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Interview: Andreas Rieke alias And.Ypsilon, Teil 1

(ID: 129269)

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Aus Deinem Kinderzimmer wurde ein kleines Studio.

And.Ypsilon:
Ja. Heute würde man sagen Nerd, wobei ich mich nicht so sehe, eigentlich. Aber faktisch schon (lacht). Ich habe natürlich auch andere Seiten, und die hatte ich damals auch. Nur waren diese halt nicht Fußball.
Nach und nach wuchs mein kleines Studio, es waren immer irgendwelche Investitionen zu tätigen: neue Lautsprecher, ein zweites Tapedeck, ein Federhall.

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Wie kam es zur Gründung Eurer Band?

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And.Ypsilon:
Ich habe zuerst Smudo über meine Mutter kennengelernt, die mit seiner Mutter befreundet war. Die hatte mich mal zu ihm mitgenommen, das war zu einer Zeit, als ich gerade meinen ersten Computer als Bausatz zusammengelötet hatte und gerade frisch Programmieren gelernt hatte. Und Smudo hatte zu dem Zeitpunkt auch mit Programmieren angefangen. Zwei Tage später war er auf meinem Stand. Wir haben uns ganz schnell synchronisiert. Zuerst war Computer unsere Verbindung. Dann kam Smudo mit der Hiphop Musik an, die zu unserer zweiten Verbindung wurde. Ab da waren wir beide The Terminal Team und haben unsere ersten drei Konzerte gemacht. Es gab auch eine Zeit, da waren wir bereits zu viert und hießen immer noch The Terminal Team. Da haben wir halt noch englische Lyrics gehabt. Mit der Entscheidung, nur noch deutsche Lyrics zu haben, gaben wir uns einen deutschen Namen: Die Fantastischen Vier.
Das erste Konzert unter dem neuen Namen war 1989. Wir sehen dieses Datum als unsere Geburtsstunde an.

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Wie kamen Michi und Thomas dazu?

And.Ypsilon:
Thomas hat Smudo in der Zockhalle in Gerlingen kennengelernt. Zocken ist deren gemeinsames Hobby. Smudo hat ihm vorgespielt, was wir so machen. Und Thomas dachte so, “Ja mal rappen ist lustig!” Der hat lustigerweise gedacht, rappen könne ja jeder. Gott sei Dank hat er das gedacht. Er hatte keinen Zweifel, dass er das könnte, denn eigentlich wollte er singen. Da wusste er: Das ist nicht so einfach. Thomas hat Saxophon gelernt als Instrument. Hat er aber ab dem Rappen nicht mehr gemacht. Es gab dann auch einen Punkt, als Thomas dachte, es sei nicht mehr sein Ding und wollte aussteigen, weil er ja eigentlich singen wollte. Das hab ich ihm dann ausgeredet. Ein denkwürdiger Moment, dass ich ihn da geschickt manipuliert hab.
Thomas und ich haben zusammen Michi kennengelernt, weil er die Hiphop Party Nr. 2 im Jugendhaus im Degerloch (einem Stadtteil von Stuttgart) veranstaltet hat. Wir haben das Plakat gesehen und sind fast in Ohnmacht gefallen. Wir wussten gar nicht, dass es das gibt. Die Situation war ja so, dass wir im direkten Bekanntenkreis keine Leute kannten, die auch Hiphop hörten und die mit Rapmusik irgendwas anfangen konnten. Das waren immer nur wir. Bei Thomas war das auch so. Er kam ja auch nicht aus dem Hiphop Umfeld, weil es das Hiphop Umfeld in dieser Dimension noch gar nicht gab. Da war es einfach sehr spektakulär, dass Michi die Hiphop Party Nummer 2 veranstaltete. Da mussten wir hingehen. Und da lag einer auf der Bühne, hat gerappt, während sein Kumpel ihm Bier in den Mund gießt. Gleichzeitig! Und er hat trotzdem weiter gerappt. Sturz besoffen. Das hat uns sehr beeindruckt. Und dachten: Der Typ hat’s irre drauf! Das war Michi Beck.
Sein konzeptioneller Beitrag zu unserer Musik war sehr groß, weil er sich als DJ am besten mit Samples und Old School R’n’B Musik auskannte. Ohne Michis Expertise hätten wir den Schritt in die Loop-Sampling-Ära der Hiphop Musik nicht gehen können.

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Forum
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    AMAZONA Archiv

    Geschichten die das Leben schreibt…Sehr interessante Story. Danke.

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    Joghurt AHU

    Ach, das waren noch Zeiten. Ich erinnere mich an ein RUN DMC-Konzert in Berlin, ganz zu Beginn der 90er-Jahre. Da waren die Jungs deren Vorband – ich fand sie deutlich besser als den Hauptakt.

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    TobyB RED

    Klasse Interview :-) Ich finds interessant und inspirierend zu sehen, wie viel man aus wenig machen kann :-) Klasse (Y)

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    AMAZONA Archiv

    Ich höre Fanta 4 seit „Jetzt gehts ab“ und halte diese Scheibe nach wie vor für eine der besten Fanta-Alben neben „Die vierte Dimension“ und „Lauschgift“. Ich hatte mich immer gewundert wer sowas produziert weil es sehr eigen war aber immer einen etablierten Mastermind im Hintergrund vermutet. Falsch gelegen! So kann es gehen wenn alles passt und ich nehme mal bewusst das Wort Schicksal in den Mund. Da ich nun selber Papa bin, sehe ich mal wieder wie (teils nerdige) Interessen zu echten Pionierleistungen führen können. Wie standen denn deine Eltern zu deinen Interessen? ;) Diese Programmierleistung selber zu entwickeln war selbst mit der damaligen Standardlektüre „Happy Computer“ schon eine echte Leistung. Die Hard/Software/Musiker als ein Instrument zu verstehen die Gedanken in Minuten zu Klängen und Beats formen können, das ist worum es geht. Schade das du nicht bei Logic/Steinberg angeheuert hast. Musiksoftware sähe heute anders aus, jede Wette! Die Musik/Welt vom Kern als ganzes verstehen und nicht auf der Oberfläche schwimmen und konsumieren. Danke das es das noch gibt. Ich ziehe jetzt eine schneise durch die Scheisse und verweis im Kreis auf die Beweise!

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    Filterspiel AHU

    Im Andreas einen der (sicherlich) wenigen Kollegen zu finde, die den C64 in Assembler programmiert haben, war auf jeden Fall eine Überraschung. Ich habe das immer sehr gezielt eingesetzt, also nur die zeitkritischen Teile in Assember und so Sachen wie Laufwerk öffnen und Daten dumpen in Basic gelassen, das war schnell genug und in ein paar Sekunden geschrieben. Coole Info auf jeden Fall!

  6. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Über den Produzenten der F4, und seine Kompetenzen, zu lesen ist sehr interessant! GI´s prägten selbst erlebt das musikalische Bild des damaligen Undergrounds. Funk & Soul, Hip Hop , Rap und folgend Elektro, teilweise extrem von Kraftwerk inspiriert, waren u.a. auch der Soundtrack meiner Jugend. Der erste erworbene Atari mit Cubase die Offenbarung! Der damalige Durchbruchtrack mit „Die Da“, war persönlichen Geschmack folgend eher eine Lachnummer.

  7. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Richtig fettes Interview, mit sehr interessantem Einblick in die Anfangstage! Für mich sind solche Interviews meist viel interessanter, als die wo es nur um das aktuell verwendete Equipment geht. Denn in den Anfangstagen, haben ja die allerwenigsten meist alles was sie brauchen. Dann zu lesen, wie solche Leute improvisiert haben, oder welche Lösungsmöglichkeiten sie gefunden haben (die eventuell später sogar zu einem Markenzeichen geworden sind), ist oft auch ziemlich inspirierend! Auf den Fotos kann man übrigens sehr gut sehen: Andy hat’n dicken Pulli an, mann ;)

  8. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Super interessanter Betrag. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.

  9. Profilbild
    Stephan Merk RED

    Mir wird beim Lesen wieder mal bewusst, wie überladen die heutige Technik ist. So ein Sequenzer, der einfach und für mich übersichtlich ist, sah ich im Voyetra Sequencer Plus. Das bietet mir aktuell keines meiner Software an. Und das geht bei mir zumindest deutlich zu Lasten der Kreativität. Wenn ich schon eine halbe Stunde ein Sample aus der 5 GB und größeren Library der MPC suche, habe ich schon keine Lust mehr und mache was anderes. Als ich Mitte der 80er meinen DDM-110 von Korg hatte, konnte ich mich mit dem Teil ganze Wochen am Stück beschäftigen.

  10. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Genau! Alles überladener Kommerzscheiss der alles macht nur keinen Spass. Aus dem Beitrag inspiriert habe ich gestern Cubase SX3.1 wieder installiert und seitdem richtig Spass. Seit Cubase 4 habe ich irgendwie die Lust verloren und alleine der Waldorf A1 mit seinen FM-Leads machen so richtig Laune. Mein Profire2626 mit Windows 10 läuft übrigens super unter SX3.1.
    Wenn es so weiter läuft tausche ich gerne mein 8.0 Dongle gegen eine SX3.1-Lizenz! Alleine das kontrastreiche Raster im Midi-Editor habe ich trotz allerlei Spielereien nie mehr so hingekriegt. Wäre jetzt noch die Toolbar aus Cubase VST da….. Und es bootet wie sau innerhalb von Sekunden. Bei 8.5 kann ich dabei Kaffee trinken. :)

  11. Profilbild
    micromoog AHU

    Super! Da kann man so richtig mitfühlen.

    Wie von einem anderen Stern muss unsere Combo (Keys/Dr/Git/Voc) rübergekommen sein als wir 1988 mit Atari St und Creator mangels 2. Keyboarder und Bassist die Bühnen „stürmten“.
    Die Zeit war außerhalb der EM noch nicht reif für Computer in der Live-Performance.

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