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Test: Black Corporation ISE-NIN Synthesizer, Roland Jupiter-8 Clone

Der erste Roland Jupiter-8 Klon mit analoger Klangerzeugung

17. Juli 2024
Black Corporation ISE-NIN Synthesizer Komplettansicht

Black Corporation ISE-NIN Synthesizer

Der Black Corporation ISE-NIN Synthesizer, ein Klon des Roland Jupiter-8, ist schon eine ganze Weile auf dem Markt, er war zunächst als DIY-Kit erhältlich. Dazu gibt es hier auf AMAZONA.de bereits einen schönen DIY-Erfahrungsbericht und Workshop von DSL-Man. Hut ab, wer sich den Bau dieses Synthesizers zutraut, denn es sind Hunderte Minibauteile in SMD-Löttechnik auf die Platinen zu bringen. Für mich glasklar eher was für Masochisten, die die ultimative Herausforderung lieben. Hier nun der Testbericht der Version, die es fertig zusammengebaut im Handel gibt.

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Der ISE NINE in der Black Corporation Produktfamilie

Der Black Corporation ISE-NIN Synthesizer kommt wie sein Vorbild aus Japan. Der exklusive Expander ist ein weiterer Streich des Nischenherstellers Black Corporation, der bereits die Konzepte des Yamaha CS-80 (Deckards Dream), des RSF Polykobol II (Kijimi) und des Elka Synthex (Xerxes) in schicke Rack-Synthesizer verpackt hat.

Der ISE-NIN wagt sich nun an den Klassiker schlechthin, vermutlich – wenn man sich mal so die Gebrauchtpreise ansieht – eines der begehrtesten und kultigsten polyphonen Synthesizer überhaupt.

Der vorliegende Test widmet sich vornehmlich dem Sound, wobei auch ein Vergleich zum Roland Jupiter-8 nicht fehlen darf. Zudem nehme ich diesen Rack- und Desktop-Synthesizer, der mit hölzernen Seitenteilen daherkommt, genauer unter die Lupe.

Um es vorweg zu nehmen, mein Blick ist natürlich sehr kritisch. Nachdem ich jahrelang bei der Firmware-Entwicklung des Behringer UB-Xa involviert war und somit die Erkenntnis gewonnen habe, dass es definitiv eine enorme Herausforderung ist, nicht nur den Klang, sondern auch die Haptik eines analogen Klassikers zu reproduzieren, waren die Erwartungen hoch.

Haptik und Größe des ISE-NIN

Der kleine Desktop-Synthesizer wurde per DHL geliefert und ich war verwundert, wie klein und vor allem leicht das Paket war. Das hätte ich nicht erwartet. Unlängst war ja mal der GS Music e7 hier, der deutlich mehr wiegt und ein richtig wertiges Stahlgehäuse mit sehr hochwertigen verschraubten Knöpfen und edlen Holzseitenteilen besitzt. Der ISE-NIN flutscht mir hier regelrecht entgegen. Das Gehäuse besteht aus Aluminium, also nicht aus Stahl, wie man es bei der Konkurrenz gewohnt ist. Dazu wird ein sehr kleines, leicht zu verlegendes (bitte gleich beschriften!) externes Netzteil mitgeliefert, ein Handbuch ist nicht dabei, was man sich aber als PDF downloaden kann. Ferner sind in der Verpackung noch Rack-Ohren enthalten, die man anstelle der relativ dünnen Holzseitenteile anschrauben kann. Wohlgemerkt: Hier weicht das Design deutlich vom Jupiter-8, der eloxierte Aluminium-Seitenteile besitzt, ab. 

Black Corporation ISE-NIN Synthesizer seitlich aufgenommen

Etwas enttäuscht war ich auch von der Qualität und Größe der Regler und Taster. Ok, man kann jetzt bei einem so kleinen Rack vielleicht nicht die bunten Regenbogen-Schalter des Jupiter-8 erwarten, wenngleich Roland das mit seinem Boutiques ja auch hinbekommen hat. Doch die schwarzen, mit ca. 3 mm Durchmesser kleinen Knöpfchen anstelle der schicken Kippschalter beim Jupiter-8 sind dann doch eher nichts für Wurstfinger. Die Fader haben einen relativ kurzen Reglerweg und machen auf mich nicht gerade den Eindruck, dass sie ebenfalls 40 Jahre, wie beim Jupiter-8, ihre Dienste tun werden. Dessen Regler sind selbst nach so langer Zeit nicht ausgeleiert und weisen einen ordentlichen Widerstand auf (das war beim Jupiter-6 dann übrigens schon nicht mehr der Fall). Die leichtgängigen Fader und Miniknöpfe wirken auf mich doch eher billig und alles andere als luxuriös. Da war ich doch vom UDO Super Gemini noch verwöhnt, der nämlich ähnliche Bedienelemente beherbergt, wie der Jupiter-8, sprich satte Fader, gerasterte Drehknöpfe und metallene Kippschalter.

Nicht besser wird der Eindruck, wenn man das Kistchen einschaltet. Da blitzt neben den roten Dioden, die ich von der Helligkeit und Größe angenehm finde, das Mini-OLED-Display auf. Das Display hat gerade mal eine Abmessung von ca. 1,2 x 2 cm. Das Schriftbild ist echt was für Adleraugen oder Musiker mit optimal eingestellter Lesebrille. Die Zeichen sind gerade mal 1 mm groß. Mit der Zeit war es für mich trotz guter Bürobrille ermüdend, mit diesem Display zu arbeiten.

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Anschlüsse des ISE-NIN im Vergleich zum Jupiter-8

Bevor ich das Instrument angeschlossen habe, musste ich gleich feststellen, dass es nur zwei Audioausgänge neben dem MIDI-Trio und einem USB-Anschluss gibt. Der Blick ins Handbuch verrät, dass die Klinkenanschlüsse sowohl als Stereo-Outputs für Single- bzw. Whole-Sounds verwendet werden können, im Dual- oder Split-Mode dann aber als Mono-Ausgänge pro Sound dienen.

Der Roland Jupiter-8 ist hier deutlich luxuriöser ausgestattet. So gibt es einen Mix-Ausgang, daneben zwei unsymmetrische Ausgänge für die Upper- und Lower-Voices und ferner zwei symmetrische XLR-Anschlüsse für Upper- und Lower-Voices. 

Damit aber nicht genug: Es befinden sich auf der Rückseite des Jupiter-8 CV- und Gate-Buchsen, Anschlüsse für externe Controls, wie VCF, VCA, Portamento und Hold und dazu noch die Arpeggio-Clock-Buchse. Schließlich gibt es dazu noch eine DIN-Sync Buchse, die im Grunde den gleichen Zweck hat, nämlich die Koppelung mit einer analogen Drum-Maschine. 

Black Corporation ISE-NIN Synthesizer Rückseite mit Anschlüssen

Dagegen wirkt die Ausstattung des ISE-NIN ziemlich spartanisch. Ich hätte mir wenigstens noch einen Clock-Ausgang gewünscht, denn nicht jeder betreibt den Arpeggiator via MIDI, was natürlich ohne Weiteres geht. Bis heute behaupten sich wegen der fehlenden Latenz analoge Drumboxen mit Pulssignalen zum Synchronisieren mit Synthesizern in professionellen Studios, denken wir nur mal an die Vermona oder MFB-Drumboxes. Auch andere moderne Synthesizer besitzen einen Clock-Ausgang, wie die ganze Palette der Sequential/Oberheim Flotte. Für mich ist das beim ISE-NIN leider ein ziemlicher Minuspunkt. Die CV- und Gate-Buchsen mag ich an meinem Jupiter-8 auch sehr, weil ich fette Filter-Schmatzer mit der Roland TR-808 synchronisieren kann. Solcherlei Jams bringen gerade die Würze beim Betrieb der alten Klassiker.

Immerhin befindet sich der Kopfhörerausgang auf der Frontplatte des ISE-NIN, damit, sollte er im Rack eingebaut sein, leicht zugänglich ist.

Der ISE-NIN Synthesizer in der Praxis

Leider hört die Kritik bei der Haptik und Bauqualität nicht auf. Umständlich gestaltete sich dann leider auch die Bedienung des Instruments. Unterhalb des Minidisplays befinden sich drei Navigationstaster mit der Bezeichnung ENTER, BACK und SHIFT. Mit diesen plus dem rechts neben dem Display befindlichen gerasterten Encoder ohne nähere Bezeichnung navigiert man durch die Menüs. Der Encoder dient zugleich auch als Auswahltaster. Ich musste das Handbuch dreimal lesen (vielleicht bin ich auch zu begriffsstutzig), bis ich verstand, wie man durch die 5 Bänke mit je 128 Presets (mit Ausnahme der sog. Vintage-Bank mit 64 Presets) navigiert. Auf der Bühne, wenn es drum geht, hier mal schnell den passenden Sound auszuwählen, ist man verloren. Die Sounds haben übrigens auch keine Bezeichnung! Aber wenn man das mit dem passenden MIDI-Keyboard vorher richtig programmiert, mag das dann in der Praxis funktionieren. Ich selbst hatte nur den Behringer UB-Xa und davor den seinerzeit noch im Studio befindlichen Super Gemini als MIDI-Keyboard genutzt. Hintergrund ist das in beiden Geräten eingebaute Poly-Aftertouch-Keyboard (dazu später mehr). Über den UB-Xa konnte ich keine Presets auswählen. Ich habe aber auch nicht mehr getestet, ob es möglich ist, hier entsprechende Masterkeyboard-Einstellungen vorzunehmen.

Black Corporation ISE-NIN Synthesizer Linkes Panel

Synthese-Architektur und Stimmenaufbau

Was die Bedienstruktur angeht, so orientiert sich der ISE-NIN am klassischen Vorbild, wobei die Anordnung anders (m. E. weniger nutzerfreundlich und logisch) gelöst wurde. Links oben geht es los mit dem LFO, sodann kommt der VCO-Modulator mit LFO-Mod, ENV-Mod und PMW-Mod. Danach kommen die beiden VCOs mit Grob- und Feintuning nebst Auswahl der Schwingungsformen und der Crossmodulator, eine Besonderheit des Jupiter-8, mit dem man metallische, und klirrende FM-artige Sounds erzeugen kann. Etwas abweichend vom Vorbild des Jupiter-8 kommt der Arpeggiator, sodann die Master-Sektion, in der diverse Keyboard-Modi, wie Poly 1, Poly 2, Mono und Unison sowie Whole (ein Preset), Split und Dual gewählt werden können. Auch Portamento befindet sich hier. Sowohl der Arpeggiator als auch die Master-Sektion befinden sich beim Jupiter-8 in der unteren Reihe links. Im unteren Bedienfeld geht es dann links weiter mit dem geradezu hereingequetschten VCO-1 und VCO-2 Mischer, den ich anfangs vergeblich bei der VCO Sektion gesucht hatte. Danach kommt die Filter-Sektion, sodann der VCA und schließlich die beiden Hüllkurvengeneratoren. Sämtliche Funktionen des Jupiter-8 befinden sich auch im ISE-NIN. Wenn man vom Jupiter-8 kommt, benötigt man ein bisschen Eingewöhnung, um sich im Handbuch des ISE-NIN zurecht zu finden. Dies liegt einfach daran, dass die Bedienung aufgrund der andersartigen Anordnung und den Minitastern etwas hakeliger ist.

Ergänzende Features gegenüber dem Jupiter-8

Der ISE-NIN wäre nicht ein moderner Synthesizer, wenn er einige Funktionen, die beim Jupiter-8 damals gefehlt haben, vorhält, die ihn als das deutlich flexiblere Instrument machen. Die Klangerzeugung lässt sich sehr ausdruckstark mit einem Velocity-fähigem Aftertouch-Keyboard spielen, idealerweise Polyaftertouch. Auch MPE wird vom ISE-NIN unterstützt. Das ist wirklich sehr schön, vor allem kann man für jedes Patch, also nicht global, Velocity und Polyaftertouch einer großen Bandbreite an Modulationszielen zuweisen und zwar getrennt für jeden Sound im Dual- oder Split-Mode. Wenn da nicht wieder dieses extrem kleine Display wäre. Wenn man dort die Liste mit den Modulationszielen durchscrollt, vermisst man wirklich eine Lupe. Als Modulationsziele gibt es durchaus auch abgefahrene Sachen wie Arpeggio-Tempo. Mit Polyaftertouch lässt sich somit ein sehr chaotisches Arpeggio spielen, das bei stärkerem Tastenanschlag genau auf der betreffenden Note schneller läuft als bei den restlichen Noten! Alle Parameter des ISE-NIN lassen sich selbstverständlich über MIDI ansteuern. Was auch als bemerkenswerter Vorteil gegenüber dem Jupiter-8 erwähnt werden sollte, sind die zwei Arpeggio-Hold-Modi (leider auch nicht direkt, sondern nur über eine Tastenkombination zu erreichen). So gibt es neben dem klassischen Hold noch den Modus „Modern“. Beim klassischen Hold bestand das Problem bei Arpeggien, dass auch die Noten gehalten wurden, so dass der Arpeggiator über Hold nur dann nutzbar war, wenn man kurze Release Zeiten in der VCA Hüllkurve eingestellt hatte. Beim Modus „Modern“ wird wirklich nur der Arpeggiator gehalten. Mit übernommen wurde leider auch die fehlende Quantisierung des Arpeggiators. Während beim Juno-6/60 Akkordwechsel beim Arpeggiator immer in Time klingen, muss man beim Jupiter-8 genau zählen, um den Arp bei Akkordwechseln nicht aus den Tritt zu bekommen. Das wurde auch beim ISE-NIN übernommen.

Black Corporation ISE-NIN Synthesizer rechtes Panel

Der Klang des ISE-NIN Synthesizers

Wie wir bisher festgestellt haben, weist der ISE-NIN trotz der gegenüber dem Vorbild vorliegenden Abstriche bei Bedienung, Anschlüssen und Komfort doch einige sinnvolle Neuerungen auf, die dem Jupiter-8 vorenthalten waren. Neben MIDI sind dies vor allem Velocity und (Poly-) Aftertouch. Während der Jupiter-8 nur 64 Presets und 8 Combis speichern konnte, gibt es im ISE-NIN insgesamt 256 Speicherplätze, genauer je 128 auf zwei Bänken. Ferner sind auf dem ISE-NIN zwei nicht überschreibbare Bänke mit je 128 Sounds und noch eine Bank mit den originalen 64 Factory-Presets gespeichert. Unter den neu designten Bänken gibt es viel zu entdecken und ich habe Sounds gefunden, die ich dem Jupiter-8 überhaupt nicht zugetraut habe. Die Presets klingen auch ziemlich modern und recht untypisch für einen Vintage-Synthesizer. 

Der ISE-NIN im Soundvergleich zum Roland Jupiter-8

Ich sag es direkt: An die enorme Klangdichte und Wärme des JP-8 kommt der ISE-NIN nicht ganz heran. Das Vorbild ist zwar unverkennbar und einige Sounds lassen sich wirklich eins zu eins ununterscheidbar nachbilden. Das sind dann eher stakkatoartige Sounds, Effektsounds und weniger basslastige Klänge. Kommt man aber zu den klassischen JP-8 Strings und Pads, tiefen Bässen und selbst einfachen Bläser-Sounds, merkt man doch deutlich, dass dem ISE-NIN einfach die Tiefe und Breite des Jupiter-8 fehlt. Manche umschreiben dies mit Low-End oder in Bezug auf den ISE-NIN eher dünn. Das klingt jetzt hart und relativ betrachtet ist das kein vernichtendes Urteil, denn nimmt man nur mal einen breiten Sägezahn-Streicher-Sound ohne Resonanz mit weit geöffnetem Filter, so fehlt dem ISE-NIN untenrum richtig Druck. Das hört man sofort. Sobald man aber beim Jupiter-8 eine Nuance Hochpassfilter dazumischt, sind die Sounds aber kaum noch zu unterscheiden. Die Regelerwege sind auch nicht eins zu eins auf meinen 12 Bit Jupiter-8 übertragbar, was vielleicht an dessen Kalibrierung liegt. Bei meinem JP-8 ging das Filter noch weiter auf, die PWM ging noch enger, um noch nasalere Sounds zu erzeugen, um nur mal zwei Beispiele zu nennen. 

Aufgefallen ist mir aber in diesem Zusammenhang, dass die Resonanz beim Jupiter-8 begrenzt ist, Selbstoszillation ist kaum möglich, während beim ISE-NIN dies wiederum realisierbar ist. Im Grunde genommen müsste man beim Jupiter-8 die Kalibrierungseinstellungen ändern, um hier einzugreifen.

Ein klarer Vorteil des ISE-NIN ist allerdings die Auflösung der Parameter, insbesondere des Tiefpassfilters, das beim Original hörbare Stufen aufweist, was beim modernen Klon nicht der Fall ist.

Black Corporation ISE-NIN vs Jupiter-8

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Fazit

Der ISE-NIN kostet beim Musikhaus Thomann über 5.000,- Euro. Das ist ein stolzer Preis, der sich aber relativiert, wenn man bedenkt, dass ein funktionierender Jupiter-8 auf dem Gebrauchtmarkt kaum noch unter 20.000,- Euro zu ergattern ist. Allerdings ist dies ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Der Jupiter-8 ist nicht nur wegen seines Klangs so wertvoll, sondern auch wegen seines extrem guten Bedienkonzepts, der enormen Wertigkeit, der beispiellos guten Bauqualität und vor allem wegen seines Kultstatus. Der ISE-NIN reproduziert dessen Sound überwiegend gut, aber eben auch nicht perfekt. Er ersetzt keinen Jupiter-8, sondern er bringt in sehr guter Qualität dessen annähernden Sound, jedenfalls dessen Charakter. Wer dies sucht, zumal der etwas dünnere Klang im Mix viel besser unterzubringen ist, der wird mit dem ISE-NIN vermutlich glücklich. Derzeit gibt es an Hardware nur die digitalen Nachbauten von Roland, wie System-8 und Jupiter-X.

Meiner Meinung nach ist aber dieser Synthesizer für die abgelieferte eher durchschnittliche Verarbeitungsqualität, für den verbesserungswürdigen Bedienkomfort und die eher spartanische Ausstattung überteuert. Wenn man bedenkt, was man hier für rund 1.700,- Euro als Rack-Synthesizer bekommt, wie etwa der GS Music e7, den ich hier kürzlich getestet habe, so stellt sich mir hier dann doch die Frage, ob dieser Preis wirklich angemessen ist. Für diesen Preis hätte ich einen vollwertigen Synthesizer mit Polyaftertouch-Keyboard von Fatar à la Super Gemini oder Waldorf Quantum erwartet, dazu ein breites und flexibles Anschlussfeld und großzügig gestaltete Bedienelemente, wie sie im Super Gemini zu finden sind, der sich ja deutlich diesbezüglich an die Jupiter Familie orientiert hat. UDO ging hier mit vollkommen gerechtfertigten 4.000,- Euro an den Start. Warum ist das nicht bei Black Corporation möglich?

Alles in allem blieb ich mit dem Synthesizer etwas unzufrieden zurück. Das nervige Bedienkonzept mit dem Minidisplay und Minitasten hat mir das Soundprogrammieren und Speichern vergrault. Nochmal: Der Klang ist klasse, auch wenn er nicht ganz den des Originals trifft. Aber für den aufgerufenen Preis kann man definitiv mehr erwarten und leider wurde hier die Chance vertan, einen würdigen Nachbau des Jupiter-8 abzuliefern, worauf die Fans seit Jahren sehnsüchtig warten. Vermutlich wird erst Behringer mit dem angekündigten JT-8 das liefern, was die Synthesizer Gemeinde erwartet.

Plus

  • sehr guter, druckvoller Sound
  • Funktionsumfang des Jupiter-8 um tolle Modulationsmatrix mit Velocity und Polyaftertouch sinnvoll erweitert
  • schnörkelloser analoger Signalweg und Originalnachbau der Schaltkreise in SMD-Technik

Minus

  • fehlende CV- und Triggeranschlüsse
  • nur zwei analoge Ausgangsbuchsen
  • Verarbeitungsqualität wirkt nicht sonderlich langlebig
  • Breite und Wärme des Jupiter-8 erreicht er leider nicht

Preis

  • 5.190,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    DasIch&DerEr

    @Obie69 klasse Bericht!

    Für mich sind schlecht lesbare Mini-Displays schon fast ein NoGo. Mag, wenn man nur mal 30 Minuten am Synth arbeitet ja noch akzeptabel, aber wenn man mal ein paar Stunden am Instrument dran ist, verleidet eine schlechte Ergonomie alles.

    Den Preis finde ich zu happig. – auch für einen kleinen Hersteller.

  2. Profilbild
    exitLaub

    Ich finde, da ist jedes oldschool 2×16 Zeichen Display überlegen.

    Leider kann ich aus den (guten!) Soundbeispielen (und auch anderen z.B. auf YT) nichts heraushören, was den Preis für mich irgendwie rechtfertigen könnte.

    Für mich ist der auch eine leichte Themaverfehlung. So wirklich einzigartig ist der Sound eines Jupiter 8 nicht unbedingt. Er ist hochwertig, aber erst die Kombination mit der Bauqualität und der Bedienung des Originals macht ihn zu einem tollen Allround- und Performancesynth. Getroffen wure hier leider recht wenig von all dem.

  3. Profilbild
    Tom Herwig

    Vielen Dank für Deinen Test. Als ich den Artikel gelesen habe, dachte ich, es geht hier um einen Synth, der 1000€ – 1500€-Klasse. Aber 5 Riesen! Wow! Dafür sind die Makel viel zu groß. Da gibt es nun einige viel flexiblere und gut klingende Alternativen. Wenn auch meist VA.
    Ne sorry, das Ding ist für das Gebotene viel zu teuer!

  4. Profilbild
    Man in black

    Solche Preise für Elektronik in der heutigen Zeit sind doch nur krank, vom original Jupiter um 20.000€ (den heute auch keiner mehr braucht, Kult hin, Kult her) rede ich erst gar nicht!
    Das Klientel was sich dieses Teil ordert wird daher wohl auch sehr überschaubar bleiben und das Gerät schnell im Nirvana der ganzen „Innovationen“ versinken!
    Im Endeffekt landet doch alles früher (Jupiter8) oder später (all die Neuheiten) nur auf der Müllkippe und um 5000€ für einen Jupiter Klon und 20.000€ für einen originalen Jupiter wüßte ich mein Geld nachhaltiger und wertiger zu investieren, denn Wertanlagen sind Synthesizer (Elektronik) mit Sicherheit keine😉!

    • Profilbild
      chardt AHU

      @Man in black Dinge, die Du nicht weißt:
      – Wenn das große Studio einen Sound vom Jupiter 8 auf dem nächsten Taylor-Swift-Hit verwendet, dann hat sich der Anschaffungspreis evtl. schon gelohnt. Oder wenn Hans Zimmer beim nächsten Soundtrack auf seinen MKS-80s *den* Sound schnell aufrufen kann. Kurz: Irgendwo jenseits unseres Gehaltshorizontes kann sich so ein Teil durchaus lohnen.
      – Solange dank genug Nachfrage und sinkendem Angebot die Preise eher steigen als sinken, ist so ein Vintage-Synthesizer tatsächlich auch eine Wertanlage – und nicht jedem Investmentbanker ist es dann noch wichtig, wieviele Stimmen funktionieren ;)

      • Profilbild
        Flowwater AHU

        @chardt Das richtige Stichwort ist natürlich »Gehaltshorizont«. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es mächtig Eindruck auf Filmproduzenten und Regisseure macht, wenn da so ein »Jupiter-8«-Schlachtschiff herum steht (gut, beim »MKS-80« vielleicht eher weniger). Und als Produzent vom Schlage eines Hans Zimmer nimmt man dann einfach das, von dem man weiß, dass es passt. Auch bei »normalen« Musikproduktionen fühlt sich ein »Star« sicherlich gebauchpinselt, wenn da richtig teure Hardware zum Einsatz kommt. Wenn dann die Performance besser ist, weil der Star weiß, dass alle anderen ihm/ihr vertrauen … alles bestens.

        Für mich ist das … äh … vorsichtig formuliert … eher nix. Vom Klang ganz zu schweigen … Begründung: siehe unten. 🙂

  5. Profilbild
    chardt AHU

    Ist der Synthesizer das Geld wert?

    Die eine Perspektive: Ja klar, ist ein kleiner Hersteller, hat kleine Stückzahlen und hohe Entwicklungskosten, da kommt dann eben – zu Recht! – pro Stück ein satter Preis raus. Also wirklich keine „Abzocke“ oder so, die *Kosten* rechtfertigen den Preis.

    Die andere Perspektive: Verarbeitung so lala, Anschlüsse so lala, Klang „nahe dran“ – also das Jupiter 8-SW-Modell von Roland (JP-08, System 8, ZEN) ist auch „nahe dran“ und bietet insgesamt mehr fürs Geld. Und wenn es nicht exakt der Roland-Sound sein muss, dann würde ich einfach mal ins Land der Propheten schauen. Kurz: Der *Nutzen* rechtfertigt den Preis eher *nicht*.

  6. Profilbild
    Flowwater AHU

    Toller Testbericht. Hier hat offenbar jemand geschrieben, der nicht nur die Originale sehr gut kennt sondern und auch ansonsten durch die Lupe auf’s Design geschaut hat. Vielen lieben Dank dafür.

    Für mich ist der Synthesizer (erst einmal) nichts. »Kijimi«: durchaus, »Deckard’s Dream«: ja, ja, ja, ich, ich, ich (bin aber mit dem »CS-80 V« von Arturia durchaus sehr glücklich). Der hier … hmmm! Bei mir verhält es sich ähnlich wie mit anderen Klassikern: »Prophet 5«, »MiniMoog«, »Oberheim OB-Xa« (und Verwandte) … alles großartige Synthesizer; kein Zweifel, keine Frage. Aber ich ganz privat finde den Sound dieser Geräte für mich völlig ausgelutscht. Zumal sich meine Musik mal so ganz grob im Ambient-Lager verorten lässt. Und da muss ich nun wirklich keinen Jupiter-8 als wie auch immer geartete Hardware einsetzen.

    Der letzte Zweifel wurde beseitigt, als ich ein Video von Martin Stürtzer gesehen habe, in dem er den »ISE-NIN« im Einsatz hatte (17.10.23). Für mich erschließt sich der Vorteil des Geräts nicht, wenn man wenige Zentimeter daneben einen »Prophet-10«, einen »OB-6« und im Rack einen »Juno-106«, einen »Virus«, einen »M« und einen »Iridium« zur Verfügung hat (von dem »Xpander« ganz zu schweigen, besitzt er den eigentlich noch?). Das ist ein Ambient-Eldorado. Er hat den »ISE-NIN«, glaube ich, auch wieder zurück geschickt.

    • Profilbild
      chardt AHU

      @Flowwater Ich bin da zum Glück einfach gestrickt: Ich denke an Klänge im Zusammenhang mit musikalischen Funktionen und Vorbildern, wobei die Ähnlichkeit zum Vorbild nur soweit wichtig ist, dass die Funktion erfüllt wird. Beispiel Lead-Synthesizer: Als Fan u.a. von Manfred Mann möchte ich dafür einen richtig „dicken“ Sound, so wie ihn MM aus seinem Minimoog holt. Es muss nicht exakt ein Minimoog sein, aber kräftig genug für die „Funktion“ muss er sein. Das tat mein Crumar Spirit (der mir jetzt aber zu unhandlich ist), etwas in Richtung Pro One würde wohl auch gehen, und jetzt ist es ein Model D geworden – passt :)
      Dazu brauch ich einen analogen polyphonen für den Streicher-Kuschelteppich. Das könnte der Jupiter 8 oder der ISE-NIN natürlich auch, die sind aber jenseits meines Gehaltshorizonts. Also nehme ich den Minilogue, mache mal eben einen String-Sound (die Presets sind alle weit von meinem Geschmack entfernt) und lege den im Panorama auf links. Dazu der Pro-800, hier ist ein passendes Preset bereits an Bord, im Panorama nach rechts, und gut ist *schwelg*

  7. Profilbild
    Tyrell RED

    Der Preis ist jenseits von Gut und Böse. Deckards Dream hat seinerzeit genau 1.000,-€ weniger gekostet. Damals stand Black Corporation am Anfang, hatte nur ein Produkt und keine ganze Serie an Produkten. Außerdem gab es 2019 kaum Analog-Polyphone-Wettbewerber. Das hatte den hhen preis relativiert. Das sieht aber heute ganz anders aus. Bekäme man für diesen Preis wenigstens ein hochwertiges und gut verarbeitetes Keyboard mit einem identischen Sound…. aber so? Ich kann nur den Kopf schütteln.

    • Profilbild
      Loom9-Studio

      @Tyrell Mittlerweile kostet der Deckards-Dream auch fast so viel. Was bei BC mit den Preisen passiert ist kann ich mir nicht erklären. Keine Ahnung ob man sich verkalkuliert hat, nur einnehmen will oder was auch immer. Für den Ottonormalo ist das eine schlechte Entwicklung.
      Ich jedenfalls bin mit meinem ISE-NIN sehr zufrieden und habe auch keinerlei Probleme bei der Bedienung. Allerdings ist meiner einer der DIY-Varianten gewesen und die Ausgaben beliefen sich auf die Hälfte des heute aufgerufenen Preises.

  8. Profilbild
    Filterpad AHU

    Man denkt oft, Amazona ist ausschließlich jedem Synthesizer positiv geneigt. Aber das hier ist ein sehr ehrlicher und schonungsloser Test. Weiteres dachte ich immer, U.D.O ist garantiert maßlos überteuert! Aber nach diesem Test, wie schon vom Autor erwähnt, relativiert sich das wieder. Für mich ist ein Desktop-Modul eh nichts. Aber mit Tastatur würde ich mir diesen definitiv genauer anschauen. Abgesehen von den erwähnten Punkten finde ich den wirklich nicht schlecht. Optik und Sound überzeugen!

  9. Profilbild
    Kama

    Leider klingt keiner, der BC Klone wie sein Original. Nicht mal sehr nahe dran.
    Wie auch? Alleine die popeligen Faderwege schließen das aus.
    Der Deckard ist so meilenweit von meinem CS 80 entfernt, dass man nie auf die Idee käme den „Klon“ zu nennen.
    Eine gewisse Leutsverarsche will ich da nicht ausschließen.
    BC sitzt in JP.
    Das ist demnach auch zu weit weg, um mal eben hinzufahren und die Fackeln und Dreschschlegel auszupacken.

    Habe da ne andere Erwartungshaltung.

  10. Profilbild
    PaulusS

    Ist wahrscheinlich nicht gerade günstig, so eine komplexe Elektronik zu entwickeln.
    Deshalb Hut ab, wer sich an ein solches Mammut-Projekt herantraut!

    Für mich persönlich kommen da aber auch andere Instrumente in Betracht. Das ist eher etwas für die Roland-Fans. Diesen Sound kenne mit meinen 46 Jahren nun schon gut genug und deshalb bin ich auch offen für Neues. Für das Geld würde ich mir lieber einen komplexen C-15 kaufen. Das ist aber nur mein persönlicher Taste!

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