ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Test: Cherry Audio PS-3300, Software-Synthesizer nach Korg PS-3300

Brachial bis zum Abwinken

28. August 2024

Vollansicht des Cherry Audio PS-3300

Der Cherry Audio PS-3300 ist die digitale Wiederauferstehung des legendären vollpolyphonen Monster-Synthesizers Korg PS-3300. Gerade hatte Korg seine (very) Limited Edition der Neuauflage zur NAMM-Show 2024 gefeiert. Da ist es passend, den Software-Synthesizer, der nach einem Original in den Räumen des EMEAPP (Electronic Music Education and Preservation Project) modeliert wurde, als Alternative auf den Zahn zu fühlen. Wer übrigens mehr wissen will zum Original von 1978 und seiner Entsehung, der sollte diesen Vintage-Report dazu lesen. HIER KLICKEN.

ANZEIGE

Installation des Cherry Audio PS-3300

Die Installation des Cherry Audio PS-3300 geschieht wahlweise über einen separaten Installer oder der Install-App von Cherry Audio. Nach dem Kauf wird der Lizenzschlüssel über das Netz beim ersten Start abgefragt – danach ist keine Internet-Verbindung mehr nötig. Eine vollfunktionsfähige Demoversion läuft 30 Tage und äußert nur hin und wieder ein rosiges Rauschen – Preset können aber abgespeichert werden.

Cherry Audio PS-3300 Installationsoptionen

Cherry Audio PS-3300, Installationsoptionen

Lauffähig ist Cherry Audio PS-3300 ab Windows 7 und macOS 10.13 und läuft auch nativ auf Apple Silicon-CPUs. Als Plug-in-Formate stehen VST, VST3, AU, AAX sowie eine Standalone-Version zur Verfügung.

Oberfläche und Preset-Verwaltung des Software-Synthesizers

Die Oberfläche gestaltet sich erwartungsgemäß fotorealistisch und dem Hardware-Original nachempfunden. Zum Glück wurde auf übermäßigen Schattenwurf verzichtet und ein leichter Gradientenverlauf simuliert Tiefe. Um die Größe zu ändern, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder das gesamte GUI von 50 % bis 150 % zu skalieren oder die Focus-Funktion nutzen, die die Oberfläche in der gleichen Fenstergröße hält, aber das GUI innerhalb um ca. 200 % vergrößert. Das ist bei diesem Giganten an Software-Synthesizer auch notwenig, denn mit 110 % ist ein HD-Bildschirm bereits vollständig ausgefüllt.

Cherry Audio PS-3300 in der Focus-Ansicht

Cherry Audio PS-3300 in der Focus-Ansicht

Dieser Focus-Button befindet sich wie alle Einstellungen in der oberen Leiste. Die große Mitte ist der Oberfläche des Cherry Audio PS-3300 gewidmet und unten befindet sich das leider nicht deaktivierbare Keyboard, das zwar gut aussieht, aber keine besondere Funktion außer Maus-Klick-Tasten hat. Die Entwickler von Cherry Audio stellen im gut geschriebenen Online-/PDF-Handbuch auch keck ihre Beweggründe dar.

For the „that keyboard is taking up space on my display!“ crowd, our apologies, but without the keyboard, this super awesome synth looks kinda blah, and we gotta sell tacos, okay?

Übersetzt in etwa: Wir wollen das so, Ende der Diskussion.

Die Presetverwaltung des Cherry Audio PS-3300 ist ein Drop-Down-Menü

ANZEIGE

Des Weiteren befinden sich in der oberen Leiste Einstellungen für die Darstellung der Patch-Kabel, die gezogen werden können. Bis zu 4-faches Oversampling ist vorhanden und auch eine Undo-Funktion gibt es. Tooltips können hier auch aktiviert werden, diese zeigen die eigentlich eingestellten Werte, denn aufgrund der Fülle der Bedienelemente und einigen Schrulligkeiten des Originals hat der Cherry Audio PS-3300 durchaus andere Werte in den Tooltips, als mit dem jeweiligem Poti angezeigt.

Die Patch-Kabel werden virtuell gezogen und es ist ohne Probleme möglich, von einem Ausgang beliebig viele Ziele anzusteuern. Ebenso kann ein Ziel mehrere Quellen akzeptieren – sehr gut.

Die integrierten Multiples des Cherry Audio PS-3300

Die integrierten Multiples des Cherry Audio PS-3300

Zum Schluss sei noch das MIDI-Learning erwähnt, das nicht nur den verarbeiteten Parameter-Bereich eingrenzen, sondern diesen auch invertieren und mit Kurven versehen kann, vorbildlich gelöst und in einem kleinen Seitenfenster einsehbar . Es ist sogar möglich, die MIDI-CCs wahlweise Plug-in- oder Preset-weit zuzuordnen.

Cherry Audio PS-3300 Optionen für die MIDI-Learn-Funktion

Cherry Audio PS-3300 Optionen für die MIDI-Learn-Funktion

Alles in allem ist das GUI des Cherry Audio PS-3300 doch recht mächtig und erschlägt einen förmlich – bildlich gesprochen. Das Original könnte einen nicht nur figurativ erschlagen, wenn es umfällt. Die Focus-Funktion emfinde ich als eine gute Variante, um Einstellungen präziser und ohne Augenkneifen vornehmen zu können. Das alles kann dem Software-Synthesizer nun nicht wirklich angelastet werden – das Vorbild ist nun einfach mal so ein Parameter-Koloss.

Die Preset-Verwaltung des Cherry Audio PS-3300 wirkt rudimentär, bietet aber Schlagworte, Favoriten-Stern und vorgefertigte Kategorien. Eine Suchfunktion ist dann im Drop-down-Menü integriert. Kurz und knackig, aber durchaus noch erweiterbar.

Aufbau des Software-Synthesizers von Cherry Audio

Zunächst einmal möchte ich hier nicht noch mal ausführlich den PS-3300 von Korg vorstellen – dazu gibt es bessere Artikel auf Amazona, z. B. den hier von Theo Bloderer und Peter Grandl.

Generell handelt es sich um drei vollpolyphone identische Synthesizer-Sektionen mit je einem VCO, einem VCA und einem VCF. Dazu gesellen sich zwei LFOs und ein ADSR-Hüllkurvengenerator. Jede Sektion hat auch die berühmten Resonator-Filter. Im Cherry Audio PS-3300 wurde dankenswerter Weise ein frei einstellbarer Release-Parameter genutzt – das Original hat hier nur ganz kurz, kurz und mittellang als Release-Zeiten.

Einfacher Polysynth-Patch im Cherry Audio PS-3300

Einfacher Polysynthesizer-Patch

Alles läuft in der Master-Sektion rechts zusammen in der sehr stilecht auch Chorus, Delay und Reverb eingebettet wurden. Diese sind sogar im begrenzten Maße über das Patch-System verstellbar. Und klingen mehr als nur OK. Sie fügen sich dem Klangbild des Cherry Audio PS-3300 wunderbar ein.

In der Spielhilfensektion, die Pitchbend, Mod-Wheel und Velocity als virtuelle CV-Quellen zur Verfügung stellt, habe ich einen Aftertouch-Ausgang vermisst. Auch hier kann die MIDI-Learn-Funktion aushelfen, auch wenn es naturgemäß etwas klobig ist, zuerst die Taste zu drücken, dann daran rumzurühren und erst dann die Learn-Funktion einzuschalten. Ansonsten würde nämlich die eigentliche MIDI-Note als Fernsteuerung registriert.

Bedienung des Cherry Audio PS-3300

Die Bedienung wird etwas vereinfacht, da die Einstellungen der drei Synthesizer-Sektionen kopiert und eingefügt werden können. Was ich mir bei der Bedienung des Cherry Audio PS-3300 jedoch gewünscht hätte, wäre eine Möglichkeit, den identischen Parameter einer jeden Synth-Sektion verstellen zu können, z. B. Shift+Alt+Maus zu nutzen, um alle 3 Cutoff-Einstellungen gleichzeitig zu bearbeiten. Indirekt ist das über die MIDI-CCs zu erreichen, aber nicht dasselbe.

Im Detail sind einige Änderungen vorgenommen wurden, wie die kontinuierliche Release-Zeit. Andere Zeiten wurden aber übernommen. So ergab sich bei Messungen, dass die Resonator-Filter auf dem Panel von 100 Hz bis 10 kHz aufgetragen sind, jedoch eher bis 20 kHz reichen – der echten Frequenzwert ist im Tooltip zu sehen. Gleiches gilt für die Tune-Regler, die von -5 bis +5, aber nicht in Halbtönen gemessen gehen. Der Maximalbetrag ist hier 7,1 Halbtöne.

Klang des Cherry Audio PS-3300 und kleiner Vergleich

Ich habe zunächst zum Vergleichen mal die Freeware FB-3300 von FullBucket Software heruntergeladen, um mir mal die Grundschwingungsformen anzuschauen. Und was auf den ersten Ton beim FB-3300 hörbar ist, bestätigt sich in Oszilloskop.

Schwingungsformenvergleich zwischen FB-3300 und Cherry Audio PS-3300

Schwingungsformenvergleich zwischen FB-3300 und Cherry Audio PS-3300

Die Schwingungsformen beim Cherry Audio PS-3300 sehen nicht nur aufregender aus, sie klingen auch satter, voller, ja einfach analoger. Der FB-3300 bleibt dabei immer etwas flach und leblos. Vor allem die berühmten Resonator-Filter klingen beim Cherry Audio Pendant saftiger, sie schmatzen gerade so vor Phaser-Freude. Dennoch sei der FB-3300 allen empfohlen, die mal in den polyphonen Behemoth kostenlos reinschnuppern wollen.

In manchen Fällen wurde die Originaltreue vielleicht etwas zu stark verfolgt, so ist z. B. der Einfluss von Modulations-Generator 1 (sprich LFO 1) auf das Filter eher schwach. Bei geschlossenem Filter und maximaler Control-Einstellung kommt der LFO überhaupt nicht zum Tragen – vielleicht war der Einsatz immer in Verbindung mit dem EG-Modulator gedacht. Immerhin reicht der LFO 1 jeder Synthesizer-Voice von 1 Hz bis 4 kHz und damit weit in den Audiobereich.

Wer es nicht polyphon braucht, kann auch im Gegensatz zum Original die Stimmen in Mono-Mode mit Last-, Hi- oder Lo-Note-Priorität nutzen – ein Unisono-Modus existiert jedoch nicht.

Was ich mir auf jeden Fall gewünscht hätte, wäre eine direkte Steuerung des Panoramas einer Stimme, um so besser mit dem Stereo-Raum spielen zu können. Auch hier ist wieder der Umweg über MIDI-CC möglich.

Darstellung eines komplexeren Patches mit dem Cherry Audio PS-3300

Die Bandbreite an Sounds, die der Cherry Audio PS-3300 zu produzieren weiß, ist enorm. Von Lead und Bass als Ausnahmen zu dicken Polyflächen, aber auch glockigem Material und Vokaloidem – der Software-Synthesizer von Cherry Audio bringt alles. Den Bass-Sounds kommt dabei eine noch nicht erwähnte Erweiterung zugute. Jeder der LP-Filter ist nämlich wahlweise im PS-Modus (heller, offener Klang) in einen MS-20-Modus (dunkler vor allem dreckiger in Zusammenspiel mit der Filter-Resonanz) schaltbar. Letzterer hat dann auch mehr Bottom-End und eignet sich eben deswegen für Bassiales.

Eine Sache finde ich jedoch erheiternd, obwohl ich sie sehr wohl verstehe. Der Korg PS-3300 ist vollpolyphon. Das heißt, alle 48 Tasten können gleichzeitig erklingen. Der Cherry Audio PS-3300 ist dagegen „nur“ 24-stimmig. Denn anders als in der Hardware, wird hier jeder Ton einzeln berechnet und das geht auf die Rechnerleistung, vor allem mit hohen Oversampling. Da er aber auch nicht multi-timbral ist, sehe ich da auch kein Problem.

Als Klangvergleich zur Hardware stehen leider nur spärlich gesäte YouTube-Videos zur Verfügung. Aufgrund der extremen Rarität ist es eben nicht einfach an Originalmaterial zu kommen. Interessant ist aber sicherlich diese Gymnopedies No1 von Satie, da im Video auch ins Innere dieses Synthesizer gewordenen Kabelwalds ist.

ANZEIGE
Fazit

Alles, was ich sagen kann, ist, dass der Cherry Audio PS-3300 diesen „Vibe“ sehr gut transportiert. Vor allem im Vergleich mit der mehr oder weniger rein optisch Nachbildung im FB-3300 lebt hier der Klang, er atmet.

Ist es schlimm, dass der Cherry Audio PS-3300 „nur“ 24-stimmig ist? Sicher nicht. Hätte nicht auch die Frontplatte angepasst werden können an die tatsächlich gemessenen Werte? Sicherlich. Ist das überhaupt von Belang? Höchstens tangential.

Ich sehe in dem Cherry Audio PS-3300 einen ordentlichen Poly-Software-Synthesizer, der sich aufgrund der Patch-Bay für Experimentelles, aber vor allem für analog anmutende breite Klangteppiche anbietet. Das MS-20 Filter ist eine nette Dreingabe, um auch Basslastiges und Monophones zum Besten geben zu können, hier sehe ich aber dennoch nicht die Stärke. Für einen Preis von 49,- Euro gibt es ein solides Instrument mit ordentlicher Klangbandbreite.

Plus

  • klanglich überzeugende Nachbildung
  • erweiterte Funktionen wie MS-20-Filter und Release-Poti
  • sehr gute MIDI-CC-Anbindung

Preis

  • 49,- Euro
ANZEIGE
Affiliate Links
Cherry Audio PS-3300 Download
Cherry Audio PS-3300 Download Bisher keine Kundenbewertung verfügbar
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Filterpad AHU 1

    Einen Fuffi für diesen gigantischen (bildlich wie auch klanglich) Softwaresynthesizer? Ich bin sehr positiv überrascht! Langsam bekomme ich den Eindruck, dass die Kirschblüten eines der besten Softwareschmieden bzgl. Softwaresynthesizer sind. Zeit für Kirschen im Rechner? Vielleicht! 😄🍒

  2. Profilbild
    Jens Hecht RED

    Danke für den Test! Ich nutze gelegentlich mal den FB-3300, daher ein doppeltes Danke für den Vergleich! :D

    • Profilbild
      Filterpad AHU 1

      @Jens Hecht Ich dachte schon das Original (den es ja tatsächlich wieder gibt). Aber du meinst die FullBucket Freeware. Durch den ganzen Buchstabensalat kann man schon mal durcheinander kommen. 😁 An deiner Stelle würde ich mir echt überlegen, den Fuffi zu investieren. Denke das lohnt sich wirklich in deinem Fall wenn du den öfters benutzt. Ich brauche es nicht unbedingt, weil im September (also jetzt in kürze) vermutlich neues von Native Instruments erscheint. Aber Ehrlich: Ich werde es kaufen, aber meine Hoffnung auf vernünftig geile Synth-Geschichten versinken langsam in Moor. So etwas wie dieser hier vorgestellte wäre eine Bereicherung für Native Instruments. Stattdessen sind bei denen aktuell simple Sampler angesagt, für noch einfacheren LoFi-HipHop, was meines Erachtens (fast) keiner braucht. 🙄 Ich kenne FullBucket in erster Linie durch den Mono/Fury. Ein sehr gelungenes Free VST des Korg MonoPoly.

      • Profilbild
        Jens Hecht RED

        @Filterpad Für das Original hat es bisher leider noch nicht ganz gereicht ;)
        NI habe ich seit Jahren nicht mehr aktualisiert und bereue es auch nicht. Mir reichen die alten Versionen von Kontakt, Absynth, Reaktor und Massive. Wie du schon richtig sagst kommt da nichts mehr innovatives.
        Mono/Fury ist auch super, irgendwie werde ich aber nicht warm mit dem. Phaser, Frequency Shifter und BBD-Delay von FB kommen aber öfter mal zum Einsatz :)

  3. Profilbild
    Johannes Menzel

    Den werde ich auch mal ausprobieren, danke für den Test.

    Wenn das Plugin gut klingt, umso besser. Den Verweis auf die Wellenformen im Oszilloskop fand ich etwas befremdlich, für mich sehen die vom CA eher kaputt als aufregend aus (wo kommt dieser Spike-Puls her? Vielleicht von irgendeinem Filter?). Kann mir vorstellen, dass die dann bei niedriger Loudness relativ hohe Intersample-Peaks produzieren.

    Wenn ich mir die Oszilloskop-Wellenformen vom Moog Voyager in diesem Video (https://www.youtube.com/watch?v=PbTjhESHVk4) anschaue, sehen analoge Wellenformen häufig unaufregender aus als man denkt.

  4. Profilbild
    CDRowell AHU

    Hallo,

    da muss ich doch mal nachfragen. Seit einigen Jahren nutze ich den MODULAR V von ARTURIA. Kommt der Eurer Meinung nach die Kirsch-Version klanglich an den MODULAR V heran?

    Wenn es gravierende Unterschiede geben würde, wäre es vielleicht für mich auch eine Option die 3300 PS zu erwerben.

    Dannke für Eure Einschätzung.😀👍

    • Profilbild
      Perkypark

      @CDRowell Hey CDRowell, das mit „klanglich ran“ kann man zwar so nicht beantworten, aber die Unterschiede sind jedenfalls groß.Der Modular V ist eine Emulation des berühmten Moog Modular, der PS 3300 vom Korg PS 3300. Das sind beides völlig unterschiedlicherSynths sowohl von der Architektur her als auch vom Grundsound. Demoversion laden und ausprobieren !

    • Profilbild
      Flowwater AHU

      @CDRowell Klanglich und konzeptionell sind – meiner bescheidenen Meinung nach – die beiden Synthesizer echt unterschiedliche Baustellen.

      Arturia Modular V3
      Ich habe nie an einem echten Moog-Modular-System gestanden, Knöpfe gedreht und Kabel gesteckt. Aber ich kenne natürlich die Werke von Klaus Schulze (größter Fan), und klanglich hat mich das Arturia-Modularsystem sofort an Schulzes Klangkaskaden erinnert. Durchaus Bass/Mitten-betont, manchmal etwas (‚tschuldigung) »mumpfelig«, aber sofort mit Moog assoziiert. Module lassen sich nicht völlig frei tauschen. Mal eben 20 Oszillatoren aktivieren geht nicht (bei VCV-Rack zum Beispiel konzeptionell kein Problem). Ansonsten: Patchen bis die Brillengläser platzen.

      Cherry Audio PS-3300
      Ich kenne das Original klanglich nun gar nicht. Herr Jarre hat ein System verwendet, aber wo er welchen Sound eingesetzt hat … keine Ahnung. Meine Ohren melden mir sofort, dass der PS-3300 klanglich anders ist. Wenig bis nicht »mumpfelig«, dafür eben halt … naja … irgendwie anders. Die Module sind überhaupt nicht austauschbar; was man sieht, das gilt. Auch das Patchen ist ein wenig optionaler, denn der PS-3300 gibt auch Töne von sich, wenn man gar nichts patcht.

      Ich würde insgesamt behaupten, dass sich die beiden Synthesizer klanglich hervorragend ergänzen. Meiner Meinung nach kann man nichts falsch machen, wenn man beide im Arsenal hat. 🙂

      • Profilbild
        TimeActor AHU

        @Flowwater …“Klaus Schulze (größter Fan)“…
        Nee Nee das bin ich! 😀 😉

        …“Ich würde insgesamt behaupten, dass sich die beiden Synthesizer klanglich hervorragend ergänzen. Meiner Meinung nach kann man nichts falsch machen, wenn man beide im Arsenal hat.“

        Stimme ich dir zu 👍 – nutze beides.

      • Profilbild
        CDRowell AHU

        @Flowwater Moin!

        Wow! Vielen Dank an alle, für diese greifbare Erklärung. Jetzt ist mein Groschen mit hartem Knallen aufgeschlagen…😉

        Mit PS 3300 werde ich mich mehr beschäftigen!😬👍

        • Profilbild
          Flowwater AHU

          @CDRowell Ich habe beim PS-3300 früher auch gedacht – einfach wegen der opulenten Optik des Schranks und der Patch-Möglichkeiten – dass dieser ein Modular-Synthesizer wäre. Bei mir ist der Groschen also auch allseits hörbar und laut scheppernd gefallen. Deswegen: Willkommen im Club! 😀

          Abgesehen davon: Onkel goldschmitz hat meiner Meinung nach absolut Recht, wenn er im Fazit schreibt »der sich […] vor allem für analog anmutende breite Klangteppiche anbietet.« Tolle Möhre, echt. Bringt total Spaß.

  5. Profilbild
    Flowwater AHU

    Ich stimme meinem Vorredner, Heiner Kruse, total zu: Geiler Test und tolle Soundbeispiele. 🙂👍

    Hat mich auch daran erinnert, dass ich den PS-3300 von Cherry Audio an dem Tag des Erscheinens gekauft, ich aber bisher geradezu sträflich wenig damit gemacht habe (hust hust). Wie das halt immer so ist … mit dem wird sich jetzt aber beschäftigt. 😁

  6. Profilbild
    Tai AHU

    „Denn anders als in der Hardware, wird hier jeder Ton einzeln berechnet und das geht auf die Rechnerleistung, vor allem mit hohen Oversampling“
    Das heißt doch Original paraphon, Kopie polyphon. Oder liege ich falsch?

      • Profilbild
        Tai AHU

        @dilux Ich hörte immer, die arbeiten mit Frequenzteilern, genau so wie Polymoogs, wären also keine echten Polyphone. Ein Grund wieso wir Synthiefans in den Siebzigern beide nicht für voll nahmen

        • Profilbild
          Flowwater AHU

          @Tai Ja, das Original – also die Hardware – arbeitet mit Frequenzteilern in den Oszillatoren.

          Das Gerät besitzt drei identische Sektionen für die Klangerzeugung. Eine Sektion hat 12 Oszillatoren, je einen für einen Halbton der Oktave. Per Frequenzteiler werden die tieferen Oktaven erzeugt. Nur von den Oszillatoren her wäre der PS-3300 vollpolyphon.

          Jetzt wird’s ein wenig kompliziert: Filter, VCA und Hüllkurve stehen aber auch »nur« einmal pro Halbton einer Oktave zur Verfügung; also auch jeweils 12 davon. Greift man zum Beispiel einen schnöden A-Moll-Akkord mit A-C-E, dann ist dieser vollpolyphon. Greift man aber zum Beispiel A3 und A4 auf der Tastatur, dann teilen sich diese beiden Noten die selbe (!) Kette der subtraktiven Klangbearbeitung, nämlich die, welche für die Note »A« zuständig ist. In dem Fall ist der PS-3300 also paraphon.

          Die 48 Oszillatoren, Filter, VCAs, etc. kommen dadurch zustande, dass es drei Sektionen mit jeweils 12 davon gibt. Die drei Sektionen sind parallel geschaltet und exakt identisch aufgebaut.

          Das ist das, was ich mir aus diversen Berichten zusammen gereimt habe. Mit Blick auf das Baujahr 1977 des Synthesizers macht alles andere auch keinen Sinn.

          In wie fern dieses Verhalten von Software-PS-3300 nachgeahmt wird, weiß ich nicht. Aber meine Ohren und ich tippen darauf, dass die Software diese Verhalten nicht nachbildet und »richtig« vollpolyphon ist.

          • Profilbild
            heimannrudolf

            @Flowwater Hi, deine Erklärung der 48 Oszillatoren klingt sehr logisch – ist es aber nicht: Denn 3×12 sind 36, nicht 48. Irgendwie muss es anders sein… 🤔

            • Profilbild
              Flowwater AHU

              @heimannrudolf Stimmt, Du hast Recht … als ich das geschrieben habe, kam es mir noch sehr logisch vor. Aber … ja … das kann dann nicht sein.

          • Profilbild
            8 Bit Fighter

            @Flowwater Hi,deine Erklärung stimmt leider nicht. Jede Stimme in PS-3300 hat seine eigene VCF und VCA und ist nicht paraphon.

            • Profilbild
              Flowwater AHU

              @8 Bit Fighter Aber … huch (?!?) … dann müsste das Ding das ja pro »Sektion« haben. Also 48 mal VCF, VCA, ADSR, LFO … das Ganze mal drei (weil drei unabhängige parallel geschaltete Sektionen) … das wären ja 144 VCF, VCA, LFO, ADSR. Genau das ist es, was mich stutzen lässt. Das erscheint mir für 1977 doch ein absolut irrer Aufwand zu sein (wäre es auch heute noch). Ich kann mir das echt nicht vorstellen, dass da so viel Elektronik verbaut ist, zumal 1977 ja die Miniaturisierung noch nicht so weit fortgeschritten war (SMD-Bauelemente).

              Ich habe ein Video zu JoMoX mit Jürgen Michaelis gesehen, wo er eine Platine mit einer Stimme vom »SunSyn« zeigt. Die war ungefähr so groß wie eine Handfläche, und dort waren alle analogen Elemente (VCO, VCF, VCA) und alle digitalen Elemente (zur Ansteuerung der analogen Teile) integriert. Nur eben mit SMD-Technik und als Multilayer-Platine. Und das jetzt mal 144 im PS-3300 und dann noch ohne SMD? Ich kann mir das nicht vorstellen. Die müssen noch irgend welche anderen Tricks eingebaut haben (wie beim VCO mit dem Frequenzteiler).

                • Profilbild
                  Flowwater AHU

                  @Kazimoto
                  Ich nehme alles zurück
                  Tatsächlich. Auf Seite 3 von dem PDF gibt es die Abbildung »fig 2(A)«. Die zeigt den schematischen Aufbau eines PS-3301-Moduls. Und dort sind tatsächlich jeweils 48 VCFs, VCAs und ADSRs eingezeichnet. Lediglich die beiden LFOs scheinen »nur« (»no pun intended«) jeweils einmal vorhanden zu sein.

                  Alles klar. Ich nehme alles zurück … und ziehe den Hut vor KORGs der Ingenieuerleistung (den hätte ich allerdings auch bei meiner Theorie gezogen).

        • Profilbild
          SynthNerd AHU

          @Tai Die Verwendung von Frequenzteilern schließt echte Polyphonie nicht aus. Fast Jede polyphone E-Orgel nutzt Frequenzteiler. Entscheidend für echte Polyphonie ist, dass jede Stimme eigene Filter und Hüllkurven hat.

            • Profilbild
              SynthNerd AHU

              @Synchead Zitat aus dem AMAZONA Artikel zum Polymoog: Was jedoch vollständig für jede der 71 Tasten vorhanden ist, sind die VCAs für die Lautstärke.

          • Profilbild
            Tai AHU

            @SynthNerd Ja, das weiss ich eigentlich schon. War schlampig formuliert. Damals gab es „Polysynths“, eigentlich String-Orchester mit einem Sound, der nach Synthie klang. Die arbeiteten mit Frequenzteilern und einem Filter. Bin (offensichtlich) fälschlicherweise davon ausgegangen, das wäre bei den PS genau so. Ist mir allerdings auch jetzt noch rätselhaft, wie die so viele Baugruppen in der Kiste untergebracht haben. Vor allem in den Siebzigern.

            • Profilbild
              SynthNerd AHU

              @Tai Nun, die Kiste ist ja auch etwas größer als ein Model D:
              920*445*345mm, 30kg – Da passt schon einiges rein 😀

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung. Wir behalten uns die Löschung von Inhalten vor. Dies gilt insbesondere für Inhalte, die nach unserer Einschätzung gesetzliche Vorschriften oder Rechte Dritter verletzen oder Diffamierungen, Diskriminierungen, Beleidigungen, Hass, Bedrohungen, politische Inhalte oder Werbung enthalten.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X