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Test: Shure SM4, Großmembran-Kondensatormikrofon

Klangneutraler Allrounder fürs Tonstudio

2. September 2024
Shure SM4 test studiomikrofon

Shure SM4, Großmembran-Kondensatormikrofon

Das Shure SM4 ist das neueste Studiomikrofon aus der beliebten SM-Serie des Herstellers. Wenn Shure ein neues Mikrofon aus dieser Reihe herausbringt, ist große Aufmerksamkeit garantiert. Immerhin stammen aus dieser Reihe einige der aktuell beliebtesten und meistverkauften Mikrofone (dazu mehr im nächsten Kapitel), die es zum Teil zum Legenden-Status gebracht haben. Das Shure SM4 hat der Hersteller nun als „Homerecording Mikrofon“ für Vocals und Instrumente angekündigt und mit einigen Schlagworten garniert, die neugierig machen: „Mix-Ready Audio“, um „Aufnahmen auf ein neues Level zu bringen“, eine Doppelmembrankapsel mit „beeindruckender Genauigkeit und herausragender Basskontrolle“, „Interference Shielding Technology“ zur Abschirmung vor störenden HF-Frequenzen plus sowohl ein integrierter als auch ein abnehmbarer Pop-Filter als zweistufiges Filtersystem für die Minimierung unerwünschter Geräusche. Und das alles zu einem Preis (229,- Euro), den auch Einsteiger noch stemmen können. Das klingt doch alles sehr vielversprechend. Oder gibt es da einen Haken? Das schauen wir uns mal näher an.

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Intermezzo: Die Shure SM-Erfolgs-Story

Die SM-Serie wurde von Shure bereits 1964 gestartet, wobei „SM“ die Abkürzung für „Studio Microphone“ ist. Sie basierte auf bestehenden Modellen, die um neue Features für das Studio erweitert wurden, wie eine dunkle, nicht reflektierende Oberfläche für die Nutzung im Fernsehstudio, 3-Pol-XLR-Anschluss, eine niedrige duale Impedanz und die Entfernung/Abdeckung von Schaltern. Die ersten Modelle waren das SM5, SM33, SM50, SM56 und SM76. Bereits 1965 kamen das Gesangsmikrofon SM58 und das Instrumenten-Mikrofon SM57 hinzu, zwei Mikrofone, die einen großen Namen haben und bis heute auf den Bühnen eingesetzt werden. Ein weiterer Klassiker erschien 1973: Das SM7, wie das SM57 und das SM58 ein Tauchspulenmikrofon. Das übrigens unter anderem für Michael Jacksons „Thriller“ zum Einsatz kam. Zum Start kostete das in den USA 257,- US-Dollar (was heute rund 1.750,- US-Dollar entspricht).

1999 wurde das SM7 vom SM7A abgelöst, 2001 folgte das legendäre SM7B. Erstaunlicherweise war die SM7-Reihe lange Zeit nicht sonderlich erfolgreich. Erst als auch die Podcaster das SM7B für sich entdeckten, stiegen die Verkaufszahlen und liegen heute um ein Vielfaches über denen der 70er-Jahre. Das SM7B ist inzwischen eines der meistverkauften Mikrofone von Shure. Der Nachteil des SM7 / SM7B war/ist, dass sie einen sehr leistungsfähigen Preamp oder einen zwischengeschalteten Vorverstärker benötigen. Weshalb Shure dann im letzten Jahr das aktive SM7 dB mit integriertem Verstärker auf den Markt brachte.

Shure SM4 test studiomikrofon

Die technischen Daten des Shure SM4

Das Shure SM4 ist ein Großmembran-Kondensator-Mikrofon mit einer 1‘‘ Doppelmembran-Messingkapsel und der Richtcharakteristik Niere. Eine Technik, die Shure beispielsweise auch bei den Gesangsmikrofonen KSM42 oder KSM9HS einsetzt. Den Frequenzbereich gibt Shure mit 20 – 20.000 Hz an (zum Vergleich das Shure SM 7B: 50 – 20.000 Hz), allerdings ohne einen Referenzrahmen dafür zu nennen. Der Grenzschalldruck liegt bei guten 140 dB – was auch für Bläser, Drums oder Gitarren-Amps ausreichen sollte, die Empfindlichkeit bei -38 dbV/Pa.

Shure SM4

Was gehört zum Lieferumfang des Shure SM4?

Das Shure SM4 gibt es in zwei Versionen: Zum einen die Standardversion, das Shure SM4 (229,- Euro), das mit Stativ-Mount, Reduziergewinde und einer einfachen Tasche ausgeliefert wird, zum anderen das etwas umfangreichere und 60,- Euro teurere Shure SM4 Kit (289,- Euro), das ich hier für den Test bekommen habe. In der Verpackung befindet sich hier auch kein simpler Beutel zur Aufbewahrung, sondern eine recht stabile, transporttaugliche Kunststoff/Textil-Tasche mit Griff und Reißverschluss, in der nicht nur das Mikrofon, sondern auch das gesamte Zubehör in speziell geformten Aussparungen Platz findet. Dazu gehören ein Shockmount/Spinne (statt des einfachen Stativ-Mounts) inklusive vier Ersatzgummis, ein speziell gefertigter magnetischer Popfilter, der zusätzlich zum integrierten Popschutz zum Einsatz kommt plus das 5/8 auf 3/8 Reduziergewinde. Die zusätzlichen 60,- Euro sind für das Kit also gut investiert. Die Transporttasche sollte man allerdings einige Tage an der frischen Luft gut ausdünsten lassen, der (chemische) Eigengeruch ist schon recht penetrant.

Shure SM4

Design und Verarbeitung des Kondensatormikrofons

„Das schlanke, unauffällige Design verdeckt weder den Interpreten noch die Umgebung“, schreibt Shure auf der SM4-Produktseite. Und tatsächlich wirkt das SM4 weniger wuchtig oder klobig als zum Beispiel das SM7B, was sich auch in den nackten Zahlen widerspiegelt. Mit einer Länge von 149,7 mm (inklusive XLR-Buchse am unteren Ende) und einem Durchmesser von 52 mm ist das SM4 um einiges kleiner als das SM7B mit seinen 190 x 64 mm, und mit einem Gewicht von 463 g auch um einiges leichter (SM7B: 766 g). Das nur mal als Anhaltspunkt. Trotz des geringeren Gewichts macht das Shure SM4 aber einen extrem stabilen Eindruck, die Verarbeitung ist Shure-üblich sehr hochwertig. Das Gehäuse ist aus massivem, mattschwarzen Stahl gefertigt, und auch der Käfig – der mehr als die Hälfte des Mikrofons einnimmt – macht mit den dicken Mittelstegen einen geradezu kugelsicheren Eindruck. Dieses Mikrofon kann man ganz unbesorgt mit auf Reisen nehmen, etwaige Stürze hinterlassen beim SM4 vermutlich keinen bleibenden Eindruck.

Etwaige Schalter (wie etwa die Schalter für Bassabsenkung oder Präsenzanhebung beim SM7B) gibt es beim SM4 nicht. Anders als beim Tauchspulenmikrofon SM7, erfolgt das Besprechen des SM4 auch nicht am Rohrende (das Gitter „on Top“ mag da vielleicht etwas verwirren), sondern von der Seite her. Und damit man da auch die richtige Seite erwischt, prangt auf selbiger der Shure-Schriftzug. Nur wer genau hinschaut, findet auf der Unterseite noch das kleine Kürzel „SM4“. Anders als manch anderer Hersteller ist Shure da angenehm sparsam, was Beschriftungen,  Verzierungen oder LEDs der Mikrofone betrifft. Der XLR-Anschluss mit vergoldeten Stiften ist nicht im Gehäuse versenkt, sondern als stabile Stahlhülse auf die Unterseite aufgesetzt. Daran befindet sich ein Gewinde, mit dem das Mikrofon sicher am Shockmount befestigt werden kann. Auch der macht mit seinem äußeren Stahlring und dem dezenten Shure-Branding einen sehr wertigen Eindruck. Noch schöner wäre es gewesen, wenn auch der innere Korb aus Metall und nicht aus Kunststoff gefertigt wäre, aber so haben die vier Gummis, an denen der Korb hängt, weniger zu tragen. Am unteren Ende des Korbs befindet sich eine Rändelschraube zur Fixierung des Mikrofons.

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Der externe Popfilter, der in der Kit-Version mitgeliefert wird, besteht komplett aus Kunststoff, sowohl der Rahmen als auch das feinmaschige Gitter. Er wird auf den Shockmount aufgesetzt und über drei Magnetpunkte gehalten. Das geht schnell und erspart die oftmals nervige Schrauberei und Dreherei eines Schwanenhals-Popfilters. Einfach aufschieben, passt perfekt. Ein ähnliches Prinzip hat das Aston Microphones Elements, bei dem der Popfilter allerdings direkt per Magnet am Mikrofongehäuse angebracht wird.

Shure SM4

Wie klingt das Shure SM4?

Für den Soundtest befestige ich das Shure SM4 hängend an einem Rode PSA-1 Gelenkstativ. Die schlanke Bauform macht sich hierbei angenehm bemerkbar: Da ich des Öfteren (beruflich) Texte einlese, versperrt mir das SM4 nicht so sehr die Sicht auf den Monitor wie zum Beispiel mein Rode NT2-A, an dem ich immer ein wenig vorbeischielen muss.

Für den Test habe ich – wie gewohnt – erst einmal aus verschiedenen Entfernungen und Winkeln ein paar Sätze aus einer unserer News eingelesen, dieses Mal passenderweise unsere Meldung zum Shure SM4. Shure empfiehlt bei Aufnahmen einen Abstand zum externen Popfilter von 2,5 bis 15 cm. Ich starte mit der „Mid-Range“ aus etwa 8 cm Entfernung. Den Preamp füttere ich dabei mit +44 dB, um auf meinen Standardpegel von -6 dB zu kommen.

Das klingt recht neutral, ausgewogen und zurückhaltend, ohne Bässe oder Höhen zu sehr zu betonen. Dazu auch recht weich – wer es lieber mehr „crispy“ mag, ist beim SM4 vielleicht nicht ganz an der richtigen Adresse. Shure spricht auch explizit von „weichen, detaillierten Höhen und präzisen Tiefen“. Und auch die Frequenzkurve kündet von einer leichten Betonung der Höhen (etwa +6 dB) und einer Absenkung der Bässe im Bereich bis 200 Hz (etwa -4 dB). Damit ist es recht vielseitig einsetzbar und lässt sich zudem noch schön in der Signalkette bearbeiten.

Shure SM4

Die Frequenzkurve (abfotografiert aus dem kleinen Handbuch)

Der Nahbesprechungseffekt ist beim Shure SM4 nicht so stark ausgeprägt wie bei anderen vergleichbaren Mikrofonen, da bleibt Barry White außen vor. Was aber auch so gewollt ist, denn Shure vermerkt ja auf der SM4-Produktseite ausdrücklich den „reduzierten Nahbesprechungseffekt“ als Pluspunkt. Wobei es ja nun aber auch durchaus Settings gibt, wo der erwünscht ist, weil schwächere Stimmen davon profitieren können.

Hier mal derselbe Text aus 2,5 cm Entfernung:

Hier sind die Bässe nur unwesentlich präsenter, der Klang wird dadurch nicht voluminöser. Im umgekehrten Fall – also aus größerer Distanz, hier 15 cm – gewinnt der Klang an Schärfe und Brillanz, während das Fundament (naturgemäß) etwas dünner wird.

In der Kit-Version des Shure SM4 ist wie beschrieben auch ein externer Popschutz dabei, den ich auch schon in den ersten drei Beispielen im Einsatz hatte. Was leistet der, wenn er besonders beansprucht wird? Im nachfolgenden Beispiel übertreibe ich es ein wenig mit der Betonung der Ps:

Damit kommt der Pop-Filter gut klar. Eine lohnende Investition also. Wer die nicht tätigen will, kann statt des speziell angepassten Filters natürlich auch einen vorhandenen, herkömmlichen davor spannen oder sich mit dem integrierten begnügen. Was aber erfahrungsgemäß bei extremen Plosivlauten in den seltensten Fällen wirklich zufriedenstellend ist. So auch hier, wie das nachfolgende Beispiel beweist, bei dem ich allein auf den integrierten Popschutz vertraue:

Aber wieviel Klang schluckt der externe Popfilter? Hier mal ein Klangbeispiel ohne ihn, aus 2,5 cm Entfernung (und ganz vorsichtig mit Umschiffung aller Störlaute gesprochen):

Das scheint mir einen Hauch „bassiger“ und detaillierter zu sein, aber wenn, dann nur im Nachkommabereich.

Wie klingt das Shure SM4 im Vergleich zu anderen Großmembranern? Hier mal einige aus meinem Fundus. Am nächsten kommt da noch das Rode NT1-A, das ähnlich weich klingt, aber trotzdem mehr Tiefe hat:

In eine ähnliche Richtung geht das Rode NT2-A:

Das AKG C3000 (alte Version) klingt in allen Lagen eine Spur schärfer und auch detailreicher.

Das Rode Broadcaster schließlich setzt da noch einen drauf, klingt harscher und aggressiver, aber auch luftiger und setzt – gemäß seines Verwendungszwecks – wenig neutral ganz auf Durchsetzungsvermögen und Druck.

Wer noch mehr Vergleiche hören will, findet die im nachfolgenden Video (ab Minute 6:25). Mit dabei sind hier auch unter anderem das Shure SM7B, das Shure SM78, das Shure SM58 und das Shure MV7.

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Wie sieht es mit der Seit- und Rückbesprechung des Shure SM4 aus? Hören wir mal rein, was da – im Vergleich zur Frontbesprechung – bei identischer Vorverstärkung noch ankommt.

Zum Schluss noch zwei Klangproben mit akustischen Instrumenten: Gitarre und Ukulele (wo es bitte um den Klang und nicht um meine zweifelhafte Virtuosität geht).

Auch hier dominiert ein recht weicher, neutraler Sound, der aber trotzdem ausreichend auflöst und die Saiten nie mittig oder gar beliebig klingen lässt.

Um noch einmal zwei Schlagworte aus der Einleitung aufzugreifen: Das von Shure angepriesene „Mix-Ready Audio“-Feature, mit dem ich die „Aufnahmen auf ein neues Level zu bringen“ können soll, ist mir während des Tests jetzt nicht so aufgefallen. Das SM4 verhält sich genau wie alle anderen Mikrofone auch und der in diesem Zusammenhang genannte integrierte Pop-Filter, der dabei für „klare und plosivfreie Aufnahmen ohne tieffrequente Störgeräusche“ sorgen soll, ist bei Plosivlauten genauso überfordert wie bei anderen Mikrofonen mit eingebautem Filter auch. Zu der „Interference Shielding Technology“, die mit Hilfe eines gewebten Faraday’schen Käfigs die Mikrofonkapsel vor störenden HF-Interferenzen von drahtlosen Geräten schützt, kann ich nichts sagen. Ich hatte da bisher eigentlich noch nie Probleme mit Interferenzen gehabt, insofern vermag ich nicht zu sagen, ob diese Technik wirklich funktioniert und wie groß der tatsächliche Bedarf dafür ist.

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Fazit

Das Shure SM4 klingt recht neutral und weich, während es bei größerer Entfernung präziser wird, dann mit einem leichten Hang der Mittenbetonung. Das macht es zu einem vielseitig einsetzbaren Mikrofon, einem echten Allrounder, der dank 140 dB SPL auch mit härteren Brocken gut klar kommt. In der Nahdistanz könnte es aufgrund seiner Weichheit eventuell im Mix ein wenig untergehen, da muss man ein wenig herumprobieren. Wer ein paar Euro mehr erübrigen kann, sollte unbedingt die Kit-Version ins Auge fassen, Shockmount, Popfilter und die stabile Tasche bieten da einen deutlichen Mehrwert.

Plus

  • schlanke Bauform
  • gute solide Verarbeitung
  • weicher, neutraler Klang
  • Klang gewinnt in zunehmender Entfernung an Durchsetzungskraft
  • guter externer Popfilter (in der Kit-Version)
  • stabile passgenau Spinne (in der Kit-Version)
  • mit 140 dB SPL auch Bläser- und Drums-tauglich
  • benötigt – anders als das SM7B – keine übermäßige Vorverstärkung

Preis

  • 229,- Euro (Standard-Version)
  • 289,- Euro (Kit-Version mit Pop-Filter, Transporttasche und Shockmount)
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