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Test: Metric Halo Production Bundle v4, Plug-in-Bundle für die DAW

Langlebige und verlässliche Software

12. Juli 2024
metric halo production bundle test plug in bundle

Metric Halo Production Bundle v4, Plug-in-Bundle

Das Metric Halo Production Bundle v4 ist eine Sammlung von 10 Plug-ins für MacOS und Windows, mit der sich der gesamte Alltag eines Mixing- und Mastering-Vorgangs im Tonstudio bestreiten lässt. Metric Halo aus Florida, USA sind seit 2002 am Audiointerface-Markt aktiv, software-seitig schon länger. Und das mit nur vier Produkten. Das erste Interface der Firma, das Metric Halo 2882 mobile I/O, wurde im Jahr 2002 vorgestellt und erfährt immer noch eine umfassende Produktpflege, um aktuell zu bleiben. Im Übrigen sind sämtliche Plug-ins des Production Bundle v4 wie auch die Kollaborations-Plug-ins von Make Believe (Sontec und GoodMath) in der nachrüstbaren 3d-DSP-Karte der Metric Halo-Interfaces integriert. MIO ist im übrigen der Name der DSP-Konsole in den Audiointerfaces. AMAZONA.de bietet hierzu auch einen umfassenden Testbericht zum Metric Halo 2882 3d.

Das erste Plug-in von Metric Halo, der Channel Strip, erblickte im Jahr 1998 als DSP-Plug-in für Pro Tools TDM das Licht der Welt und wurde seither gepflegt und ist nun in Version 4 verfügbar, inklusive rückwirkendender Session-Kompatibilität zu Version 1. Damit gehören Metric Halo nicht nur bei Hardware zu der Sorte von Firmen mit ausgedehntem Langzeit-Support, die sich an einer Hand abzählen lassen, sondern auch bei Software und reiht sich mühelos in die Reihen von Soundtoys oder Eventide ein – oder umgekehrt.

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Inbetriebnahme des Metric Halo Plug-in-Bundles

Das Metric Halo Production Bundle v4 benötigt mindestens Mac OS X 10.10 und einen Mac mit Intel Prozessor bzw. Apple Silicon oder einen Intel Rechner mit Windows 7, 64 Bit.

An Plug-in-Formaten werden AU, VST 2 & VST3 (neu!), AAX (Pro Tools 11 und Native oder neuer) für eine 64 Bit DAW angeboten.

Das Bundle wird über das iLok-Konto lizenziert und erlaubt zwei Aktivierungen. Dabei wird der iLok-Dongle ab Version V2, Machine Activation und iLok Cloud unterstützt. Beim Erwerb des Bundles wird nur eine Lizenz für alle Plug-ins benötigt. Ansonsten gibt es beim Einzelkauf für jedes Plug-in eine eigene Lizenz.

Das v4-Bundle-Upgrade kostet 99,- USD (ca. 95,- Euro) für alle die das V3-Bundle vor dem Jahr 2023 gekauft haben. Für diejenigen, die das v3-Bundle während oder nach 2023 gekauft haben, ist das Upgrade kostenlos. Der Upgrade-Preis für Einzel-Plug-ins beträgt 39,- USD (ca. 36,- Euro). Das Upgrade überschreibt dabei nicht die alte(n) v2/ v3 Lizenz(en), sondern kommt als neue Lizenz dazu, so dass die alte Software bei Bedarf weitergenutzt werden kann. Auch die alten Installationspakete bleiben auf der Metric Halo Website verfügbar.

Metric Halo Production Bundle v4 – was ist neu?

Neben zwei neuen Plug-ins ist die offensichtlichste Neuerung wohl die VST 3-Unterstützung inklusive Side-Chain und nativer Kompatibilität für Apple Silicon Macs. Dann wurde die Bedienoberfläche zwischen 80 % und 250 % in 10er-Schritten skalierbar gemacht, was für 4K-Bildschirme ein Segen ist. Leider wird der Preset-Browser nicht ebenso skaliert.

Über das Metric Halo-Logo in der Kopfzeile ist nun eine großzügige Individualisierung der Oberfläche möglich. Dort befindet sich auch ein Direkt-Link zum aktuellen Online-PDF-Handbuch, dem Support-Forum und der Metric Halo-Website.

Hinzugekommen sind auch eine A/B-Umblendung für Parametersets, ein Undo/Redo sowie das Kopieren und Einfügen von Parametereinstellungen zwischen Plug-in-Instanzen. Die AAX-Versionen unterstützen nun den EQ und Dynamik Graph in Pro Tools.

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Außerdem wurde das kosten- und kopierschutzfreie subharmonische Synthesizer-Plug-in Thumb ebenfalls auf den Stand von v4 gebracht, also u. a. mit VST3-Unterstützung und Skalierbarkeit. Es muss hierfür lediglich eine E-Mail-Adresse angegeben werden.

Metric Halo Channelstrip 4

MH Channel Strip 4

MH Channel Strip 4

Der Channelstrip bietet einen Invers-Taster, Gate/Expander, Kompressor, 6-Band-EQ und Limiter. Die Reihenfolge kann mit dem Post-EQ-Taster im Kompressor entsprechend vertauscht werden.

Das Gate bietet Gain, Threshold, Attack und Release, aber keine Hysteresis. Dafür ist die intern/extern schaltbare Side-Chain sehr üppig ausgefallen und hält neben einem Hoch-, Tief- und Bandpass und bzw. Shelf-EQ auch einen parametrischen 1-Band-EQ bis +/-24 dB bereit und zudem noch eine Side-Chain-Abhöre.

Zu bemerken ist hier, dass der EQ nicht-entzerrte/unsymmetrische Filterantwortkurven hat, wie alle Metric Halo-Plug-ins. D. h. je näher die EQ-Frequenz an die Nyquist-Grenze kommt, desto mehr wird die parametrische EQ-Glockenform auf der rechten Seite, zur 20 kHz-Obergrenze hin, zusammengedrückt („cramped EQ curve“), zumindest bei 44,1/48 kHz. Bei höheren Sample-Rates nicht. Das ist nichts grundlegend Schlechtes, sondern die Mathematik dahinter. Man muss es aber wissen, weil das Verhalten am oberen Ende des Frequenzbandes offensichtlich anders arbeitet bzw. klingt, als bei den inzwischen häufiger anzutreffenden entzerrten/symmetrischen parametrischen EQs.

MH Channel Strip 4 Cramped Curve 48k

MH Channel Strip 4 Cramped Curve 48k

Deren symmetrische Glockenform bleibt durch das interne Oversampling auch bei 20 kHz erhalten und bildet das Verhalten von Hardware-EQs nach. Oversampling kann aber auch zu neuen Problemen führen, wie neue und/oder höhere Sample-Peaks, Gibbs-Effekt etc. – und vor allem Latenzen, was im Live-Betrieb tödlich sein kann. Da die Metric-Halo Plug-ins als DSP-Effekte für den Live-Betrieb ausgelegt sind und die nativen Version mit diesen identisch sind, wird schnell klar, warum sie so sind wie sie sind.

MH Channel Strip 4 symmetrical 96k

MH Channel Strip 4 symmetrical 96k

Es gibt allerdings Wege damit umzugehen: Don’t Cramp My EQ Style

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Und noch ein kleiner Fun-Fact am Rande: EQing erzeugt keine Phasenverschiebung, sondern umgekehrt, Phasenverschiebung ermöglicht EQing.

EQ doesn’t cause phase shift …

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Der Kompressor bietet neben Threshold, Ratio, Attack und Release-Parametern auch einen Auto-Gain-Regler, um verlorene Lautstärke des komprimierten Materials wieder aufzuholen, während O-Gain als statischer Trimmer arbeitet.

Das Soft-Knee bestimmt, wie drastisch der Kompressor anspringt, wenn die Threshold-Lautstärke überschritten wird und ist nur mit der Character-Einstellung „MIO“ aktiv.

MIO ist das exakte Verhalten des DSP-MIO-ChannelStrips in den Metric Halo Audiointerfaces und erzeugt seine Reduktion der Lautstärke direkt aus dem Erkennungverhalten für die Signallautstärke. Attack- und Release-Parameter kontrollieren dabei direkt das Messverhalten dieser Erkennungsschaltung.

Die anderen Kompressor-Modelle sind SMOOTH, gedacht fürs finale Mastering bzw. ohne drastisches Transientenverhalten, ähnlich einem optischen Kompressor (LA-2A), WARM (ist ein vielseitig einsetzbares Profil für transienten- und harmonkreiches Material und geringen Kompressionsartefakten) und schließlich FAST, das maximale, schnelle Transientenkontrolle zu Lasten von Tranparenz und Verzerrungsgrad bietet und auf Lautstärkeänderungen von 1 Sample-Länge anspringen kann.
Die Side-Chain hier ist funktional identisch mit der in der Gate-Sektion.

Der 6-Band-EQ bietet, wie die Side-Chain, Band-, Hoch- und Tiefpass und/bzw. Shelf und eine parametrische Option mit bis zu +/-24 dB.

Sämtliche EQ-Parameter können auch über die grafischen Displays bewerkstelligt werden, die sich auch ausblenden lassen.

Mit dem Delay-Regler lassen sich z. B. bei mikrofonierten Multiaufnahmen die Audiodaten um bis zu 255 Samples verschieben, um beispielsweise für Phasengleichheit zu sorgen.

Zuletzt gibt es den Limiter, der als Parameter nur die Threshold-Lautstärke zwischen 0 und -12 dBFS besitzt und automatisch die reduzierte Lautstärke wieder aufholt.

Die letzen beiden Parameter sitzen im Übrigen in der Signalkette hinter dem Regler für den Master-Gain. Channelstrip gehört zu den aufgeräumteren und umfassensten seiner Art, was sehr wohltuend ist.

Metric Halo Character 4

MH Character

MH Character

Das Saturierungs-Plug-in bietet 24 verschiedene Modelle, um gelangweiltem Audiomatieral mehr Biss oder Wärme zu geben. Während v3 hier nur Minimum Phase mit 8x Oversampling hatte, bietet das Metric Halo Production Bundle v4 nun auch 2x mit je Minimum-Phase oder Linear-Phase an sowie einen MIO-Modus ohne jegliches Oversampling.

Außerdem hat das Plug-in einen „Auto Drive“, das auf leisere Stellen mehr „Drive“ gibt als auf lautere und damit eine konsistenteres Saturierungsbild, aber auch eine offensichtlichere Effektbearbeitung erzeugt.

Metric Halo Dirty Delay 4

MH Dirty Delay

MH Dirty Delay

Der Effekt ist, zwar auf sauber und räumlich angelegt, aber die acht Saturierungseffekte mit den Charakteristika von „sanft“ bis „offensichtlich“ haben keine Sicherheitssperre gegen zu heftiges Feedback, das bei unvorsichtiger Handhabung gerne mal abhaut. Daher wohl das „Dirty“ im Namen.

Auch ist der Effekt tatsächlich ein Dual-Delay mit zwei unabhängigen Delay-Lines, die bis 5.000 Millisekunden oder in Taktmaßen bis 1/32tel inklusive Triolen und Punktierten verzögern können. Weitere Groove-Manipulation kann mit dem Offset-Parameter erreicht werden und es gibt auch einen Cross-Feed-Parameter mit dem die Kanäle übersprechen können.

Die zwei Filter am Ausgang beherrschen Hoch/Tiefpässe, Shelves und parametrische Anwendungen und beeinflussen beide Signale, auch wenn der Effektanteil für die Kanäle separat eingestellt werden kann.
Der winzige Link-Taster zum synchronen Bedienen beider Kanäle, der in der linken oberen Ecke der Bedienoberfläche versteckt ist, sollte aber deutlich prominenter platziert sein.

Ansonsten gibt sich MH Dirty Delay sehr kooperativ im Mix und verfeinert das Audiomaterial, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Metric Halo HaloVerb 4

 MH HaloVerb

MH HaloVerb

Der algorithmische Hallefekt bietet neben den Standardparametern RT60 (Hallzeit), Diffusion, Damping und Pre-Delay auch ein Hoch- und Tiefpassfilter, dessen Antwortkurve im Reverb Pre-Filter-Fenster angezeigt wird. Das ziemlich einzigartige „Revery Engery Time Curve“-Fenster zeigt die Auswirkungen aller Parametereinstellungen auf die Impulsantwort und vermittelt ein Bild der Hallfahne, die bis zu 7 Sekunden lang sein kann. Lerneffekt hoch 10.

Da HaloVerb zu allererst als DSP-Effekt für die Metric Halo Audiointerfaces das Licht der Welt erblickte, dürfte die Hauptanwendung von HaloVerb am ehesten bei Aufnahme-Sessions als latenzfreier Live-Effekt im Kopfhörermix der Musikers zu sehen sein. Von daher musste er damals vor allem schnell einstellbar sein und Extravanganzen waren unnötig. Unter diesem Aspekt ist der Klang auch nach über 20 Jahren noch konkurrenzfähig. Der Metric Halo-Hall verhält sich unaufgeregt und begnügt sich damit, die Klänge in einem organischen (kleinen) Raum zu platzieren, der sich nicht nach „Effekt“ anhört, ohne den Klangcharakter merklich zu beeinflussen. Vergleiche z. B. mit Liquid Sonics Tai Chi (Lite), einem führenden algorithmischen State-Of-The-Art Plug-in-Hall, offenbarten im Klang jedoch einige (handhabbare) Schwächen von HaloVerb.

HaloVerb wäre absolut nicht meine erste Wahl für große Hallräume oder gar Summenhall. Wo z. B. Tai Chi (Lite) selbst bei 100 % wet noch gut klingt, muss, um bei HaloVerb auf eine brauchbare 7 Sekunden Hallfahne zu kommen, mit einem Wet-Parameter von 20 % oder weniger gearbeitet werden und es muss wirklich gefrickelt werden, damit es brauchbar klingt. Die Stärke von HaloVerb liegt meines Erachtens bei kleineren Räumen unter 2 Sekunden und bei Wet-Einstellungen von kleiner als 70 % auf Einzelspuren. Hier finde ich es richtig gut und hier kann Haloverb mit moderneren Halleffekten durchaus noch konkurrieren.

Metric Halo Multiband Dynamics 4

MH Multiband Dynamics

MH Multiband Dynamics

Manche Probleme lassen sich nur mit „mehr“ lösen, in diesem Fall mehr Kompressionsbänder. Die drei Bänder sind identisch aufgebaut und können auch verlinkt und Solo geschaltet werden. Hervorzuheben sind hier nicht nur Auto-Gain und ein einstellbares Kompressionsverhältnis von 1,01 bis 1.000, sondern auch die grafischen Anzeigen, deren Algorithmen aus der Metric Halo SpectraFoo Metering-Software stammen.

Wenn ich mich für eine einzige Metering-Software entscheiden müsste, wäre das Metric Halo SpectraFoo. Eine flexiblere und bessere Software zur Signalanlyse ist mir noch nicht untergekommen, die Software hat allerdings (derzeit) zwei Nachteile: 1. Sie ist nur für Hardware-Messungen ausgelegt und 2. das Apple Silicon-Update lässt auf sich warten.

Aber um beim Thema zu bleiben: Man kann sich also darauf verlassen, dass die Anzeigen in Multiband Dynamics auch akustisch so stattfinden. Am Ausgang sitzt noch ein Limiter, damit man auch alles abgedeckt hat.

Multiband Dynamics ist auf Transparenz ausgelegt. Wer „Vibe“ möchte, sollte woanders suchen, was das Plug-in damit auch für die engere Auswahl für Mastering-Aufgaben qualifiziert. Das DSP-Plug-in ist bei mir im Übrigen beim Filmeansehen seit Jahren im Dauereinsatz, um die inzwischen oftmals überbordend bassorientierten, schrecklichen Tonabmischungen einiger Filme (Bsp: Christopher Nolan Interstellar!) unter Kontrolle zu halten.

Metric Halo Multiband Expander 4

MH Multiband Expander

MH Multiband Expander

Da der Expander eigentlich „nur“ Multiband Dynamics mit weniger Parametern darstellt, stellt sich die Frage, ob die Funktion nicht auch dort hätte integriert werden können. Expander dienen z. B. zur Rauschunterdrückung bzw. überhaupt, um den Lautstärkeabstand zwischen den Signalen über und unter dem Threshold zu vergrößern. Das kann hier in drei unabhängigen Frequenzbändern bewerkstelligt werden.

Metric Halo Precision De-Esser 4

MH Precision DeEsser

MH Precision DeEsser

Das Plug-in ist insgesamt recht rudimentär ausgelegt und arbeitet wie ein üblicher Kompressor mit einem einzelnen variablen Frequenzband, das im SpectraFoo-FFT angezeigt wird und präzise das Auffinden der Problemstellen ermöglicht.

Allerdings gibt es gerade in diesem Bereich schon länger deutlich fortgeschrittenere Plug-ins, die auch lautstärkeunabhängige S-, Zisch- und Plosivlaute etc. erkennen können. Als Einzel-Plug-in ist Precision De-Esser daher wahrscheinlich am unattraktivsten. Aber das Erkennen ist ja nur die halbe Miete. Was das Bearbeitungsergebnis angeht, kann das Plug-in immer noch mit Effizienz und Qualität überzeugen.

Metric Halo Transient Control 4

MH Transietn Control Auto Sensitivity

MH Transietn Control Auto Sensitivity

Dasselbe gilt im Prinzip auch für dieses Plug-in, das einen nicht mit Funktionen überfordert. Zwei Besonderheiten gibt es aber doch. Zum einen lassen sich die erweiterte Kontrolle zur Transientenhüllkurve über das UI-Symbol, neben dem Zoom-Faktor einblenden und zum anderen kann man über einen Sekundarklick auf das SpectraFoo-Display die automatische Lautstärkeerkennung zuschalten. Die „Auto-Sensitivity“ nimmt die durchschnittliche Lautstärke eines Tracks und passt die Sensibilität der Transientenerkennung verhältnismäßig an, unabhängig von der eigentlichen Lautstärke der Transienten. Das resultiert in einer größeren Zähmung der Transienten, aber auch einer höheren Erkennbarkeit der Effektbearbeitung.

Metric Halo Sonic EQ 4

MH Sonic EQ Special

MH Sonic EQ Special

Dieser parametrische EQ, der im Metric Halo Production Bundle v4 mit sechs Bändern, 64 Bit Berechnungstiefe und Filtern 8. Ordnung ausgestattet ist, hat eine ziemliche Geschichte zu erzählen. Entwickelt wurde er von Dr. James A. Moorer, dessen Namen auch unübersehbar auf der Bedienoberfläche zu finden ist, für das Sound Droid-Programm (1980-87) von George Lucas, beginnend mit „Star Wars – Das Imperium schlägt zurück“. Danach fand der EQ während der 1990er Dekade in der Mastering DAW SonicSystem von Sonic Solutions sein Zuhause, für die die Firma 1996 einen Emmy Award bekam. Schließlich wurde Metric Halo im Jahr 2007 damit betraut, den EQ für die Sonic Studio 30x-Interface umzusetzen. Viel „professioneller“ wird es nicht mehr, selbst wenn auch hier die Antwortkurven nicht-entzerrt sind und bei 20 kHz Schluss ist.

Das Besondere an MH Sonic EQ ist: Die EQ-Koeffzienten sind so ausgelegt, dass sie umliegendes Klangmaterial so wenig wie möglich beeinflussen und selbst drastische Einstellungen immer sauber und natürlich klingen. Durch die variablen Filter bis zur 8. Ordnung (Flankensteilheit) eignet sich der MH Sonic EQ für alle Aufgaben, von der breiten musikalischen Klangfärbung, über Mastering, bis zur forensischen Restaurierung. Dabei hilft auch hier wieder die SpectraFoo-Analyse.

Für Vinyl-Liebhaber bietet Sonic EQ sogar „Special“-Filter mit RIAA En- und Decodierung und Transferoption für „frühe“ digitale Formate.

4 Sonic EQ Pass-Ripple Parameter

Sonic EQ Pass Ripple-Parameter (max)

Der EQ biete alle Zwei-Flanken-Filtertypen, dabei ist besonders hervorzuheben, das ab der 2. Ordnung der „Pass Ripple“-Parameter aktiviert wird. Dieser bestimmt die Schwankung der Amplitude innerhalb des Frequenzbandes.

Für Bandpass und Bandstopp kommt noch der „Stop Ripple“-Parameter dazu, der den Ripple im Stop-Frequenzbandes beeinflusst.

Was das effektiv bedeutet ist, dass MH Sonic EQ auch Elliptic Filter, wie Butterworth- und Chebychev-Typ I und -II Filter beherrscht (nicht zu verwechseln mit „Elliptical Filter“ zur Kontrolle der tieffrequenten Stereobandbreite!). Ripple sind kein Fehler, sondern eine inhärente physikalische Gegebenheit, die auch in Hardware-EQs vorkommt. Alles, was zur Perfektion von MH Sonic EQ 4 fehlt, wäre nur noch eine Mid/Side-Option.

MH Sonic EQ -Filtertypen

MH Sonic EQ -Filtertypen

Metric Halo SuperGate 4

MH SuperGate

MH SuperGate

In diesem Plug-in dominieren die beiden Anzeigenfenster für die Signalanzeige und das Side-Chain-Filter. Dieses ist besonders umfassend und erlaubt die Kontrolle über die Attack- und Release-Lautstärkekurven und kann intern sowie extern getriggert werden. Hysteresis und Look-Ahead bis 10 Sekunden runden das Bild ab. Die Abhörkontrolle umfasst sogar das separate Isolieren des Signals bei Gate-Öffnung und Gate-Schließung.

Über Sekundarklicks in den beiden Displays können weitere Optionen wie Filterflankensteilheit bis 96 dB/Okt. oder die Länge der Anzeigenhistorie ausgewählt werden Wer das Handbuch liest, könnte meinen, Metric Halo verteilen hier eine gezielte Spitze gegen Sonibles smart:gate.

MH SuperGate

MH SuperGate

Das Problem, laut Metric Halo, bei „anderen“ Gate-Plug-in ist, dass diese in Continuous-Gain-Technik ausgelegt sind, also effektiv als Hüllkurvenverfolger arbeiten, was zu unerwünschten Modulations- und Aliasing-Effekten auch bei offenem Gate führen kann, die das Klangbild verschmieren. Es wird also auch das Audiomaterial beeinflusst, das einfach nur durchgelassen werden sollte.

MH SuperGate arbeitet nicht als Hüllkurvenverfolger bzw. mit dynamisch variablen Kompressor/Expander-Parametern. Stattdessen arbeitet es auf einer festen „Sample-auf-Sample“-Basis, um die Anstiegszeit, Dauer und Schließzeit des Gate-Vorgangs zu bestimmen. Wenn der Gate-Trigger ausgelöst wird, werden die Lautstärkevorgaben auf das Sample angewendet.

MH SuperGate Detector

MH SuperGate Detector

Die Lautstärkean- und -abstiegshüllkurven auf diese Weise zu realisieren, eliminiert sämtliche Artefakte sowie die Notwendigkeit von Lautstärkeinterpolation (Contious-Gain-Problem) bei offenem Gate und  daraus resultierenden Verschmierungen völlig. Das durchgelassene Audiomaterial wird in keiner Weise verändert. Das Ergebnis ist eine absolute Reproduzierbarkeit des Gating-Vorgangs, der nur noch besser mit manueller DAW-Automation zu machen wäre.

Das „Super“ in MH SuperGate scheint also nicht zu untertrieben und das Plug-in beweist, dass es sich manchmal lohnt, über schicke Bedienoberflächen und Marketing-Slang hinaus zu schauen.

Kritik

Das Metric Halo Production Bundle v4 klingt hervorragend, ist stabil, geradlinig zu bedienen und seit Jahrzehnten verlässlich und unter der Haube verbirgt sich jede Menge Know-how. Leider bedeutet das auch „unverändert“. Denn „neumodisches Zeug“ wie Mid/Side, spektrale Bearbeitungen, Mehrkanalfähigkeit oder gar ADAA (Anti-derivative antialiasing) sind hier nicht zu finden. Aber das sieht bei Eventide, SSL und der Horde an beliebigen analogen Emulations-Plug-ins ja eigentlich auch nicht viel anders aus. Hier geht es eben um alltagsbewährte Algorithmen, die auf 98 % der Studioalltagsszenarien passen.

Dafür können sich andere Firmen von der Skalierbarkeit, der individuellen Farbanpassung und der generellen Augenfreundlichkeit bitte eine große Scheibe abschneiden!

Audiodemos:

Peak bei -6 dBFS (normalisiert)
Sprach-Sample wurde von Opa Jott zur Verfügung gestellt
Drums: D16 Drumazon 2, NI Modern Drummer
Ensemble: NI Cuba
Synthesizer: Korg MS-20, Legacy Edition

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Fazit

Das Metric Halo Production Bundle v4 kommt etwas altmodisch daher, aber dafür sind die Plug-ins absolut geradlinig zu bedienen und man kann 100 % des Mix-Alltags mit ihnen bestreiten. Genau so, wie es bei einer guten Hardware-Mixkonsole sein sollte, denn letzten Endes ist die Plug-in-Sammlung genau das. Auch ermöglicht sie zwar die richtigen Mixentscheidungen zu treffen, nimmt einem aber in keinster Weise die Entscheidung ab, was auf der anderen Seite wieder ein wichtiger Teil des Lernprozesses ist, wo die neue Riege von KI-Plug-ins oft genug dazu verleitet, sich zu sehr auf die „Malen nach Zahlen“-Vorgaben zu verlassen. Nicht zuletzt sollte man sich auch die Frage nach der Zukunftssicherheit einer Software-Investition stellen. Sicher, nichts ist für ewig und Software schon gar nicht, aber das Metric Halo Production Bundle zählt bis dato zu den verlässlichsten Lösungen am Software-Markt. Feature-mäßig 2 Sterne, plus 1 Stern für Produktpflege.

Plus

  • Bedienbarkeit
  • Klang
  • Langzeit-Support

Minus

  • kein Mid/Side

Preis

  • 499,- USD (ca. 450,- Euro)
  • Upgrade 99,- USD (ca. 90,- Euro)
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Tai AHU 3

    Mir sind sie als ProTools User in den Neunzigern aufgefallen. Später durch das 2882. Diese PlugIns habe ich nicht wahrgenommen. Zu unrecht, wie mir scheint

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Super Testbericht ! Man liest ja eher selten über Metirc Halo Produkte.

    Der folgende Satz im Bericht hat mich übrigens daran erinnert, dass ich mich weiterhin aufs Musik machen konzentrieren sollte, anstatt den Studio Profi zu mimen:

    „Der EQ biete alle Zwei-Flanken-Filtertypen, dabei ist besonders hervorzuheben, das ab der 2. Ordnung der „Pass Ripple“-Parameter aktiviert wird. Dieser bestimmt die Schwankung der Amplitude innerhalb des Frequenzbandes.“

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