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Test: Harley Benton JB-62CC SB & SFG, Bassgitarre

Der Schnäppchen-Bass im Test: No-Brainer oder No-Deal?

16. Juli 2024

Harley Benton JB-62CC Jazz-BassHeute testen wir mit dem Harley Benton JB-62CC SB und dem Harley Benton JB-62CC SFG gleich zwei Bassgitarren, die mit ihrem extrem schmalen Preis vor allem Einsteiger locken. Doch wie steht es um das Design der E-Bässe, die Verarbeitung und vor allem die Bespielbarkeit und den Sound der Instrumente für 159,- Euro?

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Die Geschichte des 62er Jazz-Bass

Während Anfang der 1950er-Jahre der Fender Precision-Bass als elektrische Bassgitarre für jedermann auf den Markt kam, wollte Leo Fender mit dem 1960 erschienen Jazz-Bass vor allem ein Publikum mit gehobenen Ansprüchen ansprechen. Optisch lehnte er das neue Modell daher an der bis dahin teuersten Variante der Gitarren aus dem Hause Fender an, der Jazzmaster. Die Offset-Taille sollte den Unterschied zum Precision-Bass gleich auf den ersten Blick zur Schau stellen. Der Jazz-Bass bekam einen schmaleren und runderen Hals sowie zwei Singlecoil-Pickups für eine noch bessere Bespielbarkeit und mehr Flexibilität im Klang. Die erste Version von 1960 verfügte noch über zwei Doppeldrehknöpfe, mit denen die Lautstärke und der Klang je Pickup getrennt geregelt werden konnte. Erst in der Version von 1962 wurden pro Pickup ein Lautstärkeregler und ein Master-Volume-Poti verbaut. Und genau an diesem Modell aus dem Jahre 1962 orientiert sich auch der Harley Benton JB-62CC.

Der Harley Benton JB-62CC: Aufbau und Features

Ich habe das große Glück, gleich zwei unterschiedliche Modelle aus der JB-62CC VT Series testen zu können. Ich habe also die Qual der Wahl zwischen dem Sunburst-Modell und einem Jazz-Bass in Seafoam-Green. Beide Bässe verfügen über einen Korpus aus Linde und sind mit einem Gewicht von etwa 4,2 kg etwas schwerer als ein handelsüblicher Precision-Bass. Der geschraubte Hals mit D-Profil ist aus karamellisiertem kanadischem Ahorn und das Griffbrett mit weißen DOT-Einlagen aus ABS und 20 Bünden wurde aus Lorbeer gefertigt. Der Griffbrettradius liegt bei 305 mm (12“) und die Longscale-Mensur beträgt 864 mm (34,02“). Die Saiten (ab Werk werden die Bässe mit Daddario EXL 165.045-.105 ausgestattet) laufen über einen 38 mm breiten, weißen Graphitsattel.

Harley Benton JB-62CC Sunburst Test

Die zwei Pickups sind ein Roswell JBA-B AlNiCo 5 und einem Roswell JBA-N AlNiCo 5 Singlecoil. Während das Sunburst-Modell mit einem 3-lagigen Tortoise-Schlagbrett bestückt ist, befindet sich auf der Seafoam-Green-Variante ein Parchment-Schlagbrett. Die Mechaniken und die Hardware sind bei beiden Modellen verchromt.

Selbstverständlich gibt es in der Preisklasse nur ein „Gigbag“ aus Pappe und Luftpolsterfolie, aber entweder bindet man auf dem Weg zum Proberaum noch einen Gürtel um den Versandkarton oder man kauft für ein paar Euro noch ein nettes Bass-Täschchen dazu. Ein Klinkenkabel gehört aber ebenso wie ein Inbusschlüssel zur Justierung der Halskrümmung zum Lieferumfang dazu und so kann man gleich direkt im heimischen Proberaum loslegen.

Verarbeitung und Bespielbarkeit

An dieser Stelle möchte ich zuallererst darauf hinweisen, dass es sich bei den hier getesteten Bässen um extrem günstige Instrumente für sage und schreibe 159,- Euro handelt. Die Erwartungen an die Verarbeitung und die Bespielbarkeit ab Werk sind dementsprechend meinerseits ganz klar von denen zu unterscheiden, die ich an ein Instrument stellen würde, dessen Preis im oberen dreistelligen oder vierstelligen Bereich liegt.

Harley Benton Bass Seafoam Green

Und so ist es leider so, dass bei dem Harley Benton JB-62CC SFG die Enden der Bundstäbchen nicht abgeschliffen wurden und extrem scharfkantig sind. Wer einen solchen Bass gekauft hat, kann ihn natürlich entweder zurückgeben, zum Gitarrenbauer bringen, damit er die Enden abschleift oder einfach selbst aktiv werden. In diesem Artikel erkläre ich, wie das gemacht wird. Klar, wenn ich das erste Mal einen Bass in den Händen halten würde, wäre ich zutiefst verunsichert und würde entweder die Schmerzen der schneidenden Bundstäbchenenden in Kauf nehmen oder das Instrument in die Ecke stellen. Wenn ich den Bass nun aber selbst gekauft und nicht als Leihinstrument bekommen hätte, würde ich die Enden einfach selbst mit etwas Sandpapier abrunden und loslegen. Die Sunburst-Version weist diesen Makel nicht auf, dafür hätte man vielleicht die Kanten des Sattels noch etwas abrunden können. Aber unabhängig davon ist der Bass sofort problemlos bespielbar.

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Harley Benton JB-62CC Test

Bei beiden Bässen ist die Saitenlage ab Werk sehr hoch eingestellt, dennoch lassen sie sich auch mit dieser Saitenlage gut spielen. Ich persönlich würde die Saiten jedoch für mein individuelles Spiel noch etwas tiefer einstellen. Insgesamt ist der Bass solide verarbeitet, die Halskrümmung ist gut eingestellt und auch die Saitenführung ist gut, so dass alle Saiten mittig zwischen den Polkappen der Tonabnehmer verlaufen. Die Saiten schwingen über alle Lagen gut durch und ich kann bei den getesteten Modellen keine Deadspots feststellen.

Die Saitenreiter bestehen aus Messing und sind damit hochwertiger als bei vielen anderen sehr günstigen Bässen. Auch die Brücke ist massiv und weist ein gutes Schwingungsverhalten auf.

Harley Benton JB-62CC Brücke

Durch die in meinen Augen sehr ansprechende Sunburst-Lackierung ist die Maserung des Korpus-Holzes sichtbar und offenbart leider auch, dass der mehrteilige Korpus leider nicht mittig geleimt ist, sondern ein Stück im unteren Viertel ergänzt wurde. Bei dem vollständig lackierten Modell in Seafoam-Green ist natürlich nicht zu erkennen, wie und aus wie vielen Teilen der Korpus geleimt wurde, die Lackierung ist ohne Makel und ansprechend umgesetzt.

Harley Benton JB-62CC in der Praxis

Ich habe mich für das Erstellen der Klangbeispiele auf den Harley Benton JB-62CC SB, sprich, die Sunburst-Version beschränkt, da sie klanglich in meinen Ohren weitgehend identisch klingen. Bei beiden Versionen muss ich allerdings bereits beim ersten Anspielen eine relativ starke Kopflastigkeit feststellen. Ich nehme also einen breiteren Wildledergurt, der auf der Unterseite schön rau ist, so dass der Bass in Position gehalten wird.

Der Bass fühlt sich ansonsten aber gut an und vor allem der Hals liegt extrem angenehm in der Hand. Das D-Profil ist eher schmal geformt und meine kleinen Hände kommen sehr gut damit zurecht. Das matt lackierte und polierte Holz der Halsrückseite ermöglicht schnelle Bewegungen, ohne dass man das Gefühl hat, „kleben“ zu bleiben. Wirklich ein tolles Gefühl.

Bereits trocken angespielt, hat der Harley Benton JB-62CC SB einen guten Klang und ich möchte auch hier nochmals darauf hinweisen, dass es sich um ein Instrument handelt, dass gerade einmal 159,- Euro kostet. Er resoniert sehr schön und zeigt vor dem Verstärker ein schnelles Attack und einen leicht glockigen, aber dennoch holzig-warmen Klang.

Harley Benton 62er Jazz-Bass Test

Ein bisschen kopflastig, aber dennoch ist der Harley Benton JB-62CC für mich gut bespielbar

Mir gefällt die Kombination zwischen einem voll aufgedrehten Neck-Pickup und einem nur leicht aufgedrehten Bridge-Pickup. So spiele ich auch meine anderen Bässe in der Regel. Der Klang des Hals-Pickups ist wie gewohnt etwas voller als der des Bridge-Pickups. Letzterer klingt etwas höhenreicher, perkussiver und spitzer. Der Neck-Pickup ist, wie bei den meisten Bässen, voluminöser, druckvoller und runder.

Die Lautstärkeverhältnisse der Tonabnehmer sind auch in der Werkseinstellung ausgeglichen. Je nachdem ob man den Bass direkt in das Interface oder über den Verstärker spielt, ist ein leichter klanglicher Unterschied zu hören und der Bass klingt über den Amp noch wärmer und holziger.

Während im ersten Klangbeispiel nur der Halstonabnehmer aktiv ist, gibt das zweite nur den Klang des Bridge-Pickups wieder. Dann folgt ein Klangbeispiel, in dem beide Pickups aktiv sind und der Klangregler wie in den beiden ersten Beispielen voll aufgedreht ist. Klangbeispiel 4 ist dann mein individuelles Lieblings-Setting. Beispiel 5 zeigt den klanglichen Unterschied zwischen einem voll aufgedrehten und einem geschlossenen Tone-Poti und das letzte Klangbeispiel ist mit einem Plektron gespielt.

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Fazit

Wenn man sich die Harley Benton JB-62CC-Bässe gut einstellt, beziehungsweise einstellen lässt, sind diese extrem preiswerten Bässe in meinen Augen durchaus gut für Einsteiger geeignet. Vor allem dann, wenn man noch unsicher ist, ob ein Bass wirklich das richtige Instrument ist, kann man mit diesem Bass einfach mal ein bisschen herumprobieren. Man muss halt vor dem Kauf wissen, dass man vermutlich noch ein bisschen Arbeit in das Instrument stecken muss und man sollte hinsichtlich des Klangs auch immer einordnen können, in welcher Preiskategorie wir uns hier bewegen.

Wichtig ist auch, dass man einen breiten Gurt mit einer rutschhemmenden Unterseite verwendet, um der Kopflastigkeit zu begegnen, aber insbesondere im Bandkontext können auch diese sehr günstigen Vertreter durchaus gute Dienste leisten.

Plus

  • unschlagbar günstig
  • solide Verarbeitung
  • Saitenreiter aus Messing
  • ordentlicher Klang
  • Hals liegt extrem gut in der Hand

Minus

  • Bundstäbchen sind bei dem Modell in Seaform-Green leider nicht abgerundet und schneiden beim Spielen in die Finger
  • etwas kopflastig

Preis

  • 159,- Euro
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