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Test: Solar Guitars X1.6Canibalismo+, E-Gitarre

Der Kannibale unter den Gitarren!

11. August 2024

Bei der Solar Guitars X1.6Canibalismo+ handelt es sich um einw an die Explorerform angelehnte E-Gitarre, welche von der Optik und dem Konzept her primär im Metal Verwendung findet.

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Ob Influencer Ola Englund, seines Zeichens der Geschäftsführer von Solar Guitars, sich jemals gedacht hätte, dass seine Gitarrenfirma eine solch große Bandbreite an Instrumenten abdecken würde, als er sie im Jahr 2017 gegründet hat und dessen Modelle in nunmehr über 50 Ländern erhältlich sind? Auf der aktuellen Solar Guitars Website sind anscheinend eine dreistellige Zahl an Varianten der unterschiedlichen Modelle aufgeführt, was für ein unabhängiges Unternehmen eine beeindruckende Auswahl an Instrumenten darstellt. Heute haben wir die Solar Guitars X1.6Canibalismo+ zum Test, welche schon aufgrund ihrer Optik ihre Zielgruppe fest im Blick hat.

Die Konstruktion der Solar Guitars X1.6Canibalismo+

Ich glaube, es ist relativ einfach zu erkennen, für welche Musikrichtung die in Indonesion gefertigte Solar Guitars X1.6Canibalismo+ gebaut wurde. Form, Optik und konzeptioneller Ansatz sind eindeutig im Metal anzusiedeln, wobei man hier tatsächlich nicht mal mehr den Hardrock mit hineinnehmen kann. Die X-Form erinnert sehr grob vom Ansatz an die Gibson Explorer, ist aber im Detail weit vom Original entfernt, zumal sie deutlich filigraner, schlanker, aber auch zackiger daherkommt.

Was jetzt genau ein dunkelrotes, offenporiges Finish mit schwarzen Sprenkeln und Strichen, welches mich persönlich teilweise von der Linienführung her, man verzeihe mir die Assoziation, an einen Schottenrock erinnert mit Kannibalismus zu tun hat, erschließt sich mir ehrlich gesagt nicht ganz. Aber wer weiß, was die Namensgeber sich dabei gedacht haben. Ich persönlich finde das optische Konzept durchaus interessant, wenngleich es auch nicht unbedingt meinen persönlichen Geschmack trifft, aber ich bin mir sicher, dass viele Metal-Jünger ihre Freude an diesem „provokanten“ Blut-Finish haben werden.

Bei der Halsbefestigung verwendet Solar Guitars bei der X1.6Canibalismo+ eine sogenannte Set-Through-Lösung, was eine Kombination aus einem eingeleimten Hals und einem durchgehenden Hals gewährleisten soll. In dieser Bauweise ist die Auflagefläche, bei der der Hals mit dem Korpus verleimt wird, deutlich größer als der klassische Halsfuß bei einem normalen eingeleimten Hals, allerdings nicht wie bei einem durchgehenden Hals über die komplette Länge des Korpus. Diese Konstruktion soll möglichst viel des exorbitanten Sustain-Verhaltens eines durchgehenden Halses in diese Konstruktion rüber retten, bei gleichzeitiger vereinfachten Verarbeitung eines eingeleimten Halses.

Solar Guitars X1.6Canibalismo+ Rückseite vor weissem Hintergrund

Solar Guitars X1.6Canibalismo+, Rückseite

Holzauswahl und Hardware

Bezüglich der Holzauswahl setzt der Hersteller bei der Solar Guitars X1.6Canibalismo+ auf eine bewährte Kombination aus Sumpfesche bezüglich des Korpus und dem besagten Set-Through-Hals aus Ahorn. Auf dem Hals befindet sich ein mitteldunkles Ebenholzgriffbrett, welches mit 22 Super-Jumbo-Bünden aus Edelstahl ausgestattet ist. Interessanterweise wird auf dem Instrument die kurze Mensur von 629 mm verbaut, was allerdings vielleicht auch damit zu tun hat, dass das Instrument aufgrund seiner ausladenden Korpusform haptisch noch mächtiger wirken würde.

Als Bundmarkierungen befindet sich im zwölften Bund ein Solar Guitars Logo in passendem Rot. Zur zusätzlichen Orientierung gibt es an der Seite des Griffbretts Dot-Marker, welche fluoreszierend ausgelegt sind, das heißt, sie leuchten im Dunkeln. Eine sehr schöne Detaillösung, die man häufig bei Solar Guitars finden kann und die sich in der Praxis als sehr hilfreich auf dunklen Bühnen herausstellt.

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In Sachen Hardware setzt Solar Guitars auf einen dezenten Vintage-Look. So ist zum Beispiel die Evertune-Bridge, die sechs Locking-Mechaniken mit Solar Guitars Logo und auch der einzelne Master-Volume-Regler optisch so ausgelegt, als wenn sie eine gewisse Zeit in einem Säurebad zugebracht hätten. Eine optisch ansprechende Detaillösung, wobei leicht vergilbt aussehende Hardware nicht unbedingt ein Markenzeichen von klassischen Metal-Gitarren darstellt, sondern mehr in den Bereich der Vintage-Abteilung passt.

Solar Guitars X1.6Canibalismo+ Profilansicht vor weissem Hintergrund

Solar Guitars X1.6Canibalismo+, Profil

Die Evertune-Bridge

Als Brückenkonstruktion verwendet Solar Guitars auch bei der Solar Guitars X1.6Canibalismo+ die Evertune-Bridge, welche bekanntermaßen über Vor- und meines Erachtens auch Nachteile verfügt. Für alle Einsteiger hier noch einmal ganz kurz das Grundprinzip der Evertune-Bridge zusammengefasst. Die Evertune-Bridge ist ein ausgeklügeltes System von Federn, welche im Inneren der Gitarre verbaut werden und welche eine Gegenspannung zu der anliegenden Saitenspannung darstellen.

Die Evertune Bridge kann so eingestellt werden, dass egal wie sehr man an den Seiten zieht oder drückt, der Ton stets gleich bleibt, was für eine ungemeine Stimmstabilität jenseits von Temperaturunterschieden, Luftfeuchtigkeitsschwankungen oder unkontrolliertem Fingerdruck sorgt. Der Nachteil bei dieser Einstellung liegt darin, dass man keinerlei Modulation des gegriffenen Tons mehr ausüben kann. Das heißt, Bending, Vibrato oder jegliche Art der persönlichen Phrasierung innerhalb der Tonhöhe ist mit dieser Einstellung der Evertune-Bridge nicht mehr möglich. Für den Rhythmusgitarristen ein Traum, für den Sologitarristen ein Graus. Da aber das Solospiel mit einem starken Ton und einer persönlichen Phrasierung im modernen Metal ohnehin eine sterbende Spezies ist, werden die meisten Metalgitarristen die Vorteile des Systems zu schätzen wissen.

Bei der zweiten Einstellung kann man nach perfekter Justierung des Systems die ganzen Phrasierungen wie Vibrato und Bending mitnehmen und kommt dennoch in den Genuss des überwiegend sehr guten Tunings des Instruments. Der Nachteil hierbei ist allerdings, dass die Ansprache des Tons, sobald es um die Modulation geht etwas indirekter ist und man auch je nachdem die Seitenauslenkung deutlich kräftiger angehen muss als bei einem regulären Brückensystem einer Gitarre. Ob dies hingegen vom Zuhörer wahrgenommen wird, wage ich zu bezweifeln

Solar Guitars X1.6Canibalismo+ Koffer vor weissem Hintergrund

Solar Guitars X1.6Canibalismo+, Koffer

Die Elektrik der Solar Guitars X1.6Canibalismo+

In Sachen Tonabnehmer und Elektrik hat sich Solar Guitars bei der Solar Guitars X1.6Canibalismo+ einmal mehr für zwei Humbucker von Seymour Duncan entschieden. Bei den Modellen handelt es sich um passive Duncan Solar Plus Modelle, welche über einen 3-Wege-Schalter die typischen Humbucker-Schaltungen für das Instrument bieten. Als Regler steht nur ein Master-Volume Regler zur Verfügung, was für den Metal-Bereich völlig ausreicht. Als ob jemand im Metal jemals den Tone-Regler bewegen würde.

Die Solar Guitars X1.6Canibalismo+ in der Praxis

Nimmt man die Solar Guitars X1.6Canibalismo+ das erste Mal in die Hand und spielt sie im Sitzen, ist man doch einigermaßen überrascht, wie bequem das Instrument sich auf dem Schoß bewegt. Da insbesondere im Metal teilweise extreme Korpusformen zum Einsatz kommen, deren primärer Fokus mehr auf der Optik als auf der Bespielbarkeit im Sitzen liegen, ist es umso erfreulicher, dass dieses Instrument nicht nur dem klassischen Metal-Finish entspricht, sondern sich auch wie eine ganz normale Strat, Paula oder sonstige Mainstream-Gitarren im Sitzen spielen lässt.

Dass das Instrument jedoch hauptsächlich für den Heavy- bzw. High-Gain-Bereich entwickelt wurde, erkennt man spätestens, wenn man es an den Verstärker anschließt und die Pickups ausprobiert. Im Clean-Modus, der zuerst eingestellt wird, fehlt es den Pickups meines Erachtens ein wenig an Charakter. Zwar zeigen die Pickups keine echte Schwäche, aber sie haben nicht die Spritzigkeit von Pickups, wie man sie zum Beispiel von Seymour Duncan kennt, die vor allem für cleane oder crunchige Sounds ausgelegt sind.

Mit zunehmendem Verzerrungsgrad hingegen können die Pickups jedoch durchaus beeindrucken. Besonders wenn man den Klang passiver Tonabnehmer bevorzugt, die bekanntermaßen in ihrer Dynamik und Ansprache deutlich von aktiven Tonabnehmern abweichen, gelingt es den Seymour Duncan Pickups, auch bei hohem Verzerrungsgrad ein relativ klares Klangbild zu bewahren, sodass der Sound selbst bei hohen High-Gain-Einstellungen nicht matschig wird.

Insgesamt überzeugt das Instrument und wird seiner Zielgruppe sicherlich viel Freude bereiten. Wie sinnvoll die Evertune-Bridge eingesetzt wird, hängt von den individuellen Vorlieben ab, ebenso wie die Frage, ob man die provokante Optik mag oder nicht. Persönlich habe ich die Evertune-Bridge in der Werkseinstellung belassen, also in der „Ausgleichstellung“. Dies empfand ich als etwas ungewohnt, da jede Form von Vibrato oder Modulation, die ich normalerweise in meinem Spiel nutze, von dem System ausgeglichen und eliminiert wurde. Aber wie so oft, ist das letztlich eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Die Klangbeispiele wurden mit einem Engl Savage MkII, einem Marshall Cabinet 4×12 ausgestattet mit Celestion G12 75T Speaker und zwei Shure SM57 erstellt.

Solar Guitars X1.6Canibalismo+ im Studio vor Vollröhrenverstärkern

Solar Guitars X1.6Canibalismo+ im Studio

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Fazit

Mit der Solar Guitars X1.6Canibalismo+ hat der Hersteller ein gutes Instrument für den Hard’n’Heavy Bereich im Programm. Optik, Handhabung und die konzeptionelle Ausrichtung werden meines Erachtens bei der Zielgruppe bestimmt auf offene Augen und Ohren treffen

Wer eine E-Gitarre mit einer Evertune-Bridge für dieses Stilrichtung sucht, sollte sich dieses Instrument einmal anschauen.

Plus

  • Verarbeitung
  • Detaillösungen
  • Sustain

Preis

  • 1.499,- Euro
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Solar Guitars X1.6Canibalismo+
Solar Guitars X1.6Canibalismo+ Bisher keine Kundenbewertung verfügbar
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