California Sounds at its best!
Bei dem Mesa Boogie Fillmore 50 Combo handelt es sich um einen Vollröhren-Combo, welcher sich mit zwei identischen Kanälen an die Klassiker aus dem Hause Fender anlehnt.
Inhaltsverzeichnis
Konzept des Mesa Boogie Fillmore 50 Gitarrenverstärker
Es gibt Situationen, da fragt man sich insgeheim, warum nicht schon viele andere Hersteller auf die gleiche Idee gekommen sind. Die Rede ist von mehrkanaligen, zumeist zweikanaligen Verstärkern, bei denen zumeist ein Kanal clean und einer verzerrt ausgelegt ist. Je nach Hersteller und Modell kann man die einzelnen Kanäle auch noch mit Miniswitches in ihrer Charakteristik verändern.
Der Mesa Boogie Filmore 50 Combo ist allerdings der einzige Amp, den ich so weit kenne, welcher über zwei identische Kanäle verfügt, welche sich jeweils in drei unterschiedliche Charakteristiken unterteilen, als da wären Clean, Drive und Hi. Dies bedeutet gleichzeitig, dass man im Prinzip einen Amp mit zwei Clean-Kanälen, einem cleanen und einem verzerrten oder aber auch mit zwei verzerrten Kanälen verwenden kann, je nachdem, in welcher Art von Band man spielt oder welche Musik man macht.
Eine weitere Möglichkeit ist es, sofern man nur einen einzigen Sound benötigt, diesen in zwei unterschiedlichen Lautstärken abrufen zu können. Alles in allem ist das Konzept eine brillante Idee, was vielen Gitarristen insbesondere für den Live-Bereich einen sehr großen Mehrwert bereiten wird.
Die Konstruktion des Mesa Boogie Fillmore 50 Combo
Wer sich jetzt aufgrund des oben genannten Konzeptes bereits in freudige Erwartung begibt, muss sich aber dennoch vor Augen halten, dass er leider nicht um die Nachteile eines Vollröhren-Kombo umherkommt. Fachleute wissen, worauf ich anspiele, es geht natürlich um das Gewicht. Ein Vollröhren-Topteil ist aufgrund der Ausgangsübertrager und verschiedener Bauteile schon eine Nummer für sich. Ein Vollröhren-Kombo setzt aufgrund des Konzeptes wie Gehäuse und Lautsprecher aber noch einmal einen oben drauf.
Man muss allerdings fairnesshalber sagen, dass das Gewicht des Combos von 20,4 kg für seine Leistung tatsächlich vergleichsweise moderat ausfällt. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass man beim Transport tunlichst darauf achten sollte, dass das Gerät nicht zu stark erschüttert wird. Insbesondere wenn die Röhren einmal aufgeheizt sind, darf der Amp prinzipiell gar nicht mehr bewegt werden, weil die Röhren gerade in glühendem Zustand extrem erschütterungsempfindlich sind.
Allerdings ist es sehr schön, dass Mesa Boogie dem Verstärker eine Schutzhülle beigefügt hat, was zumindest geringe haptischen Einwirkungen von außen abfedert. Ich persönlich kann allerdings aus eigener Erfahrung immer nur dazu raten, einen solchen hochwertigen und wertvollen Verstärker auch in einem entsprechenden Flightcase, wenn möglich, auf Rollen zu transportieren. Mit den Maßen von 54,40 x 57,79 x 25,72 cm (H x B x T) ist der Combo zudem noch recht handlich zu transportieren, insbesondere wenn man ihn mit einem 212 Kollegen vergleicht. Ich hatte mal einen Fender Dual Showman Silverface Combo aus den Siebzigern mit 4 (!) Stück 12 Zoll JBL Speakern und nur einem (!) Tragegriff auf der Oberseite. Das war im Prinzip Körperverletzung!
In Sachen Leistung kann man bei dem Mesa Boogie Fillmore 50 Combo zwischen zwei Kategorien wählen. Zum einen High mit 50 Watt und Low mit 25 Watt. Kurz zur Erinnerung, dies bedeutet nicht, dass der Verstärker seine Lautstärke halbiert. Die Halbierung der Wattzahl bedeutet ausschließlich eine Reduzierung von ca. 12,5 % in der Lautstärke. Eine Verzehnfachung der Leistung würde eine Verdopplung der Lautstärke hervorrufen, sprich ein 10 Watt Verstärker ist gerade einmal halb so laut wie ein 100 Watt Verstärker.
Um die Leistung adäquat zu übertragen, verwendet Mesa Boogie einen 1×12″ Celestion Custom 90 Lautsprecher. Sollte jemand auf die Idee kommen, dass 50 Watt Vollröhre mit einem einzelnen 12 Zoll Lautsprecher eventuell auf der Bühne nicht ausreichen, so sollte er dringend einmal sein Gehör überprüfen lassen, zumal wir es hier im Vollrohrenbereich mit einem bekannten akustischen Phänomen zu tun haben.
Natürlich ist die alte Volksweisheit 50 Watt Vollröhre gleich 100 Watt Solid State messtechnisch gesehen völliger Blödsinn. Allerdings ist das subjektive Klangempfinden nicht von der Hand zu weisen, dass ein Vollrohrenverstärker immer einen Ticken lauter klingt, als es eigentlich der Fall ist. Die Röhrenbestückung ist übrigens 2x 6L6 für die Endstufe und 5x 12AX7 für die Vorstufe.
Einmal mehr greift Mesa Boogie auch auf die Bauweise zurück, dass der mitgelieferte Fußschalter, welcher zwischen den beiden Kanälen umschaltet, auf der Vorderseite des Frontpanels unterhalb der Input-Buchse eingesteckt wird. Was auf der einen Seite schnell mal zu einer falschen Belegung und verdutzten Gesichtern führt, warum nichts aus den Verstärkern rauskommt, hat auf der anderen Seite den Vorteil, dass man mindestens mal 1 m Kabelweg spart, da der Verstärker von vorne natürlich mit einem kürzeren Kabel versehen werden kann, als auf der Rückseite.
Der Mesa Boogie Fillmore 50 Combo verfügt über eine klassische 4-Band-Klangregelung, wobei der Presence-Regler bekanntermaßen nur auf die Endstufe wirkt, zudem über eine Gain Regler und einen Master Regler. Beide Kanäle sind wie gesagt identisch, das heißt, diese Regler sind zweimal komplett vorhanden. Zusätzlich verfügt jeder Kanal über einen eigenen Reverb-Regler, welcher die Hallspirale im hinteren Teil des Combos ansteuert. Der Halleffekt kann übrigens mit einem weiteren Fußschalter, welcher auf der Rückseite des Gehäuses angeschlossen wird, aktiviert und deaktiviert werden.
Auf der Frontseite befinden sich drei kleine Mini-Switches, wobei die beiden oberen den jeweiligen Klangcharakter des Kanals anwählen und der untere, welcher mit zwei LEDs in den Farben Grün und Rot anzeigt, welcher Kanal gerade aktiviert wird. In der mittleren Position greift dann der Fußschalter.
Eine ungewöhnliche, aber sehr praxisgerechte Anordnung finden wir beim Power- und Standby-Schalter, welche sich rechts auf dem Frontpanel übereinander angeordnet befinden. Der eine oder andere wird sich fragen, warum man die Schalter nicht wie im üblichen Sinne so eingestellt hat, dass ihre Schaltposition nach oben und unten gehen, sondern nach rechts und links auslenken. Der Grund ist relativ einfach. Sollte man den Power-Schalter eingeschaltet haben und den Standby-Schalter auf OFF stehen haben, ist die Gefahr, dass wenn man den Standby-Schalter auf ON drückt, man aus Versehen mit dem Finger gleichzeitig den Power-Schalter auf OFF schaltet. Dies lässt sich vermeiden, indem man die beiden Auslenkungen nach rechts und links anordnet. Aus dem gleichen Grund befinden sich bei Verstärkern, wo die Schaltvorgänge nach oben und unten ausgeführt werden, die beiden Schalter auf dem Panel nebeneinander.
Rückseitig erkennt man, dass es sich bei dem Mesa Boogie Fillmore 50 Combo um einen halboffene Combo handelt. Das heißt, der untere Teil ist mit einer Holzwand abgedeckt und sorgt für eine gewisse Kompression innerhalb des Luftstroms des Lautsprechers, während der obere Bereich offen ist und zu einem gewissen Teil die Lautsprecherenergie nach hinten abstrahlt.
Von den Anschlüssen her verfügt der Verstärker über einen röhrengebufferten Einschleifweg und neben dem intern verbauten Lautsprecher über zwei weitere 4 Ohm Ausgänge für externe Cabinets. Hierbei ist zu achten, dass es sich bei der Verwendung von 2 Cabinets um 8 Ohm Varianten handelt. Man sollte nicht auf die Idee kommen, dort zwei jeweils 4 Ohm Cabinets anzuschließen, was zu einem Widerstand von 2 Ohm führen würde und dem Ausgangsübertrager überhaupt nicht gefallen wird. Sollte man eine höhere Last anschließen, wie zum Beispiel 2 Stck. 16 Ohm Cabinets, würde ich persönlich empfehlen, beide parallel zu schalten um dann den 8 Ohm Ausgang des internen Lautsprechers zu nutzen, um eine optimale Anpassung der Impedanz zu bekommen. Allerdings bekommt man reine 16 Ohm 4 x 12 Cabinets mittlerweile ohnehin ja nur noch in der Vintage-Variante. Alle modernen 412er Cabinets haben mittlerweile einen Umschalter zwischen 16 und 4 Ohm.
Der Sound des Mesa Boogie Fillmore 50 Gitarrenverstärkers
Wer bisher noch nicht gewusst hat, dass Mesa Boogie Gründer Randall Smith seine Lehrjahre bei Fender absolviert und sich lange dadurch ausgezeichnet hat, dass er Fender Amps modifiziert hat, bei diesem Combo kann man es ganz eindeutig hören. Der Clean-Channel lehnt sich sehr stark an die Blackface und Silverface-Ära von Fender an, sprich wir haben einen sehr perligen und klaren, unglaublich angenehmen, cleanen Ton, mit dem auch Fender es bereits zu einem legendären Ruf gebracht hat.
Fährt man den Gain-Regler entsprechend hoch, kommen die ersten subtilen Sättigungen, die bis zu einem leichten Crunch führen können, was auch bereits sehr angenehm im Klangcharakter sein kann. Wohlgemerkt, wir haben ja zwei unterschiedliche Kanäle, welche aber gleich klingen, das heißt die Variationsmöglichkeiten, möchte man zum Beispiel einen Silverface in Clean und in leicht angezerrt haben, lassen sich damit wunderbar umsetzen.
Kommt man in den Drive-Bereich, schaltet der Verstärker etwas mehr in die Brownface-Abteilung über, beziehungsweise setzt sich in den Tweed-Bereich eines Fender Bassman. Dieser Verstärker ist bekannt für seine mittige Wiedergabe und seine stark komprimierte Sättigung, selbst bei geringen Verzerrungsgraden. Sehr angenehm, sehr weich, sehr gut. Im Hi-Bereich setzt der Verstärker nochmal einen oben drauf, wird etwas weicher und lässt sich natürlich auch mit einem zusätzlichen Pedal problemlos bei Bedarf in einen High-Gain-Verstärker verwandeln, was allerdings dem Verstärker in meinen Augen nicht wirklich gerecht wird.
Das klingt ja furchtbar – fast wie ein kleiner Transistorverstärker. Ich habe Boogies gespielt und besessen (Studio 22), auch Derivate (Acoustic 164) aber die klangen nicht so dünn und kratzig.
Die verzerrten Klangbeispiele klingen wirklich etwas eigentümlich, und irgendwie gar nicht nach den vielen Boogies, die ich schon gespielt habe. Obwohl das Foto ja nach einem klassischen Recording-Setup aussieht.
Die identischen Kanäle sind bei Mesa gerade breit vertreten, der Badlander hat sie zB auch. Zumindest starke Überschneidungen in den Kanälen gibt es auch schon lange bei Mesa. In den Anleitungen aktueller Amps wird eine Brücke zum vom Ur-Recto bekannten Channel Cloning geschlagen. Das ist m.E. aber trügerisch, weil in älteren Generationen doch noch mehr oder weniger feine Unterschiede in der Abstimmung vorlagen, wie etwa unterschiedliche Presence-Regelungen. Im 3ch-Recto ist es beispielsweise sehr interessant, die Vintage und Modern-Modes des orangen und roten Kanals zu vergleichen. Die unterschiedlichen Nuancen erweitern die Möglichkeiten der Abstimmung auf persönliche Bedürfnisse deutlich, und fallen bei wirklich identischen Kanälen weg. Für mich riecht das ehrlich gesagt etwas nach Sparmaßnahme…..
Ziemlich dünner und lebloser Sound. Wo sind Wärme und Fülle der alten Boogies? Für sowas 3000 Öcken ausgeben? Nö danke!
Mit Verlaub (und etwas Korinthenka**erei):
„At it’s best“ ist falsches Englisch. Es muss richtig „at its best“ geschrieben werden.