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Vintage-Analog: Moog Concertmate MG-1 by Radio Shack (1981)

Moog Ur-Großmutter

11. August 2018

Moog Concertmate MG-1 by Radio Shack

Angesichts der hitzigen Debatte über die Farbgebung des neuen MOOG GRANDMOTHER (siehe Kommentare in unserem kürzlich erschienenen Tests), wurde immer wieder auf die angeblich verunglückte Farbgebung des Moog Concertmade MG-1 verwiesen, der relativ unbekannt und wenig verbreitet ist. Wir nutzen daher die Gunst der Stunde und holen die Urgroßmutter aus dem Archiv – komplett überarbeitet versteht sich. Hier also nun der Concertmade von Radio Shack by Moog:

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Klein ist er und zugegeben nicht besonders hübsch. Auch sein Name verspricht keine Legenden: Realistic Concertmate MG-1 von Radio Shack. Bei genauerem Hinsehen wird man stutzig: „Realistic Synthesizer. By Moog Music.“ 5 kg leicht, 53 cm lang. Kinderkram? Von wegen.

Der Elektroshop-Moog

Das Jahr 1981 stand ganz im Zeichen polyphoner Synthesizer: Korg lancierte den ersten bezahlbaren polyphonen Synthesizer, den Polysix; Roland stellte den legendären Jupiter-8 in die Verkaufsregale, PPG brachte die überarbeitete Version ihres großen Wave. Und Moog? Nein, bei Moog konnte man mit all den neuen programmierbaren Synthis nicht mithalten, das eigene Flaggschiff, der Memorymoog, wurde erst ein Jahr später vorgestellt. Stattdessen ging man eine Kooperation der besonderen Art ein.

Erstaunlich, aber wahr: Moog hat Anfang der 80er Jahre einen Synthi für den amerikanischen Elektronikhandel Radio Shack (Teil der großen Tandy Corporation) produziert und unter dessen Hausmarke Concertmate verkauft. Man wollte sich neuen Kundenkreisen öffnen, der professionelle Bereich war schon gut gesättigt. Und während sich andere Hersteller mit neuen, innovativen Produkten hervortaten, füllte Moog alten Wein in neue und v.a. günstige Schläuche und hoffte auf gute Verkäufe. Irgendwie war auch dies innovativ, denn damals kümmerte sich kaum eine der großen Synthesizerschmieden um Otto Normalverbraucher. Man baute wie gewohnt eher teure Instrumente für einen eingeschränkten Kundenkreis und überließ den wachsenden Markt der Heimmusiker Casio und ähnlichen Firmen. Ob Moogs Rechnung wirklich aufgegangen ist, entzieht sich meiner Kenntnis; verlässliche Verkaufszahlen zum MG-1 habe ich auch nach längerer Netzrecherche nicht gefunden. Konzipiert wurde der MG-1 von einem Mann namens Paul Schreiber und eines muss man ihm attestieren: Es ist ihm gelungen, einen günstigen Synthesizer mit erstaunlichen klanglichen Möglichkeiten zu bauen. Gespart wurde beim Gehäuse und den Fadern, bei den klangrelevanten Komponenten setzte er auf bewährte Moog Technologie.

Klangerzeugung

Ganz klassisch schwingen im Moog Concertmade MG-1 zwei Oszillatoren mit jeweils Sägezahn und Rechteck bzw. Sägezahn und Puls – mit einer festen Pulsbreite von 10 %. Modulation der Pulsbreite? Fehlanzeige.

Die Oszillatoren lassen sich gegeneinander verstimmen (plus/minus circa eine Quinte) und synchronisieren. Oktavwahlschalter gibt es auch, die jedoch nicht so flexibel sind, wie man es gerne hätte. Als Fußlagen  stehen 32′, 16′ und 8′ (Osc 1), rep. 16′, 8′ und 4′ (Osc 2) zur Verfügung. Das ist nicht gerade viel und für Bass-Sounds eine Einschränkung. Fairerweise sei erwähnt, dass der viel gepriesene Prodigy diesbezüglich auch nicht mehr zu bieten hat.

Wer sich daran stört, dass für den zweiten Oszillator bei Fußlage 16′ Schluss ist, schaltet diesen für tiefe Klänge entweder stumm, synchronisiert ihn mit VCO 1 – oder greift zu Schraubenzieher und Lötkolben. Mit wenig Aufwand lässt sich der Frequenzbereich der Oszillatoren modifizieren, dazu später mehr.  Es geht auch ein bisschen einfacher: Trimpoti des Osci 2 ganz nach rechts drehen verstimmt diesen um etwa eine Quinte nach unten, anschließend mit dem Tune-Fader nachregeln, und schon ist Osci 2 eine Oktave tiefer gestimmt.

Moog Concertmate MG-1 by Radio Shack Contour

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Rauschen und Ringmodulator

Einen Rauschgenerator gibt es im Moog Concertmade MG-1 auch, seltsamerweise mit digitalem Rauschen, das mittels eines internen 3 dB Lowpass zu Pink Noise gefiltert wird. Auffallend ist ein leichtes Pulsieren der tiefen Frequenzen des Rauschens, was bei der Synthese natürlicher Geräusche störend wirkt – und für andere Anwendungen toll klingt. Könnte auch sein, dass dies eine Besonderheit des vorliegenden Modells ist. Falls hier jemand einen MG-1 besitzt: Bitte mal genauer hinhören beim Rauschen. Bin gespannt, wie sich andere Instrumente verhalten.

Des Weiteren ist ein digitaler Ringmodulator verbaut, der stets mit Rechteck bzw. Puls der Oszillatoren gefüttert wird. Bestimmt eine Einschränkung, denn wäre es nicht toll, verschiedene Schwingungsformen sowie das Rauschen gegenseitig zu modulieren? Nö, geht halt nicht. Doch bietet dies auch Vorteile. Schließlich kann man zweimal Sägezahn (von den Oszillatoren direkt) mit zweimal Rechteck (via Ringmodulator) mischen – und das klingt schon ziemlich wuchtig. Überhaupt ist es erstaunlich, zu welch unterschiedlichen Klängen der Ringmodulator fähig ist. Spielt man ein bisschen mit Tuning, Oktavlage und Synchronisation der Oszillatoren rum, wird man mit einer Vielzahl von Klängen belohnt – von unharmonischen, metallischen Geräuschen bis zu seidigen Leads und wummernden Bässen. Und dies wohlgemerkt bei stummgeschalteten Oszillatoren. Der Ringmodulator bietet viel mehr, als seine Bezeichnung vermuten ließe: „Belltone“. Ach, auch die Beschriftungen sind eine Sache für sich. Bei Radio Shack hielt man die potentiellen Käufer für derart ungebildet, dass man ihnen die gängige Synthesizer Nomenklatur nicht zumuten wollte. Oszillatoren werden „Tone Source“ genannt, die Hüllkurve wird von „Rise“ und „Fall“ bestimmt.

Moog Concertmate MG-1 by Radio Shack Details

Polyphonie

Für den Consumer Markt war die monophone Klangerzeugung zu beschränkt, man wollte ja ein allgemeines Publikum ansprechen und das kannte v.a. elektrische Orgeln, die natürlich polyphon waren. Also hat man dem MG-1 eine kleine polyphone Orgel spendiert.

Jawohl, der Moog Concertmade MG-1 ist polyphon! Doch bitte nicht zu früh freuen, dies ist nicht der kleine Bruder des Memorymoog, die Polyphonie ist – diplomatisch ausgedrückt – etwas sparsam gehalten. Es handelt sich um einen Rechteckoszillator von konstant 125 Hz, der mittels Frequenzteilerschaltung für alle Töne „transponiert“ wird.  Man kann also (passende Spieltechnik vorausgesetzt) alle Tasten gleichzeitig zum Klingen bringen. Doch beim Filter ist schon wieder Schluss mit der Polyphonie, alle Töne teilen sich Filter und VCA. Der Orgelcharakter ist stets präsent: Sobald man die Tasten loslässt, bricht der Ton sofort ab. Technisch ist dies nicht anders lösbar, denn für längere Release-Zeiten bräuchte man ja für jede Taste einen eigenen VCA samt Hüllkurve, was schlicht zu teuer wäre. Hingegen wird das Orgelsignal sehr wohl von der Attack- (sorry: „Rise“) Zeit moduliert. Die Hüllkurve arbeitet übrigens im Single-Trigger-Mode, sprich: Sie wird erst dann wieder neu gestartet, wenn sie den Zyklus durchlaufen hat.

Polyphonie hin oder her, würde ich den MG-1 immer noch als monophonen Synthesizer bezeichnen, dazu sind die Möglichkeiten der Polyphonie zu begrenzt. Doch verzichten möchte man auf diese kleine Zugabe nicht, ein paar schöne Klänge kriegt man sehr wohl hin. Ein bisschen filtern (mit LFO Modulation) und Chorus dazu … Oder man nutzt sie als dritten Oszillator, der sich gegenüber den anderen Oszillatoren verstimmen lässt. Für Leadsounds erste Sahne. Andicken von Bässen geht natürlich auch, sofern man damit leben kann, dass die Fußlage 16′ nicht verändert werden kann. Übrigens findet sich die besagte Polyphonie auch beim Moog Liberation, Jean Michel Jarres legendärem Umhängesynth.

Ringmodulator, Pink Noise, Poly-Sektion und selbstverständlich die Oszillatoren werden in einem 5-1 Mischer geregelt – und können leicht übersteuert werden. Große Verzerrungen sind nicht möglich, für eine gesunde Sättigung reicht es allemal. Danach folgt das Filter, was nicht weiter erstaunlich ist, und wie sich das für ein Moog Gerät gehört, ist hier ein 24 dB Kaskadenfilter verbaut. Ein Filter, über das schon alles Wichtige (und Unwichtige) gesagt und geschrieben wurde und das sich auch im MG-1 so verhält, wie man sich dies von Moog gewöhnt ist. Eine gewisse Einschränkung ist bestimmt das lediglich dreistufige Filtertracking: off, half und full. Und ehrlich gesagt, mehr braucht man auch nicht.

Moog Concertmate MG-1 by Radio Shack Modulationen

Modulationen

In Sachen Hüllkurven ist der Moog Concertmade MG-1 mager bestückt. Man muss sich mit einer begnügen und die ist nicht mal eine vollwertige ADSR: Attack und Decay, mit wahlweise zuschaltbarer Sustain. Damit das nicht zu langweilig wird, hat man dem VCA alternativ zwei andere Betriebsarten spendiert. Einerseits kann der VCA vom Tasten-Gate gesteuert werden, was der sogenannten „Orgelhüllkurve“ entspricht. Oder man schaltet ihn auf „Bypass“ für Drone Sounds. Die Hüllkurve selbst kann ordentlich schnell sein, doch nicht ganz so perkussiv wie beim Minimoog oder anderen Spezialisten der kurzen Einschwingzeiten (wie zum Beispiel Cwejman und Technosaurus). Für alle Zahlenfetischisten die offiziellen Werte aus dem Service Manual:

  • Attack: 4 ms bis 4,7 s
  • Decay: 10 ms bis 15 s

Kommen wir zum LFO und der bietet ein paar Besonderheiten. Der Frequenzumfang mag zwar etwas konservativ gestaltet sein, 0,3 bis 31 Hz sind nicht gerade üppig, doch für die meisten Anwendungen ausreichend. Bei den Schwingungsformen sieht es schon besser aus: Dreieck, Rechteck und Zufall (Sample&Hold)! Da kommt Freude auf, sind ja auf diese Weise Klänge möglich, für die man beim Minimoog externe Hardware bemühen müsste. Zusätzlich kann der LFO zum Triggern der Hüllkurve eingesetzt werden, was man heute „Repeat Mode“ nennen würde. Dadurch wird die Hüllkurve zum LFO, dessen Schwingungsform durch Attack und Decay geregelt wird, was beliebige Schwingungen zwischen steigendem und fallendem Sägezahn ermöglicht. Der LFO selbst ist fest mit dem Tuning der Oszillatoren und der Filter Cutoff verbunden und in seiner Stärke getrennt regelbar. Ein kleines, aber feines Detail. So kann man beispielsweise ein leichtes Vibrato mit einem starken Filtersweep kombinieren, was auf den meisten anderen (Moog) Geräten nicht möglich ist, da die Modulationsintensität jeweils gemeinsam gesteuert wird.

MG1 und Rogue

Die Firma Moog war übrigens vom Moog Concertmade MG-1 ziemlich angetan und so hat man ihn leicht abgeändert als Rogue unter eigenem Namen vertrieben. Ja, der Moog Rogue ist ein Spross des Moog Concertmade MG-1 – und nicht umgekehrt – und diesem in manchen Punkten unterlegen. Klar, der Rogue trumpft mit zwei Moog-typischen Pitch- und Modulationsrädern, sowie dem einzigartigen „Contoured Sync“ zur Steuerung des Sync-Effektes über die Hüllkurve. Ansonsten ist er die abgespeckte Version des MG-1. Schwingungsformen lassen sich nur noch für beide Oszillatoren parallel umschalten (wozu soll das eigentlich gut sein?) – gleiches gilt für den Oktavschalter. Zudem gibt es weder Ringmodulator noch Poly-Sektion.

Hier eine kleine Tabelle der wichtigsten Unterschiede beider Instrumente:

Moog Concertmate MG-1 by Radio Shack Vergleich zu Moog Rogue
Dennoch wirkt der Moog Rogue „professioneller“. Die Moog-typischen Räder, ein paar wichtige CV-Anschlüsse und nicht zuletzt das schlichte Schwarz-Weiß-Design mit den vier magischen Buchstaben – dies macht ihn für manche Musiker zur ersten Wahl und erklärt wohl auch den leicht höheren Gebrauchtmarktpreis im Vergleich zum MG-1.

Moog Concertmate MG-1 by Radio Shack Outputs

Anschlüsse

Hier wird einem wieder bewusst, für wen der Moog Concertmade MG-1 gebaut wurde. Der Audioausgang liegt als Stereo-Cinch-Buchsen vor und ist von denkbar schlechter Qualität. Zum Glück gibt es da noch den Kopfhörerausgang mit großer Klinke, der hörbar besser klingt und auch im Studio eine gute Figur macht. Einen Audio In gibt es (theoretisch) auch, doch wird das Signal nicht gefiltert, sondern direkt zum Ausgang geleitet, damit der Radio Shack Kunde zu seiner Lieblingsplatte spielen konnte, ohne ein Mischpult zu bemühen. Immerhin hat man an CV und Switch Trigger In gedacht; so lässt sich der MG-1 über ein MIDI/CV-Interface steuern.

Modifikationen

Im Netz finden sich einige Anleitungen für simple und effiziente Modifikationen des Moog Concertmade MG-1. Meist geht es dabei um einen Audio-Filter-Input und CV-Ein- und Ausgänge. Etwas Gewieftere modifizieren den LFO (damit dieser auch richtig laaaangsam schwingt), den Frequenzbereich der Oszillatoren oder verkoppeln die Polysektion mit dem Sync Eingang des zweiten Oszillators: eine Hard-Sync Orgel, die von Florian Anwander in einem Forum als „Eddy van Halen auf Moog“ beschrieben wurde.

Moog Concertmate MG-1 by Radio Shack Modifikation

Ein modifizierter Moog MG-1

Klang

Der Sound des Moog Concertmade MG-1 ist rau, direkt und ziemlich ungehobelt. Ein bisschen Hall tut ihm meistens gut, Chorus übrigens auch, zumindest die Leadsounds gewinnen an Wärme. Das Filter schneidet die Obertöne rund und direkt ab, bei höheren Resonanzwerten sind die typisch „schmatzenden“ Klänge möglich; die Filtersweeps klingen wie eine Reinkarnation der 70er Jahre, und die Selbstoszillation ermöglicht wunderschöne Leads und knackige Bassdrums.

Kann es der Moog Concertmade MG-1 mit einem Mini aufnehmen? Bestimmt nicht. Die Fülle eines Minimoog ist eine Klasse für sich, doch der MG-1 kommt ihm gefährlich nahe und bietet darüber hinaus Klänge, die auf dem Mini nicht möglich wären. Allen voran natürlich die Sync-Sounds, die von seidig-schimmernden Sphären bis zu schneidenden Schweißbrennern reichen. Interessant wird es, wenn man die polyphone Sektion als dritten Oszillator nutzt und ihn ein bisschen zu den anderen Oszillatoren verstimmt. Der Ringmodulator eröffnet eine eigene Klangwelt, meist klingt er nicht besonders fett, seine Stärken liegen in zarten, schillernden Klängen verschiedenster Schattierungen. Ich nutze den Ringmodulator meist, um neue harmonische Schwingungsformen jenseits der klassischen Sägen und Rechtecke zu kreieren und weniger als Geräuschmaschine. Letzteres kann er natürlich auch. Die klassischen Ringmod-Sounds à la Glocken und Gongs sind schnell eingestellt und klingen überzeugend, doch wie gesagt liegt noch viel mehr drin, sofern man sich ein bisschen damit auseinandersetzt.  Mischt man den Ringmodulator mit den beiden Oszillatoren, kann es zuweilen zu Phasenauslöschungen kommen, v.a. bei Rechteckschwingungen. Der Ringmodulator macht den Sound also nicht immer fetter, sondern kann ihn auch ausdünnen; für viele ein Nachteil, ich sehe dies eher als Vorteil, denn manchmal sind gerade dies die Klänge, die man in einem bestimmten Arrangement gut gebrauchen kann.

Wer es lieber experimentell mag, aktiviert den Rauschgenerator und spielt mit der geloopten Hüllkurve rum, die synchron zum LFO mit Sample & Hold läuft. Sind Attack und Decay länger als die Triggerimpulse des LFOs, dann wird die Hüllkurve nicht bei jedem Trigger neu gestartet, sondern erst, wenn sie ihren eigenen Zyklus vollendet hat. Und dies öffnet Tür und Tor für polyrhythmische und quasi-zufällige Strukturen, die sehr musikalisch klingen können. Wer hätte gedacht, dass ein Synthesizer für den Massenmarkt so experimentell klingen kann? Wahrscheinlich ist es nicht im Sinne seiner Macher, aber der MG-1 erweist sich als äußerst flexibles Instrument, das für manche klangliche Überraschung gut ist.

YouTube-Videos

Gar nicht so einfach, gute Klangbeispiele auf YouTube für den Concertmade zu finden, aber diese beiden können wir auf jeden Fall sehr empfehlen:

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Klangbeispiele

Alle Klänge stammen ausnahmslos aus dem Moog Concertmade MG-1 und wurden von Hand (ohne Quantisierung) mit Logic 9 aufgezeichnet. Interface: Focusrite Saffire pro 24 DSP. Effekte: ein bisschen Hall und EQ, Chorus (für einige Leadsounds) und Kompressor (nur Bassdrum und Snare bei Stück Nr. 6)

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Fazit

Der Moog Concertmade MG-1 ist ein vollwertiger Moog Synthesizer mit einigen Abstrichen und Besonderheiten. Ringmodulator und Polyphonie gibt es nicht alle Tage, und wer sich etwas genauer damit befasst, kitzelt Klänge aus dem kleinen, unscheinbaren Synthi, die weit über die klassischen Moog Brot-und-Butter Sounds hinausgehen. Letztere hat er natürlich auch drauf: Bässe, Leads, schneidende Sync Sounds und Brass-Klänge sind schnell und einfach eingestellt und klingen stets unmissverständlich nach Moog. Ob klangliche Unterschiede zu seinem Bruder Rogue auszumachen sind, ist v.a. eine Glaubenssache und hängt auch mit dem jeweiligen Zustand der Instrumente zusammen. Immerhin haben sie 30 Jahre auf dem Buckel. Technisch sind die Geräte (bis auf die erwähnten Unterschiede) praktisch identisch aufgebaut.

Was fehlt? Manch einer wird Modulations- und Pitchbend-Rad vermissen, mich stört es kaum. Fürs Pitchbending nutze ich den Master-Tune-Regler, was wiederum den Vorteil hat, dass dieser nicht arretiert und somit für händisches Vibrato besser geeignet ist als ein Rad mit spürbarer Mittenrastung. Schade ist indes, dass die Hüllkurve so mager ausgefallen ist. Nur eine Hüllkurve mag ja noch in Ordnung sein, aber dass nur zwei Parameter zur Verfügung stehen, ist eine arge Einschränkung. Doch insgesamt ist das Konzept des MG-1 schlüssig, gespart wurde an den richtigen Stellen, die Prioritäten sinnvoll gesetzt. Im Vergleich zu einem ARP Axxe oder dem Micromoog – beides ähnlich kleine und abgespeckte Instrumente und somit Konkurrenten – trumpft der MG-1 mit seinen zwei Oszillatoren, die dank Synchronisation und Ringmodulator sehr vielfältig klingen können. Die Vorteile einfacher Synthis sehe ich vor allem darin, dass man mit wenigen Handgriffen sehr unterschiedliche Klänge hinschrauben kann; man kommt schlicht schneller ans Ziel als mit komplexeren Gerätschaften. Ein ideales Live-Instrument.

Plus

  • typischer Moog-Sound
  • klanglich erstaunlich flexibel dank Ringmodulator, Oszillator-Sync und S&H
  • Polyphonie
  • leichte und kompakte Bauweise
  • kein gehyptes Kultinstrument und deshalb zu vernünftigen Preisen erhältlich (ca. 500 Euro)

Minus

  • nur eine Hüllkurve
  • kein Pitchbend-Rad
  • wenige Anschlüsse
  • billige Fader und Potis

Preis

  • lt.Syntacheles-Liste Stand 3.2018
  • ca. 600,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    den habe ich sehr geliebt. leider ging er dann irgendwann kaputt und da ich ihn nicht reparieren konnte, habe ich ihn schweren herzens verkauft. eine traurige geschichte :/

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hallo,

    sehr schöne Klangbeispiele.
    Endlich mal jemand, der sich ,neben Herrn Bloderer, die Mühe macht aussagekräftige Demos zu erstellen.
    Vielen Dank dafür.

  3. Profilbild
    Martin Andersson RED

    Hier noch ein paar nützliche Links zum MG-1:

    Für mögliche Modifikationen konsultiere man die folgenden Seiten: http://www.sdiy.org/philgallo/mg1x.html

    http://fixmysynth.com/ erklärt, wie man den MG-1 vom lästigen, schwarzen Hartschaum befreit, dem LFO auf die Sprünge hilft und das Filter mit Audio- und CV-In beglückt.

    Die Poly-Sync Modifikation wird in folgedem Blog von Florian Anwander beschrieben: http://www.sequencer.de/synthesizer/viewtopic.php?p=359998

    Einbau eines Midi Interfaces: http://synhouse.com/concertmate1.html

    Zur Geschichte des MG-1 eine veröffentlichte Email von Paul Schreiber:
    http://machines.hyperreal.org/manufacturers/Moog/MG-1/info/MG-1.history.txt

    • Profilbild
      Tyrell RED 1

      @Martin Andersson Toller Einstieg!!! Bin auf Anhieb ein Fan des kleinen MG-1 geworden!!!!

  4. Profilbild
    Onkel Sigi AHU

    Habe eben diesen Beitrag entdeckt. Superb, die Klangbeispiele. Und eine äusserst umfangreiche Beschreibung dieses „Ami-Aldi-Moog“.

    Musikalische Grüße

    Onkel Sigi

  5. Profilbild
    legoluft

    Toller Bericht mit guten Klangbeispielen. Sehr lobenswert ist auch die Erwähnung der Umbauten, die ich sehr empfehlen kann! Ich habe selten ein Gerät auf dem Tisch gehabt, was sich so leicht und effektiv modden/benden lässt:
    LFO bis weit in den Audiobreich (was zusammen mit dem Ringmodulator einzigartige FM-Sounds erzeugt), VCO Modulation bis zum Wahnsinn (schön bei Rechteck Welle über mehrere Oktaven), Erweiterung des Frequenzumfangs (Fusslagen 32 und 64 ohne Probleme möglich bei beiden VCO`s). Zusammen mit diesen Erweiterungen ein unglaublich guter flexibler fetter Synth. Prodigy, Rougue und ähnlich vergleichbare haben meiner Meinung nach das deutliche nachsehen…und wie schon erwähnt: nebenbei kann er klanglich auch den Minimoog gefährlich gut imitieren (so unglaublich das auch klingen mag)

  6. Profilbild
    Atarikid AHU

    Man stelle sich vor es gäbe ab nächster Woche den Moog Mother unter dem Namen AudioTec für 299,- bei Elektro Conrad :)… Das ist unvorstellbar! Umso erstaunlicher, dass es diesen tollen Synthesizer (MG1) tatsächlich mal unter ähnlichen Umständen gab… Wahnsinn! Toller Test, tolle Geschichte :)

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Martin Andersson „Concertmate“ heißt „Konzertkumpel“ — das war das Label, das man bei Tandy auf alle eingekauften Fremdprodukte gepappt hat (z. B. Produkte von Casio o. ä.). Ändert nichts an der Schreibweise und der Bedeutung des Wortes als solches.
        .
        Zumal es ja auch fett *richtig* auf dem Gerät selbst steht.

  7. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Das farbliche Design des Realistic (sic!) halte ich für wesentlich dezenter als das der Grandmother; es erinnert mich eher an Juno-6 -106. Ich vermute mal, dass der Rogue etwas roadtauglicher gebaut war und daher heute in einem besseren Zustand ist als sein Supermarkt-Bruder…

    • Profilbild
      Martin Andersson RED

      @Son of MooG Man kann ihn nennen, wie man will :-) Im Netz ist meistens vom „Moog MG-1“ die Rede. Aber jeder nach seiner Façon.
      Deine Vermutung kann ich nicht bestätigen. Hatte eine Zeit lang einen Rogue neben dem MG-1 stehen. Gehäuse, Tasten, Schalter und Fader sind gleich. Auch das Gewicht ist in etwa gleich.
      „Roadtauglich“ sind aber beide, die Plastikgehäuse sind sehr stabil. Da braucht man sich keine Sorgen zu machen.

      • Profilbild
        Son of MooG AHU

        @Martin Andersson Ok, das scheint Nick Batt zufolge auch bei der Grandmother der Fall zu sein. Wenn Moog Plastik-Gehäuse verwendet, sind diese wohl auch sehr robust.

        • Profilbild
          Numitron AHU

          @Son of MooG Apropos Nick batt. Bitte ein Interview mit ihm. Der hat viel zu erzählen. Von seinen Anfängen mit dem Toms Diner remix zu goldfrapp und sonicstate. Bester tester 8-)

  8. Profilbild
    wirtszelle

    Also, wenn das stimmt mit Paul Schreiber als Konstrukteur, dann ist das DER Paul Schreiber, Kopf und Mastermind von Synthesis Technology. In der Euro- und 5U Welt eine Koryphäe. Wenn das Teil Top klingt, wundert mich das nicht. Hört mal ein MOTM Analog Modular, dann weisste Bescheid ;-)

  9. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Es gibt Gerüchte, Bob Moog habe zu Beginn seine Bauteile bei Radio Shack bezogen, vor allem die im Filter verbauten Transistoren seien Ausschußware bei Tandy gewesen, die in großen Mengen billiger zu haben gewesen sein sollen.
    .
    ConcertmaTe — Konzertkumpel/-gefährte.
    .
    125 Hertz? Erscheint mir etwas wenig für divide-down Technologie.
    .

  10. Profilbild
    c.hatvani AHU

    Der MG-1 war in Deutschland gar nicht erhältlich, richtig? Auf jeden Fall habe ich einen Moog Rogue und bin vom Sound und vom Synth insgesamt sehr angetan. Der Rotstift wurde an den richtigen Stellen gekonnt eingesetzt. Heute ist er ein sehr gut klingender Monosynth, mit dem man beim Jammen schnell den passenden Sound in erstaunlicher Qualität herzaubern kann.

    • Profilbild
      Martin Andersson RED

      @c.hatvani Da könntest Du Recht haben. Da Radio Shack laut Wikipedia ausschließlich in den Vereinigten Staaten präsent war, sieht es sehr danach aus, dass der MG-1 nicht in Europa vertrieben wurde.
      Den Moog Rogue habe ich auch gespielt und ihn später durch den MG-1 ersetzt. Beides sind wunderbare Instrumente mit einem erstaunlichen Klangpotential, das man vor allem schnell und intuitiv abrufen kann.

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