlangen, nur bei Schmerz gilt hier natürlich auch wieder die Notbremse!

3. Horizontal statt vertikal

Eine fantastische Übung, die sowohl die linke als auch rechte Hand fordert und zudem zu koordinieren hilft, ist der chromatische Aufgang auf einer Saite. Hierbei beginnt ihr auf einer beliebigen Saite im ersten Bund, setzt schrittweise alle vier Finger der Greifhand auf und spielt dabei im Wechselschlag. Dabei bleiben, wie bei der Spinne, die Finger auf den jeweiligen Tönen liegen. Wenn ihr den kleinen Finger erreicht habt, rutscht ihr mit der ganzen Hand einen Bund höher und spielt das Ganze abwärts. Seid ihr beim Zeigefinger, rutscht nun dieser einen Bund höher und es geht immer so weiter. Diese Übung könnt ihr bis in den höchsten Bund spielen und dann wieder zurück. Und natürlich auf allen Saiten.

Aufwärmen auf der Gitarre Horizontal

Rauf und wieder runter, alles auf einer Saite. Gut zum Aufwärmen auf der Gitarre und um die Koordination der linken und der rechten Hand zu verbessern.

4. Der Crawler – Wechselschlag und Sweeping als Aufwärmung auf der Gitarre

Diese Aufwärmübung ist gleichermaßen für die Entwicklung eurer Wechselschlag- und für Sweeping-Skills geeignet und ist der Spinne gar nicht so unähnlich. Dabei spielt ihr die erste Note, die mit dem Zeigefinger gegriffen wird, irgendwo auf einer der Basssaiten und wechselt dann auf den Ringfinger auf der nächsthöheren Saite und den nächsthöheren Bund. Danach folgen Ring- und kleiner Finger, auch jeweils eine Saite und einen Bund versetzt. Danach geht’s abwärts, aber alles einen Bund weiter oben. Und so „krabbelt“ ihr über das Griffbrett. Entweder mit Wechselschlag oder mit einer einzigen Abwärts- bzw. Aufwärtsbewegung des Plektrums, wobei hier die Noten nicht ineinander klingen sollten, die Finger bleiben aber trotzdem auf den Saiten liegen und dämpfen die jeweilige Saite ab. Auch hier ist ein Metronom unerlässlich!

Aufwärmen auf der Gitarre Crawler

Dieses Krabbeltier unterstützt euch im Aufwärmen und in der Weiterentwicklung eurer Sweeping Skills. Bitte unbedingt mit Metronom spielen!

Aufwärmübungen für Gitarristen

5. Das Aufwärmen kann auch ohne Gitarre erfolgreich sein

Nicht immer hat man die Zeit, sich adäquat aufzuwärmen. Um hier wenigstens ein bisschen Geschmeidigkeit in die Pfoten zu bekommen, gibt es ein paar Möglichkeiten, wie man auch ohne Instrument im Zug, Flur oder sogar im Auto bis zu einem gewissen Grad aktiv werden kann.

Mein präferiertes Aufwärmmittelchen sind ein paar Qi Gong-Kugeln. Gibt’s im Internet für einen schmalen Kurs und haben nebenbei einen unglaublich beruhigenden Effekt auf den ganzen Körper. Die beiden Qi Gong-Kugeln werden in der Hand im und gegen den Uhrzeigersinn gedreht oder auf einer Fläche mit den einzelnen Fingern bewegt. Das stammt aus der Ergotherapie und ist sowohl zum Aufwärmen, als auch für die Entwicklung der Feinmotorik geeignet.

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Eine weitere Möglichkeit sind Fingertrainer, Fingerhanteln oder wie das ganze Folterzeugs noch heißt. Hier solltet ihr aber vorsichtig zu Werke gehen, denn oftmals sind die Federn dieser Teile deutlich schwerer zu drücken, als man es von der Gitarre gewohnt ist. Wer hier übertreibt, fängt sich gern eine Sehnenscheidenentzündung, die oftmals langwierig und gelegentlich chronisch werden kann.

Intensives Üben, unaufgewärmtes Loszocken beim Gig oder das exzessive Trainieren mit Fingertrainern können langfristig Überlastungen und chronische Schmerzen verursachen. Nicht immer muss man wegen jedem Wehwehchen zum Arzt, aber Schmerzen sind immer ein Alarmsignal des Körpers und sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Besonders chronische Schmerzen können uns echt die Freude am Job vermiesen. Eine von mir oft aufgesuchte Seite bei leichten Beschwerden ist die von Liebscher & Bracht, die viele sinnvolle Tipps und Übungen bei Problemen bietet. Trotzdem gilt: Wenn’s drückt, dann ab zum Arzt! Doktor Google ist nicht dein Freund!

 

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Fazit

Aufwärmen an der Gitarre ist wichtig! Da gibt es keine zweite Meinung. Wenn wir unsere Muskeln, Sehnen, Faszien und Gelenke bis ins hohe Alter geschmeidig halten wollen, sollten wir niemals unaufgewärmt ins Manöver ziehen. Das gilt für Gigs und auch fürs Üben, denn gerade da überanstrengen wir die Muskeln und Sehnen gern und fügen uns im schlimmsten Fall langfristig Schaden zu. Also wärmt auch auf, auch für kleine Gigs, ihr werdet es langfristig nicht bereuen!

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Forum
  1. Profilbild
    CDRowell AHU

    Ja, geiler Bericht! Ich habe immer warme Hände (Bluthochdruck?!), nur habe ich das Üben vergessen!! Oha, jetzt habe ich endlich wieder Ansporn etwas mehr die Klampfe zur umarmen und die Finger tanzen zu lassen.

    Danke für die Tipps!🤩

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