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Test: Universal Audio Apollo X16D, Audiointerface mit Dante

UAD Plug-in Power für Bühne und Tonstudio

13. September 2024
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Universal Audio Apollo X16D, Audiointerface mit Dante

Trotz leistungsfähiger Computer und ausgezeichneten nativen Plug-ins spielen DSPs nach wie vor eine große Rolle im Tonstudio- und Stage-Alltag. Mit dem Universal Audio Apollo X16D Audiointerface mit Dante ziehen die beliebten UAD Plug-ins ins weit verbreitete Dante-Netzwerk ein, was nicht nur Studiobesitzern neue Möglichkeiten eröffnet, sondern auch die Integration dieser Plug-ins ins FoH-Pult ermöglicht, sofern dieses über Dante und entsprechende Routing-Möglichkeiten verfügt. Wir haben uns das Universal Audio Apollo X16D intensiv angeschaut.

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Universal Audio und Bill Putnam

Universal Audio gehört zur Tontechnikgeschichte wie Kaiserschmarrn zu Österreich. Auch wenn nicht jeder die gesamte Firmengeschichte seit 1958 von Universal Audio zu UREI zu Teletronix zurück zu Universal Audio herunterbeten kann, ist der geniale Toningenieur und Erfinder Bill Putnam wohl jedem ein Begriff. Dieser machte sich zunächst in der Blues- und R’n’B-Szene mit Aufnahmen von Legenden wie Chuck Berry, Muddy Waters, John Lee Hooker, Bo Diddley und anderen einen Namen. Später standen nach einem Standortwechsel auch Hollywood-Größen wie Frank Sinatra, Dean Martin, Bing Crosby, Ray Charles, Nancy Sinatra vor Putnams Mikrofon.

Schon früh wurde Bill Putnam auch als Entwickler tontechnischer Geräte aktiv, die er bei seinen Aufnahmen einsetzte. Oft an seiner Seite war Les Paul, der ebenfalls einer der Pioniere der Tonstudiotechnik war. Für die zahlreichen Entwicklungen erhielt Bill Putnam im Jahr 2000, 11 Jahre nach seinem Tod, den Technical Achievement Grammy.

1999 wurde das Unternehmen Universal Audio von den beiden Söhnen James und Bill Putnam Jr. neu gegründet. Klassische Produkte wurden wiederbelebt, neue Produkte, die den Erfindergeist des Vaters atmen, entwickelt. Dazu gehören auch hochwertige Wandler und nicht zuletzt die berühmten Emulationen berühmter analoger Klassiker in Form von UAD Plug-ins.

Universal Audio Apollo X16D Dante-Interface

Universal Audio Apollo X16D Audio Interface Dante Front Rückseite

Universal Audio Apollo X16D Audiointerface mit Dante (Produktfoto: uaudio.com)

Das Universal Audio Apollo X16D ist in vielerlei Hinsicht anders als ein herkömmliches Audiointerface. Es besitzt nämlich keinerlei analoge Eingänge. Wer hier Mikrofon- und Line-Eingänge erwartet, ist beim Apollo X16D an der falschen Adresse. Bis auf zwei symmetrische XLR-Monitorausgänge sucht man analoge Anschlüsse vergeblich. Hier einige der Kern-Features des Universal Audio Apollo X16D:

  • Audiointerface mit 18 Ein- und 20 Ausgängen für Signale aus und in ein Dante- oder AES67-Netzwerk
  • Stereo AES/EBU I/O
  • 16 simultane Dante oder AES67 I/O Streams
  • 24 Bit/192 kHz D/A Converter für die Monitorausgänge
  • Ermöglicht das Erstellen von Dolby Atmos, Auro-3D, Sony 360 Reality Audio Immersive Audio Mixes (und anderen Formaten) mit bis zu 16 Kanälen
  • HEXA Core DSP für die nahezu latenzfreie Berechnung von UAD Plug-ins
  • Kompatibel mit weiteren Thunderbolt Apollo Interfaces zur Erweiterung
  • Kaskadierung von bis zu vier X16D Audio-Interfaces für bis zu 64 Kanäle
  • Über 100 UAD Plug-ins im Lieferumfang

Über welche Anschlüsse verfügt das Apollo X16D?

Die Rückseite ziert lediglich das bekannte Double aus Primary- und Secondary-RJ45-Netzwerkanschlüssen für das Dante/AES67 Netzwerk. Zusätzlich gibt es noch einen AES/EBU Ein- und Ausgang (XLR) für zwei digitale Kanäle mit bis zu 24 Bit/192 kHz sowie die besagten Monitorausgänge (XLR). Wordclock Ein- und Ausgänge sowie ein schaltbarer 75 Ohm Widerstand zur Terminierung sind ebenfalls vorhanden.

Das Interface besitzt für den AES/EBU-Eingang einen integrierten und optional zuschaltbaren Sample Rate Converter. Weicht die eingehende Sample Rate von der des X16D ab, wird das AES/EBU-Signal automatisch passend konvertiert.

Die Verbindung mit dem Computer erfolgt über einen der zwei rückseitigen Thunderbolt 3 Ports, die am Mac auch über Apple Thunderbolt 3 zu Thunderbolt 2 oder Thunderbolt 1 Adapter genutzt werden können. Für Windows ist die Abwärtskompatibilität laut Benutzeranleitung nicht gegeben. Immerhin gibt es einen 4-poligen verriegelbaren XLR-Anschluss für das externe Netzteil, was im Live-Betrieb nicht unwichtig ist.

Bedienelemente des UAD Apollo X16D

Doch werfen wir zunächst einen Blick auf die Bedienelemente auf der Vorderseite. Dort finden wir LED-Anzeigen mit jeweils 10 Segmenten für 16 Eingangskanäle und die beiden Monitorausgänge. Außerdem gibt es diverse Statusanzeigen für Wordclock, Meter und Sample Rate, einen großen Monitor-Encoder mit Push-Funktion und drei Buttons für Meter, FCN 1 und FCN 2. Etwas unscheinbarer ist das integrierte Talkback-Mikrofon direkt über dem beleuchteten UAD-Logo, das gleichzeitig als Betriebsanzeige dient.

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Eine Sache fehlt: ein Kopfhörerausgang. So ziemlich jedes Audiointerface hat auf der Vorderseite einen regelbaren Kopfhörerausgang. Ob man diesen nun für das Monitoring nutzt oder zur Fehlersuche, ein Kopfhörerausgang an verschiedenen Stellen im Signalweg gehört für mich im Studioalltag und auf der Bühne unverzichtbar dazu. Warum man ausgerechnet bei einem so hochwertigen Gerät wie dem Universal Audio Apollo X16D darauf verzichtet hat, ist mir schleierhaft.

Universal Audio Apollo X16D Audio Interface Dante Live Beschallung

Das Universal Audio Apollo X16D eignet sich besonders gut für den Einsatz von UAD 2 Plug-ins auf der Bühne

DSP-Power

Sechs SHARC-DSP-Prozessoren sorgen für die Echtzeitberechnung der Plug-ins und das Routing der Ein- und Ausgänge. Universal Audio verspricht dabei ein nahezu latenzfreies Arbeiten. Da der Einsatzbereich des Apollo X16D nicht nur im Tonstudio, sondern vor allem auch im Live-Bereich liegen soll, ist eine möglichst geringe Latenz essentiell, damit alles im Gleichschritt läuft und auch beim Monitoring die Musiker sich nicht durch hörbare Verzögerungen gestört fühlen.

Die Latenz der Interface-Hardware selbst wird mit 0,8 Millisekunden bei 96 kHz Sample Rate angegeben. Das beinhaltet jedoch nicht die Latenz durch Dante oder Plug-ins. Die Dante-Latenz (schaltbar) beträgt laut Benutzerhandbuch 0,25, 0,5, 1,0, 2,0 oder 5,0 Millisekunden. Zur Plug-in Latenz wird nichts gesagt, da diese je nach Plug-in und Aufwand der Berechnungen variieren dürfte. So ganz Zero Latency ist das Universal Audio Apollo X16D also nicht. Die Gesamtlatenz ist aber in jedem Fall ausreichend gering für Echtzeitanwendungen.

Die Plug-in-Verwaltung der UAD-2 Plug-ins übernimmt die UAD Console Software. Auch die Interface-Steuerung kann mit UAD Console erfolgen. Plug-in Scenes, MIDI-Steuerung, Monitor-Settings, Mixing, Belegung der Function 1 und 2 Taster, Zuweisung der Dante-Ports zu den Mischpultkanälen und vieles mehr stehen in UAD Console zur Verfügung.

Universal Audio Apollo X16D Audio Interface Dante UAD Console Plug-ins

Für das Einbinden der Plug-ins in das Dante Netzwerk nutzt das Audio-Interface die UAD Console Software

Der Aufbau ähnelt dabei einem Mischpult in der DAW. UAD Console ist von anderen Universal Audiointerfaces bekannt, die auf AMAZONA.de getestet wurden, und wird deshalb an dieser Stelle nicht intensiver beschrieben, da das den Rahmen des Tests deutlich sprengen würde. Die neue Benutzeroberfläche orientiert sich an der hauseigenen LUNA DAW. Die Software ist sehr übersichtlich gestaltet und man findet sich sehr schnell zurecht. Ein eigenes Benutzerhandbuch der Software steht im Internet zur Verfügung.

Wichtig für die Arbeit mit Dante sind Flex Routing und Dante Controller, da hier bestimmt wird, wie das Signal ins Universal Audio Apollo X16D gelangt und wieder hinaus. Für den Live-Betrieb interessant ist außerdem die Szenenverwaltung, um schnell und ohne Signalunterbrechung zwischen verschiedenen Plug-ins, Signalketten und Routings umschalten zu können.

Apollo X16D: Ein Interface – zwei Editionen

Universal Audio Apollo X16D Audio Interface Dante Ultimate+ Edition

Eine Hardware – zwei Editionen: die Ultimate+ Edition

Das Univeral Audio Apollo X16d Audiointerface wird in zwei Editionen angeboten. Die Hardware unterscheidet sich nicht, sondern die mitgelieferte Software – besser gesagt die Plug-ins. In der Ultimate+ Edition sind über 100 Plug-ins enthalten, darunter beliebte Plug-ins wie

  • API Preamp
  • Manley Reference Microphone Preamp
  • Manley VOXBOX
  • Neve 88RS
  • SSL E Serie Channel Strip
  • V76 Pre Amplifier
  • API 2500 Stereo Bus Compressor
  • dbx 160 Compressor/Limiter
  • Fairchild 660/670 Compressor
  • Manley Variable Mu Limiter Compressor
  • Neve 2254E/33609(SE) Compressor
  • SSL G Serie Bus Compressor
  • LA-2A in diversen Ausführungen
  • UA 1176 in diversen Ausführungen
  • Auto-Tune Realtime X
  • Ampex ATR-102 Mastering Tape Recorder
  • Empirical Labs FATSO in diversen Ausführungen
  • Moog Multimode Filter in diversen Ausführungen
  • Studer A800 Multichannel Tape Recorder
  • Thermionic Culture Vulture
  • Diverse Instrumente wie Electra 88 und Moog Minimoog
  • MXR Flanger/Doubler
  • Studio D Chorus
  • Galaxy Tape Echo
  • Korg SDD-3000 Digital Delay
  • EMT 140/250 Reverbs
  • Lexicon 480L
  • Realverb Pro
  • AKG BX 20 Spring Reverb
  • API 550A Parametric EQ
  • Harrison 32C Channel EQ
  • Manley Massive Passive EQ
  • Neve 1073 Preamp & EQ
  • Diverse Pultec EQs
  • Diverse Mastering Plug-ins
  • Diverse Gitarren- & Bassverstärker

…um nur einige zu nennen.

Universal Audio Apollo X16D Audio Interface Dante Essentials+ Edition

Essentials+ Edition mit weniger Plug-ins

Demgegenüber fällt die Liste der Essentials+ Edition geradezu mager aus und beschränkt sich auf:

  • Century Tube Channel Strip
  • CS-1 Channel Strip
  • Helios Type 69 Preamp & EQ
  • Helios Type 69 Preamp & EQ Legacy
  • Precision Channel Strip
  • UA 610-A Preamp & EQ
  • UA 610-B Preamp & EQ
  • Fairchild 670 Legacy
  • Teletronix LA-2A Classic Leveler
  • Teletronix LA-2A Gray Classic Leveler
  • Teletronix LA-2A Legacy Leveling Amplifier
  • Teletronix LA-2A Silver Classic Leveler
  • UA 1176LN Legacy
  • UA 1176SE Legacy
  • Auto-Tune Realtime Access
  • Precision Enhancer Hz
  • PolyMAX Synth
  • Galaxy Tape Echo
  • Oxide Tape Recorder
  • Precision Delay Mod
  • Precision Delay Mod L
  • Precision Reflection Engine
  • Pure Plate Reverb
  • RealVerb Pro
  • Pultec EQP-1A Legacy EQ
  • Pultec EQP-1A Passive EQ
  • Pultec HLF-3C Passive EQ
  • Pultec MEQ-5 Passive EQ
  • Pultec-Pro Legacy EQ
  • Raw Distortion
  • Ampeg SVT-VR Bass Amplifier
  • Marshall Plexi Classic Amplifier

Nicht, dass man damit nicht arbeiten könnte, aber Emulationen viele dieser Hardware-Geräte finden sich in teils guter Qualität ohnehin in vielen Mittelklasse-Digitalpulten. Natürlich kann man UAD 2 Plug-ins problemlos nachkaufen, aber zu einem recht hohen Preis.

Statt einer Ultimate+ und einer Essential+ Plug-in Edition hätte ich mir lieber eine Version für Live-Anwendungen und eine für Tonstudio-Anwendungen gewünscht. Instrumente oder Verstärkersimulationen benötigt der Live-Engineer in den seltensten Fällen. Auch vier verschiedene LA-2A Versionen sind eher uninteressant. Stattdessen hätte ich mir hier den SSL G Serie Bus Compressor, das Lexikon 480L, EMT Plate Reverbs, das Korg SDD-3000 oder den dbx 160 Compressor/Limiter gewünscht. Auch spezielle Effekte wie den Oxide Tape Recorder oder das Precision Delay Mod benötigt der Live-Engineer eher selten, sind das doch Effekte, die eher die Musiker auf der Bühne selbst beisteuern und weniger der Techniker am FoH-Pult.

Universal Audio Apollo X16D Audio Interface Dante Effekte

Beliebte Effekte lassen sich nun auch live einsetzen

Der Preisunterschied zwischen beiden Editionen beträgt 1.100 Euro, sodass hier gut überlegt sein will, welche Edition man kauft. In Anbetracht der Tatsache, dass einige interessante Plug-ins in beiden Editionen nicht enthalten sind, die Preise im UAD-Shop aber nicht gerade gering sind, wäre mir die „nackte“ Hardware mit einem Voucher für den Shop fast lieber gewesen, damit man selbst auswählen kann.

Dante

Universal Audio Apollo X16D Audio Interface Dante Controller

Dante Controller von Audinate

Das Netzwerkprotokoll Dante von Audinate ist weit verbreitet und wird für Tonstudios, Beschallungssysteme und Festinstallationen genutzt. Ein großer Vorteil von Dante im Vergleich zu anderen Audioübertragungsformaten per Ethernetkabel ist die Adressierbarkeit einzelner Netzwerkteilnehmer und die Verteilung der Datenpakete per Netzwerk-Switch. Während Formate wie AES50 nur eine Punkt-zu-Punkt-Übertragung gestatten, können bei Dante große Netzwerke verschiedener Teilnehmer gebildet werden. Vielfach kann dabei auf vorhandene Datennetzwerke zurückgegriffen werden. Auch das gleichzeitige Übertragen von Audiodaten und Computerdaten in einem Netzwerk ist möglich, sofern sogenannte Managed Gigabit Switches eingesetzt werden, bei denen der Audio-Datenverkehr gegenüber den übrigen Daten priorisiert wird.

Über die Primary- und Secondary-Netzwerkanschlüsse ist der Aufbau von Redundanzsystemen mit vergleichbar geringem Aufbau möglich. Es wird immer automatisch der unterbrechungsfreie Datenstrom gewählt.

Das komplette Routing erfolgt bei Dante über die Software Dante Controller. Über Dante Virtual Soundcard ist es möglich, bis zu 64 Ein- und Ausgänge in einen mit LAN-Anschluss ausgestatteten Computer oder von einem Computer per LAN-Anschluss ins Dante Audionetzwerk einzuspeisen. Allerdings ist die Latenz von Dante Virtual Soundcard deutlich höher als die spezialisierter Dante Hardware.

Praxiseinsatz des Apollo X16D

Universal Audio Apollo X16D Audio Interface Dante Praxistest Testaufbau Behringer X32 Digitalmixer

Testaufbau mit Behringer X32 Producer Digitalmixer

Wie immer steht am Anfang der Download und die Installation der Software. Da der Studio Mac neuer ist als mein live genutztes MacBook Pro, habe ich die Software zusätzlich auf meinem Mac Mini mit M1 Prozessor und 16 GB installiert und das Interface daran angeschlossen.

Universal Audio Apollo X16D Audio Interface Dante Praxis mit MacBook Pro

Praxistest mit MacBook Pro

Für die Dante-Verbindung habe ich ein Behringer X32 mit Dante Card genutzt. Diese habe ich sowieso gerade für einen Test von Behringer zur Verfügung gestellt bekommen, sodass sich der Test damit anbietet. Dante Virtual Soundcard habe ich nicht genutzt, da mir die Latenz  bei Tests damit in der Vergangenheit einfach zu hoch war. Für den Test wurde das Universal Audio Apollo X16D direkt mit der Dante Card im Behringer X32 Producer verbunden – ohne weitere Hardware dazwischen. Außerdem wurde der Computer zusätzlich zur Thunderbolt-Verbindung auch per Ethernet mit dem Universal Audio Apollo X16D verbunden, um über Dante Controller das Netzwerk zu konfigurieren.

Je nach verwendetem Mischpult sehen die Möglichkeiten, externe Signale ins Pult einzubinden und die Insert-Punkte dafür unter Umständen unterschiedlich aus. Es sind manchmal Konfigurationen am Mischpult selbst, in UAD Console und Dante Controller notwendig. In einem Studioverbund in Verbindung zum Beispiel mit einem anderen Apollo Audiointerface ist das etwas einfacher, da alles unter einem Dach, sprich in UAD Console stattfindet. Bei sehr umfangreichen Dante Setups mit mehreren Dante Stageboxen, Dante Recording, Monitor- und FoH-Pult und so weiter kann es schnell unübersichtlich werden.

Das hat aber nichts mit dem Universal Audio Apollo X16D, sondern vielmehr mit der komplexen Struktur von Dante zu tun. Wer schon einmal wie ich bei einer Veranstaltung erlebt hat, wie der FoH-Techniker ein komplettes Netzwerk durcheinander würfelt und selbst nicht mehr durchsteigt, weiß wovon ich spreche. Dante erfordert deutlich mehr Vorausplanung als ein Punkt-zu-Punkt-Netzwerk wie AES50 oder MADI. Doch zurück zum Praxistest.

Universal Audio Apollo X16D Audio Interface Dante Behringer X-Dante Erweiterungskarte

Behringer X-Dante Erweiterungskarte für den Behringer X32 Digitalmischer

Nach dem Einbau der Behringer X-Dante Karte in mein X32 Producer und dem Aufspielen der aktuellen Firmware konnte das Behringer X32 Producer mit dem Universal Audio Apollo X16D verbunden werden. Hier wurde mittlerweile die Software heruntergeladen und installiert. Wie bei Universal Audio üblich, muss man sich dazu registrieren und auch in der Software angemeldet sein. Diese Form von Registrierungszwang empfinde ich als lästig, wird aber leider von vielen Herstellern so praktiziert.

Universal Audio Apollo X16D Audio Interface Dante Software Download

Am Anfang steht der Software Download und die Installation

Der erste Start von UAD Console endete zunächst mit einer Fehlermeldung: Die Mixer Engine konnte nicht geladen werden. Eine schnelle Recherche im offiziellen Nutzerforum im Internet empfiehlt das De-installieren und eine erneute Installation. Nervig, aber danach funktioniert alles wie es soll. Doch wie kommen die Signale jetzt in das Universal Audio Apollo X16D? Dazu muss ein weiterer Download erfolgen, nämlich von Dante Controller. Dieser erfordert eine weitere Registrierung bei Audinate.

Nach dem Download müssen noch Mac Mini und MacBook Pro entsprechend konfiguriert werden, damit Dante Controller weiß, welcher Netzwerk-Port genutzt werden soll. Hier wählen wir natürlich den physikalischen Port am Rechner aus und nicht einen der eventuell installierten virtuellen Ports. Hat man zwei Netzwerkanschlüsse, können diese als Primary und Secondary definiert werden. Ich habe nur einen freien Port und wähle deshalb nur diesen für Primary aus.

Universal Audio Apollo X16D Audio Interface Dante Controller Hardware im Netzwerk

Dante Controller zeigt die Geräte im Netzwerk an

In Dante Controller werden nun alle Dante-Netzwerkteilnehmer angezeigt. In meinem Fall sind dies das Behringer X32 Producer mit X-Dante und das X16D Audiointerface. Anhand einer Matrix müssen nun die Ein- und Ausgänge der Geräte miteinander verbunden werden. Ich entscheide mich dazu, zunächst einmal die analogen Eingangssignale des X32 direkt auf die Dante-Karte zu routen, dann ins X16D und von dort zurück in den Kanalzug. Ein solches Routing ist schnell hergestellt und in Dante Controller auch zügig konfiguriert, indem man die Ausgänge 1 bis 16 von X-Dante (Transmitter) mit den Eingängen 1 bis 16 des X16D (Receiver) und die Ausgänge 1 bis 16 vom X16D (Transmitter) mit den Eingängen der X-Dante Karte (Receiver) verbindet.

Universal Audio Apollo X16D Audio Interface Dante Controller Routing

Das Routing erfolgt über eine Matrix in Dante Controller

Nachdem das geschehen ist, müssen nun in UAD Console noch diverse Einstellungen vorgenommen werden. Da ich eine Direktverbindung von Dante Ausgang zu Eingang und zurück möchte, muss ich auch hier als Eingänge des UAD Console Mischpults die Dante Kanäle 1 bis 16 wählen und als Ausgang ebenfalls die Dante Kanäle 1 bis 16. Hier wären auch andere Routings möglich, zum Beispiel auch auf die Monitorausgänge auf der Rückseite oder auf den AES/EBU Ausgang, was im Studiobetrieb durchaus sinnvoll ist.

Mit einem ans Mischpult angeschlossenen Shure SM57 überprüfe ich die Verbindung für jeden Kanal. Alles funktioniert. Anhand des Meterings des Apollo X16D und in UAD Console sehe ich, dass jeder Dante Kanal ein Kanal empfängt und auch sendet.

Universal Audio Apollo X16D Audio Interface Dante Praxistest

Geschafft: Das Interface zeigt die per Dante eingehenden Signale an

Nun ist es an der Zeit, einige Plug-ins zu laden und mich von der beworbenen geringen Latenz zu überzeugen. Ich lade einige Standard Plug-ins und siehe da: Eine Verzögerung ist nicht wahrnehmbar. Hervorragend. Schnell nutze ich einen Channel-Strip mit Kompressor und EQ, einen Pultec EQ, 1176 Kompressor und andere mitgelieferte Plug-ins.

Universal Audio Apollo X16D Audio Interface Dante UAD Console Software Reverb

MacBook Pro mit UAD Console Software und Reverb-FX

Doch wie wäre es mit etwas Hall? Hier ist es natürlich sinnvoll, diesen über einen Mixbus des Digitalpults anzusteuern. Das Routing ist dann etwas komplexer. In UAD Console werden zunächst zwei Kanäle zu einem Stereokanal per Link-Funktion gekoppelt und zwei Dante Kanälen zugewiesen. Am Behringer X32 habe ich dann einen Mixbus auf einen Dante Kanal geroutet und zwei Dante Kanäle als wiederum als Signalquelle für zwei Aux Returns gewählt. Der Mixbus am X32 wurde auf Post Fader geschaltet. Nun lässt sich der externe UAD 2 Halleffekt problemlos wie gewohnt am X32 über einen Mixbus ansteuern. In UAD Console sollte dann natürlich das Mischungsverhältnis im Plug-in auf 100 Prozent „wet“ gestellt werden.

Universal Audio Apollo X16D Audio Interface Dante Reverb

Einbindung eines UAD 2 Hall Plug-ins in das Behringer X32 Digitalpult

Alternativen

Das Universal Audio Apollo X16D ist in erster Linie für den Live-Mix gedacht, auch wenn es sich selbstverständlich auch im Tonstudio einsetzen lässt. Allerdings werden dann noch zusätzliche Dante Netzwerkgeräte benötigt und selbstverständlich Wandler, denn diese besitzt das X16D nicht. Für das Studio gibt es meines Erachtens bessere Alternativen aus dem Hause Universal Audio. Zu nennen wären hier das Universal Audio Apollo X6, das über integrierte Wandler und ADAT-Anschlüsse verfügt und sich somit günstig auf bis zu 16 Ein- und 22 Ausgänge erweitern lässt. Kopfhöreranschlüsse sind gleich zwei vorhanden und auch hier arbeitet ein 6-Kern Sharc DSP. Der Preis ist mit 1.999,- Euro deutlich günstiger.

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Universal Audio Apollo x8p Heritage Edition
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Wer lieber mit externen Vorverstärkern arbeitet, findet in der Universal Audio Apollo x16 oder x8 Heritage Edition den richtigen Partner. 16 Line-Eingänge und 16 Line-Ausgänge im Tascam Sub-D Format, AES/EBU-Ein- und Ausgänge, Word-Clock-Anschlüsse und eine ansonsten ähnliche Ausstattung wie beim X16D ermöglichen den Einsatz im Studio auch ohne Dante-Netzwerk.

Ansonsten wären noch die Waves SoundGrid Server zu nennen, wenn es um den Live-Einsatz geht. Über spezielle Erweiterungskarten, die für die gängigen Digitalpulte erhältlich sind, geht es vom Digitalpult in den SoundGrid Server zur Bearbeitung und anschließend ins Digitalpult zurück. Die SoundGrid Server sind kleine mit INTEL CPUs ausgestattete Computer, die für den Live-Einsatz von Waves Plug-ins optimiert wurden. Auch zwei Varianten für Dante stehen zur Verfügung. Die verwendeten CPUs sind nicht sonderlich leistungsfähig, allerdings sind die Waves Plug-ins auch nicht so leistungshungrig wie die UAD 2-Plug-ins.

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Fazit

Das Universal Audio Apollo X16D bringt die beliebten UAD 2 Plug-ins ins Dante Netzwerk und damit gleichermaßen auf die Bühne wie ins vernetzte Tonstudio. Die hochwertig verarbeitete Hardware und auch die Leistungsfähigkeit des DSPs ist wie von Universal Audio gewohnt auch beim Apollo X16D kein Thema. Ein Thema bei Universal Audio ist allerdings immer der Preis für die Hardware und für die Plug-ins. Hier müssen Tonstudiobesitzer und Live-Techniker tief in die Tasche greifen. Sehr schade ist, dass man sich die Plug-ins nicht mit einem Voucher im Shop selbst zusammenstellen kann und stattdessen die Hardware in zwei Editionen bekommt, denen jeweils fest Plug-ins zugeordnet sind. Hier hätte ich gerne selbst die Wahl gehabt. Ansonsten macht das Produkt genau das, was es verspricht. Das ist doch schließlich die Hauptsache.

Plus

  • Qualität der Hardware
  • UAD Console Software
  • riesiges Plug-in Angebot
  • einfache Handhabung der Software

Minus

  • festgelegte Plug-in Auswahl der beiden Editionen

Preis

  • 3.299,- Euro (Essentials+)
  • 4.399,- Euro (Ultimate+)
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Forum
  1. Profilbild
    Tai AHU

    Was für ein Aufwand, um Livemusik zu machen. Bin heilfroh, dass ich da inzwischen raus bin, sonst müsste ich das eventuell genau so machen. Je nach Genre natürlich, ist klar.

    • Profilbild
      Kutscher

      @Tai War das nicht schon immer so ein Aufwand?

      Analgopulte hatten 19Rackweise Gates und Compressoren. Hall und Delay Prozessoren brauchte man auch. Nicht zu vergessen die Batterien an GEQ rein für den Monitoring Platz. Heute kommt es aus dem Digital Pult.
      (Michael Jackson hatte wohl ein Analgoes Autotune aus 8 Bandmaschinen auf Tour)
      Aber immer noch sehe ich bei Touring Bands das ein oder anrere Boutique Gerät in einer Lunchbox.

      Da ist so ein Total Recal System für alles schon sehr angenehm. Hirnschmalz noch fürs Patchen, dafür kein Stress wenn der Insert dann doch als TRS statt Sym Send Return ausgeführt ist beim Pult der Band.

      Und Plugins habe auch Praktische Vorteile. Allein ein H6000(Mk2) lässt sich nicht mehr wirklich gut Betreiben da die Software nur auf alten Rechnern läuft (Java Framework).

      Die Tage an denen Eine Band einfach klingt weild die Drums gut gestimmt und gedämpft sind feier ixh aber auch hart.

  2. Profilbild
    mofateam

    Technisch kauft man hier ein Produkt mit veralteten DSPs zu einem unangemessenen Preis. So gut klingend UAD-Plugins auch sein mögen – ich nutze viele seit über 20 Jahren-, erschließt es sich für mich überhaupt nicht, wieso man diese für den Aufnahmeprozess benötigt.
    Es gibt zudem mittlerweile einerseits sehr viele gleichwertige Mitbewerber und gleichzeitig bei der heutigen Rechnerleistung keine Notwendigkeit von zusätzlichen (völlig veralteten) DSPs.

    Bei diesem Preis würde ich deshalb entweder lieber in ein zukunftssicheres Hi-End-System wie RME oder Metric Halo investieren oder einen der vielen wesentlich preiswerteren Hersteller bevorzugen.

    • Profilbild
      Flowwater AHU

      @mofateam Wie ich das sehe (man möge mich bitte korrigieren, falls ich falsch liege), kommt mir das Gerät wie ein Multi-Effektgerät für UAD-PlugIns vor. Sprich: Man kann die Batterie an UAD-Effekten nun per Dante in beliebige Audio-Datenströme einrechnen. Also quasie eine 19-Zoll-Rack-Einheit mit Prozessorpower für die Effekte. Dafür spricht die Betonung auf nahezu Null Latenz.

      Für den Live-Betrieb (Kompressoren, Delays für Laufzeitkorrekturen in Konzerthallen, Hall, etc.) stelle ich mir das sinnvoll vor (ich bin da aber Null Experte, aber sowas von).

      Auch wenn Anwender ihre teuer gekauften UAD-PlugIns einfach weiter verwenden und/oder mehr davon nutzen wollen (Prozessorpower) und eben nicht noch einmal Geld für andere PlugIns ausgeben wollen (die sich dann ja auch anders verhalten), ist das durchaus sinnvoll. Deswegen wäre evtl. noch eine Version völlig ohne Effekte sinnvoll. Aber insgesamt … keine Ahnung, was sich UAD dabei gedacht hat.

      • Profilbild
        Markus Galla RED

        @Flowwater Ganz einfach: Das Teil richtet sich in erster Linie an Beschaller, deshalb auch Dante. Hier sollen Leute angesprochen werden, die gerne ihre UAD2-Plug-ins auch für den Live-Mix einsetzen möchten. Waves macht das mit SoundGrid schon seit Jahren und hat gerade erst die Waves LiveBox Dante (im Wesentlichen ein sehr teurer Windows PC) herausgebracht, die erstmals auch VST3 kann. Das ist ein riesiger Markt, der mit den bestehenden Plug-ins da zukünftig zusätzlich erschlossen wird. Avid hat so etwas auch gemacht.

        Für das Studio allein ist das eigentlich uninteressant. Erst die Kombination aus beidem macht Sinn.

        • Profilbild
          mofateam

          @Markus Galla zu diesem Zweck würde ich für einen Bruchteil des Preises meinen Rechner und Audioströms LiveProfessor verwenden, das jedes beliebige Plugin einbinden kann, statt auf 20 Jahre alter DSP Technik nur UA Plugins nutzen zu können…

        • Profilbild
          gs06

          @Markus Galla Ich frage mich, ob das Publikum bei einer Live-Veranstaltung einen Unterschied zwischen den UA-Plugins und den internen Effekten des X32 hören wird. Das heißt, eigentlich frage ich mich das nicht… 🙂

        • Profilbild
          Kutscher

          @Markus Galla So Blöd ist das Teil auch für Studios nicht.

          Ich hatte mal einen Fall in dem ein Drum Room angebunden werden sollte. Der Betreiber wollt erst Apogee Symphony Mk2 einsetzen 2 Im Studio eine Im Drumroom.
          Da es nicht so lange Thunderbolt Kabel gibt so 75m musste was mit Netzwerk her. Erst auf Waves das ging nicht weil die 2x6er Karte mit Waves inkompatibel war, Die Dante Karte der Apogee war gerade auf dem Markt, aber die Steursoftware fehlte und war damit unbrauchbar.
          Die Dante Karte konnte auch Protools aber hier gab es auch keine Kabel die Lang genug waren.

          Der Betreiber ist dann zu UAD und Luna gewechselt. Der Drumroom wurde dann analog mit 16×4 angebubden was auch Teurer war, und dem Signal nicht gut tat.
          Um mehrer Studios zu verknüpfen ist das sicher auch ganz praktisch ohne das Analog gepazcht werden muss

      • Profilbild
        mofateam

        @Flowwater Bzgl *Batterie am Effekten* bringt es ein Forist auf dem Punkt:

        „I bought a TWIN thunderbolt 3 recently and I was able to run one plugin and possibly 2 if I didn’t use the „unison“ feature. For 1k, that is ridiculous.“

        Allein die Tatsache, daß UA immer noch 25 Jahre alte Legacy-Versionen ihrer Plugins bundlet, empfinde ich als Verarschung bei einem Produkt, was über 3000€ kostet.
        Zum Vergleich: ein Shark DSP
        kostet etwa 20 Euro…

  3. Profilbild
    tenderboy

    Das Produkt wäre eigentlich ziemlich cool.
    Wenn nicht die DSPs so dermaßen veraltet wären.

    Ich habe selbst eine UAD Quad seit gut 15 Jahren. Da sind 4 von den Chips drin, wovon die Apollo hier 6 Stück hat.

    Ich verwende die Quad mittlerweile fast nur mehr für Reverbs (Lexicon). Hab auch seit Jahren keine Plugins mehr gekauft von ihnen weil ich sie eh kaum benutzen könnte, weil der DSP so schwach ist.
    Von vielen der aktuellerern Plugins kann man grad mal 2 pro DSP verwenden.

    Also weniger Plugins als man Dante Wege hat. :)

    Maßlos überteuert. Leider. Denn die Idee ist gut und die Plugins sind meist super.

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